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Möwenspur

Möwenspur

Titel: Möwenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Pierre Kermanchec
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côtier‘ nicht einzusehen.
Nun wandte sie ihren Blick nach Osten, die Richtung,
in die sie zu gehen gedachte. Von hier aus bis zur
Bucht von Rospico war es nicht sehr weit, aber der
Weg führte an den steilsten Passsagen dieses Küstenabschnittes vorbei. Man konnte zwar hinunterklettern
um ans Wasser zu gelangen, aber der Weg war nicht
ganz ungefährlich. Es war ratsam gut aufzupassen und
einen sicheren Tritt zu suchen. Die Felsen waren häufig glitschig durch die Algen.
Es war gerade 21 Uhr und hier waren keine Spaziergänger mehr auf dem Weg. Die meisten Bretonen saßen in ihren Häusern und genossen das Abendessen
und ein Glas Wein oder Cidre. Sie folgte dem Weg
und sah sich die steil abfallenden Felsen genauer an.
Nach wenigen Metern kam sie bereits an der Stelle
vorbei, an der man den Toten gefunden hatte. Die gelben Bänder der Polizeiabsperrungen flatterten immer
noch im Wind. Der Wind hatte bereits sichtbar an ihnen gearbeitet. Julie lächelte still vor sich hin und
folgte dem Weg weiter. Als sie wieder an eine besonders steile Stelle kam, beugte sie sich vorsichtig über
die Abbruchkante und sah hinunter. Sie ging einen
Schritt zurück und drehte sich um. An dieser Stelle
befand sich hinter ihr, auf der dem Meer abgewandten
Seite eine Böschung, die gut und gerne drei Meter
hoch war. Dahinter konnte sie den Zaun eines Gartens
entdecken. Sie blickte zurück und sah niemanden. Sie
zog die mitgebrachten Gartenhandschuhe an, bückte
sich und hob einige Steine auf, die sie nun am unteren
Rand der Böschung zu einem kleinen Hügel auftürmte. Nicht sehr hoch, aber dennoch so, dass sie die
Markierung in der bereits hereinbrechenden Dämmerung erkennen konnte. Sie hoffte, dass ein Spaziergänger die Steine nicht beachten würde. Jetzt hielt sie
Ausschau nach einer Abstiegsmöglichkeit. Der Abstieg sollte nicht allzu schwierig sein, so dass man mit
einem Behälter in der Hand sicher unten ankam. Sie
brauchte nicht lange zu suchen. Etwa zehn Meter entfernt führte ein kleiner Weg die Felsen hinunter. Sie
stieg hinab. Es war ganz einfach, da dieser Pfad angelegt schien, vermutlich von den Bewohnern der umliegenden Häuser. In die Felsen waren kleine Stufen
gehauen, so dass es ein Leichtes war, hinunterzugelangen. Julie erschien diese Stelle sehr passend, fast
schon zu perfekt. Sie ging zufrieden zurück zu ihrem
Haus. Das Tageslicht war beinahe völlig verschwunden. Sie sah auf ihre Uhr, es war jetzt beinahe 21 Uhr
30.
Ihre Stiefel waren etwas feucht geworden, als sie an
den Felsen hinuntergestiegen und in die Pfützen getreten war die sich beim letzten Hochwasser gebildet
hatten. Auch auf dem Gras ihres Gartens hatte sich
schon etwas Feuchtigkeit gebildet. Im Haus angekommen zog sie sich die Stiefel aus und schlüpfte
wieder in ihre Schuhe. Dann reinigte sie ihre Stiefel
sorgfältig. Sie wollte sicher gehen, dass man keine
Spuren vom Sand oder den Felsen finden konnte. Sie
stellte die Stiefel neben die Tür und ging ins Wohnzimmer. Sie hatte heute Abend noch nichts gegessen
aber da sie am Mittag eine ganz gute Mahlzeit zu sich
genommen hatte, beschloss sie, noch ein Glas Wein
zu trinken und anschließend ins Bett zu gehen.
Im Schlafzimmer nahm sie das Bild von der Kommode, Sylvie und sie am Plage de Tahiti von Raguénez.
Sie hatten ihre gemeinsamen Wochenenden gerne hier
verbracht. Tränen kullerten ihr über die Wangen, als
sie das Bild wieder auf die Kommode stellte. Jetzt war
Sylvie schon seit über drei Jahren tot. Julie war noch
immer nicht über den Verlust hinweggekommen. Vier
Männer hatten Schuld an ihrem Tod und keiner hatte
das Verbrechen gesühnt. Julie legte sich aufs Bett und
weinte still.

Kapitel 11
    Robert Le Floch war am Morgen sehr früh aufgestanden und seine zehn Kilometer gejoggt. Nach der Dusche würde er in sein Auto steigen und in die Bretagne fahren. Er hatte schon am gestrigen Abend alles für
die Fahrt vorbereitet. Seine kleine Reisetasche war für
die vier Tage gepackt, das Auto sicherheitshalber
vollgetankt und die Reifen überprüft. Er hatte einmal
eine Reifenpanne, weil der Luftdruck nicht ausreichend gewesen war. Das sollte ihm nicht wieder passieren. Nach dem Duschen ging er in seine Küche und
trank noch eine Tasse Kaffee. Er frühstückte morgens
nicht. So gegen zehn Uhr holte er sich gewöhnlich ein
Croissant aus der Kantine und trank dazu eine weitere
Tasse Kaffee. Er wollte auch heute erst unterwegs
eine Kleinigkeit essen. Ein Croissant war an jeder
Raststelle zu bekommen. Er

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