Möwenspur
Ernst sein,
Pascale.“
„Ist es aber! Natürlich würde Hervé euch das Geld
sofort zurückgeben, inklusive der Zinsen. Die Firma
hätte keinen Schaden und Hervé könnte sich vor Gericht für sein Untertauchen verantworten. Das würde
eine kleinere Bewährungsstrafe mit sich bringen.“
„Pascale, ich glaube da sind mir die Hände gebunden.“
Bist du sicher, dass du es nicht kannst?“ fragte Pascale noch einmal. Dann öffnete sie ihre Handtasche und
zog das Bild hervor.
„Natürlich könnte ich auch einfach das Bild deiner
Frau schicken, mit einem schönen Gruß von Hervé
Lescop. Wäre dir das lieber?“ Pascale reichte Gerard
das Bild. Zuerst wollte er es achtlos zur Seite legen,
dann betrachtete er es doch genauer und wurde blass.
„Woher hast du das? Willst du mich erpressen? Wie
viel soll ich dafür bezahlen?“
„Ach Gerard, erpressen würde ich das nicht nennen,
bezahlen sollst du auch nicht dafür. Es genügt völlig,
wenn du die Anzeige zurückziehst. Wie gesagt, natürlich erst, wenn das Geld wieder auf eurem Konto ist.
Du könntest ja sagen, dass ihr damit einem langjährigen Mitarbeiter eine neue Chance einräumen wollt.
Die Firma würde vor der Öffentlichkeit als sehr sozial
dastehen, was nicht schaden kann.“
Pascale sah Gerard an und bemerkte wie er heftig
nachdachte.
„Wenn ich mich nicht dazu bereit erkläre, dann würdest dumeinerFraudasBild senden, sehe ich das
richtig? Was würdest du sagen,wennesmiregalwäre? Womit würdest du mich dann erpressen?“
„Dann Gerard, wäre es mir wenigstens eine Genugtuung, dass du Probleme bekommst. Mein Leben ist
weitgehend zerstört.“
„Das ist nicht mein Problem. Hervé hat doch die Unterschlagung getätigt.“
„Stimmt, aber du wusstest, dass er das Geld in den
nächsten Tagen zurücküberweisen wollte. Du hättest
ihm diese Chance geben können. Du hast nicht einmal
mit ihm gesprochen. Nichts wäre aufgefallen. Ich
weiß, dass diese Unterschlagung falsch war. Aber es
ist nun einmal passiert. Nun gut, wenn du nicht willst,
dann danke ich dir für deine Zeit. Morgen ist das Foto
in der Post.“ Pascale wandte sich um und hoffte, dass
Simon sie nochmals ansprechen würde. Sie hatte die
Hand gerade auf den Türgriff gelegt, als Simon sie
noch einmal rief.
„Ja Gerard“, sagte Pascale und behielt den Türgriff in
der Hand.
„Okay,
ich
versuche die Anzeige zurückzuziehen.
Aber ich werde auf keinen Fall einen Grund nennen
und ich hoffe, dass auch du deinen Mund hältst. Kein
Wort an die Presse oder die Polizei oder an sonst irgendjemanden. Ich bekomme alle Kopien.“
Pascale ließ den Türgriff los und ging auf Simon zu.
Wenn die Anzeige zurückgenommen worden ist, dann
sollst du alles bekommen. Mir liegt nichts daran dein
Leben zu zerstören.“ Dann verließ sie das Büro und
ging grußlos an Julie vorbei, die Treppe hinunter und
verließ das Gebäude. Sie hätte nicht gedacht, dass es
so einfach werden würde. Jetzt mussten sie nur noch
abwarten, bis die Anzeige zurückgenommen wurde.
Zum ersten Mal seit mehr als drei Wochen zeigte sich
ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie war gespannt, was
Hervé sagen würde.
Kapitel 9
Die letzten drei Tage waren ohne weitere Neuigkeiten
vorbeigegangen. Ewen Kerber saß in seinem Büro und
blätterte in den Akten des Mordfalles. Von Marc
Louvin hatte er auch nichts gehört. Er hatte immer
wieder einmal den Drang verspürt, ihn anzurufen und
zu fragen, ob er vielleicht aus Paris Informationen
erhalten habe, ließ es aber dann doch sein. Schließlich
war es sein Fall und Marc hatte Urlaub. Marc hatte
ihm ja schon am Montag in Pont Aven gesagt, dass er
mit seinem Freund ganz gerne ein paar Urlaubstage
verbringen möchte. Während Ewen Kerber immer
noch in den Akten blätterte, um vielleicht doch noch
etwas zu finden, das er bisher übersehen haben könnte, kam sein Kollege Paul Chevrier ins Büro.
„Ewen, du glaubst nicht was mir von der Betrugsabteilung gerade mitgeteilt worden ist. Die BondellaWerke in Rosporden haben die Anzeige gegen Hervé
Lescop zurückgezogen. Der Chef, ein gewisser Monsieur Simon hat die Anzeige persönlich zurückgenommen. Er hat damit argumentiert, dass die Firma
ihr Geld von Hervé Lescop zurückerhalten habe und
dass er seinem langjährigen Mitarbeiter eine zweite
Chance einräumen wolle. Was hältst du davon?“
Ewen Kerber sah erstaunt auf. Das hatte er nicht erwartet. Er sah seinen Kollegen an und meinte nur:
„Interessant, sehr interessant! Was bedeutet das
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