Möwenspur
und ging erneut nach oben.
*
Ewen Kerber rief Marc Louvin an um ihm von dem
neuerlichen Fund zu berichten.
„Was, schon wieder eine Leiche an der gleichen Stelle?“ Marc Louvin war sichtlich getroffen.
Gerard saß neben Marc und blätterte in dem OuestFrance als sein Freund mit dem Kommissar telefonierte.
„Nicht nur an der gleichen Stelle, auch das exakte
Vorgehen wie bei den beiden anderen Fällen. Wieder
fehlt das Portemonnaie und es ist kein Auto zu finden.
Ich wette es steht wieder auf dem Parkplatz in Pont
Aven. Ich schätze, dass der Tote einer der beiden
noch ausstehenden Männer der damaligen Vergewaltigung ist. Wenn wir jetzt schon genau wüssten welchen Robert Le Floch oder welchen Jean-Marie
Morvan wir suchen, dann hätten wir schneller die Zulassung der Autos.“ Ewen Kerber wartete auf eine
Antwort von Marc.
„Wir können natürlich wieder das Bild des Toten im
Fernsehen veröffentlichen. Vielleicht kommen wir
dann schneller ans Ziel.“
„Ja, das wäre eine Möglichkeit, aber ich fahre dennoch nach Pont Aven und sehe mir den Parkplatz an.
Vielleicht kommt unser Opfer ja auch aus Paris?
Diesmal nehme ich mir den Autoschlüssel des Toten
mit um gleich feststellen zu können zu welchem Porsche er gehört. Der Schlüsselbund trägt nämlich ein
Porsche Emblem. Das gute an diesen Funkschlüsseln
ist, dass man einfach draufdrückt und schon blinkt das
dazugehörige Auto. Bei der Entwicklung dieser
Schlüssel hat man bestimmt an die Kriminalpolizei
gedacht um ihnen die Arbeit zu erleichtern.“
Ewen lachte bei dieser Bemerkung und gab Marc
noch einige Details bekannt, aber im Wesentlichen
hatte er ihm bereits alles gesagt.
Sie hatten immer noch nichts wirklich Brauchbares
gefunden. So einen Fall hatte er noch nie. In der Regel fand man irgendeine Kleinigkeit, ein Haar, einen
Fingerabdruck, Sperma oder was auch sonst noch an
Indizien zu verwerten ist. Aber nichts, rein gar nichts
zu finden, das war absolut neu für ihn.
„Sag bloß ihr habt schon wieder eine Leiche gefunden?“ fragte Gerard seinen Freund als dieser das Telefon zur Seite gelegt hatte.
„Ja, wieder ein junger Mann im Anzug, wieder ohne
Papiere und wieder ohne einen Hinweis auf ein Verbrechen, abgesehen von den Fischabfällen. Es ist
schon eine erstaunliche Geschichte. Würdest du jemanden umbringen, so dass man auf einen Unfall
schließen muss und anschließend durch das Verteilen
von Fischabfällen die Polizei auf einen Mord hinweisen?“
„Nein, auf diese Idee käme ich nicht Marc. Aber man
muss vielleicht das Motiv genauer kennen. Vielleicht
sind diese Abfälle ja auch ein Ablenkungsmanöver?
Vielleicht will der Täter damit von sich ablenken und
auf jemand anderen hinweisen. Nehmen wir an ich bin
Arzt und beschmiere die Leiche mit Resten von Motorenöl. Dann könnte die Polizei doch denken, dass der
Mörder in einer Autowerkstätte arbeitet. Findest du
nicht?“
„Hmm.“ Marc sah seinen Freund an. Gerard hatte
wohl Spaß daran gefunden kriminalistisch zu denken,
denn er fuhr fort.
„Nun stell dir vor, ich gehe mal von einer Frau als
Täterin aus, die Mörderin will, dass man jemand anderen verdächtigt. Wie könnte sie das anstellen. Nur
dadurch, dass sie keine eigenen Spuren hinterlässt und
gleichzeitig eine Spur auf eine andere Person lenkt.
Was hältst du von der Idee?“
Marc Louvin hatte seinem Freund genau zugehört. Er
war es gewesen der ihn auf die Idee gebracht hatte
eine Frau könne einen Mann in die Bretagne locken.
Wenn er damit recht haben sollte, dass eine Frau hinter den Morden steckt und einiges deutete ja daraufhin, warum sollte er nicht wieder eine gute Idee vorgetragen haben?
„Man sollte diesen Einfall durchaus verfolgen Gerard.
Deine Überlegung hat etwas.“
Gerard Martinou wechselte das Thema.
„Hast du gelesen, im Ouest France steht, dass sich
Hervé Lescop der Polizei gestellt hat, wegen der Unterschlagung. Die Firma Bondella hat die Anzeige
gegen ihn zurückgezogen. Der arme Hervé musste
schon sehr verzweifelt gewesen sein, dass er eine Unterschlagung begangen hat.“
Gerard Martinou hatte Marc die Nachricht beiläufig
mitgeteilt. Marc war aber aufgefallen, dass er von
dem ‚armen Hervé‘ gesprochen hatte.
„Ewen hat mir davon erzählt als wir miteinander telefonierten. Kennst du den Mann?“
„Ja, klar kenne ich ihn, aber nicht sehr gut. Wir haben
manchmal gemeinsam in Pont Aven Boule gespielt.
Es gibt da einen Club in den ich vor beinahe zehn Jahren eingetreten bin. Du weißt doch, dass ich
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