Möwenspur
Polizei verbunden.
„Bitte erklären Sie uns genau wo sie sich zurzeit befinden!“ sagte der Beamte mit ruhiger Stimme und es
hatte den Anschein als ob er Annick beruhigen wollte.
Hatte sie so aufgeregt geklungen?
„Wenn ich es richtig einschätze, befinde ich mich auf
dem Küstenweg zwischen den Straßen von Kerliou
und Kerascoët. Sie werden über den Waldparkplatz
vor dem Strand von Raguénez anfahren müssen. Ich
glaube nicht, dass es eine andere Möglichkeit gibt.“
Marc Marson stimmte ihr zu, denn er kannte die Stelle. Erst vor einer Woche hatten sie dort einen Toten
gefunden. Immer traf es ihn. Auch beim letzten Toten
hatte er Dienst gehabt und jetzt gab es schon wieder
einen Toten, an beinahe derselben Stelle. Er rief seinen Kollegen Claude Ylian und teilte ihm die Neuigkeit mit.
„Merde, warum immer wir. Jetzt können wir schon
wieder diesen ganzen Papierkram erledigen, über die
Felsen klettern und die Fundstelle absperren bis die
Herren aus Quimper eintreffen.“
Marson hatte inzwischen die Information an die police
judiciaire in Quimper weitergegeben. Dann fuhren sie
an die Fundstelle. Vom Auto aus informierten sie die
Ambulanz und die Feuerwehr. Die waren ausreichend
ausgestattet um die Leiche hochholen zu können.
*
Nachdem der Anruf des Polizisten Marson Quimper
erreicht hatte wurde der Polizeiapparat in Bewegung
gesetzt. Spurensicherung und Rechtsmediziner machten sich auf den Weg an die Küste hinter Névez.
Auch Ewen Kerber wurde informiert. Er lag noch im
Bett als das Telefon klingelte. Sonntags genoss er
länger im Bett zu liegen. Daher war seine Laune nicht
gerade strahlend als das Telefon ihn aus
seinem
Traum weckte.
„Kerber, brummte er misslaunig in die Telefonmuschel.“
„Tut mir leid Chef, dass ich dich an einem Sonntagmorgen zu so früher Stunde wecke.“ sagte Paul
Chevrier. „Aber es hat wieder einen Toten gegeben.
Ziemlich genau an der gleichen Stelle wie der vom
letzten Sonntag. Wir wurden gerade von Névez informiert. Eine junge Joggerin hat die Leiche gefunden. Wie es aussieht, ein identischer Mord, inklusive
der Fischabfälle.“
„Ich bin sofort fertig Paul, du kannst mich in zehn
Minuten abholen, dann fahren wir gemeinsam hin.“
Ewen Kerber sprang aus dem Bett. Jetzt erst bemerkte
er, dass er alleine im Schlafzimmer war. Carla war
nicht mehr da. Er ging ins Bad, duschte schnell und
zog sich an. Als er nach unten kam, sah er Carla am
Küchentisch sitzen und einen Kaffee trinken. Sie lächelte als er eintrat.
„Du, so früh hier unten? Der Anruf gerade galt also
dir. Du warst bereits am Telefon bevor ich abnehmen
konnte.“
„Ja, es war Paul. Wir haben schon wieder eine Leiche.
Paul holt mich in wenigen Minuten ab. Ich muss sofort los.“ Er gab seiner Freundin einen Kuss und
schnappte sich seinen leichten Mantel, der an der
Garderobe hing und ging zur Haustür. Er wusste, dass
Paul jeden Augenblick hier eintreffen würde. Ewen
durchquerte den Garten und trat auf die Straße. Der
Wagen hielt an und Ewen stieg ein. Paul fuhr sofort
weiter. Unterwegs informierte er Ewen über das was
man bis jetzt wusste.
Als sie am Tatort ankamen, stellte Ewen fest, dass er
schon wieder nicht die richtigen Schuhe für einen
Tatort an der Küste angezogen hatte. Seine Schuhe
glichen beinahe denen der Opfer. Es war die Macht
der Gewohnheit, anstelle von Stiefeln normale Straßenschuhe anzuziehen. Der Polizist Marson, der als
erster am Tatort war begrüßte den Kommissar und
zeigte ihm den Weg hinunter, einige Meter entfernt.
Ewen sah die junge Frau, die neben dem zweiten Polizisten stand und ihre Personalien notierte.
„Ich möchte mit der Frau die den Toten gefunden hat
nachher noch sprechen!:“ sagte er zu Marson.
„Das habe ich mir schon gedacht, die Frau weiß Bescheid und wartet hier auf Sie.“
Ewen ging zur Leiche. Trotz der falschen Schuhe kam
er erstaunlich gut zurecht als er hinunterstieg. Er bemerkte, dass man hier einen Absatz in die Felsen gehauen hatte. Als er an der Leiche stand, erkannte er
die große Übereinstimmung mit den letzten beiden
Morden. Auch hier waren wieder Fischabfälle über
die Leiche gestreut. Der Mann hatte das Alter der beiden anderen, um die dreißig, er trug einen feinen Anzug und teure Schuhe. Die Rolex an seinem Handgelenk ließ einen Raubmord unwahrscheinlich erscheinen. Das Portemonnaie fehlte auch hier. In dem Jackett fand man einen Autoschlüssel mit dem Emblem
von Porsche. Noch ein Porsche, dachte sich Ewen.
Yannick Detrou trat an ihn
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