Möwenspur
zur Treppe. Als sie am Heizungsraum vorbeikam dachte sie an die Tasche von Robert,
die sie gestern in den Ofen gesteckt hatte. Sie legte
die Tüte und die Baguette auf die Treppe und warf
einen Blick in den Ofen. Sie öffnete die Ofentür und
sah die enorme Glut im Ofen. Von der Tasche oder
den anderen Dingen war nichts mehr zu sehen. Sie
nahm den Schürhaken und wühlte etwas in der Glut.
Alles schien sehr gut verbrannt zu sein. Julie legte
noch einmal drei große Holzstücke auf. Das Feuer
sollte ruhig den ganzen Tag über brennen, umso sicherer war sie, dass auch wirklich alles verbrannt war.
Die Asche wollte sie später entsorgen und sie im
Blumenbeet im hinteren Teil des Gartens vergraben.
Julie ging mit den Croissants und der Baguette nach
oben, machte sich einen guten Kaffee, setzte sich auf
das Sofa im Wohnzimmer und blickte aufs Meer hinaus.
Die Polizisten und die anderen Menschen die den
Weg seit einer guten Stunde bevölkert hatten schienen
aufgeregt hin und her zu gehen. Julie wusste nur zu
genau, dass der Leichnam gefunden worden war.
Schwer war es ja nicht gewesen, die Vögel halfen bei
der Suche. Die zweite Tasse Kaffee war schon geleert
als es an der Haustür klingelte. Julie stand auf und
ging zur Tür.
Ein junger Polizist stand vor ihr und als er sie sah fing
er leicht zu stottern an.
„Ah, äh, entschuldigen Sie die Störung. Mein Name
ist Ylian.“ sein Blick haftete an ihrer Joggingjacke,
die sie zu schließen vergessen hatte als sie an die Tür
kam. Der Reisverschluss war bis weit unter den
Brustansatz geöffnet, so dass ihre Brüste beinahe ganz
zu sehen waren. Julie bemerkte es und zog den Reisverschluss etwas nach oben.
„Ja,“ sagte sie. „Sie wünschen?“
Claude Ylian hatte sich gefasst und sah Julie nun in
die Augen. Eine schöne Frau, dachte er.Erwusstegar
nicht, dass ein solches Geschöpf in der Gemeinde
wohnte.
„Wir untersuchen einen Unfall der sich an den Klippen abgespielt hat. Haben Sie vielleicht gestern zwischen 21 und 22 Uhr irgendetwas bemerkt. Einen
Fremden der auf dem Küstenweg vorbei gegangen ist
oder auch sonst etwas Ungewöhnliches?“
Julie lächelte Ylian mit einem bezaubernden Lächeln
an.
„Nein Monsieur le Commissaire, ich habe gar nichts
gesehen. Ich bin gestern sehr früh ins Bett gegangen
weil ich entsetzliche Migräne hatte.“
„Ich bin kein Commissaire nur ein einfacher Polizist.“ verbesserte er Julie. Dann bedankte er sich bei
ihr und verließ die Haustür. Er hörte wie die Tür hinter ihm geschlossen wurde. Hoffentlich hat sie nicht
gemerkt wie heiß es mir bei ihrem Anblick geworden
ist. Wenn ich mit dieser Frau einmal zum Tanz gehen
könnte, dann wäre das ganze Finistère auf mich neidisch. Er bestieg sein Fahrzeug wieder und fuhr zum
nächsten Haus.
Julie musste ein wenig grinsen als sie die Tür hinter
sich schloss. Sie hatte ihre Jacke nicht bewusst offenstehen gelassen. Die Wirkung die sie auf Männer ausübte kannte sie nur zu genau. Den jungen Polizisten
hatte sie ganz schön durcheinander gebracht. Zufrieden begab sie sich wieder aufs Sofa.
An diesem Wochenende wollte sie länger im Haus
verweilen als beim letzten Mal. Sie musste erst am
Donnerstag wieder in der Firma sein. Ihr Chef war
von Montag bis Mittwoch bei einem auswärtigen
Termin und Julie konnte so drei Tag Urlaub nehmen.
Durch ihre vielen Überstunden konnte sie ohne weiteres drei Urlaubstage einschieben.
Sie würde von hier aus zum Bahnhof von Rosporden
fahren. Jean-Marie Morvan, der letzte auf ihrer Liste,
sollte morgen ankommen. Es war deutlich schwieriger
gewesen ihn in die Bretagne zu bekommen.
Ausnahmsweise hatte sie eine Reise nach Toulouse unternehmen müssen um mit ihm in Kontakt zu treten.
„Mal sehen,“ dachte sie sich als sie in den blauen
Himmel sah dersichüberder Bretagne wölbte, „mal
sehen wie der Plan läuft.“
Am späten Nachmittag holte sie die Asche aus dem
Ofen, säuberte ihn gründlich und trug die Asche in
den Garten. Schnell war das Loch gegraben und die
abgekühlte Asche darin versenkt. Sie verteilte den
Boden wieder über der Stelle, harkte dann noch das
ganze Beet und nahm auch noch die wenigen Unkräuter, die seit der letzten Woche gewachsen waren heraus. Danach zündete sie ein neues Feuer im Ofen an
und legte kräftig Holz hinein. Es sollte sich ganz
schnell wieder eine größere Menge Asche bilden. Da
sie nicht so häufig im Haus war, waren noch genügend Holzvorräte vorhanden. Die neue Asche könnte
man sogar untersuchen, dachte sie sich
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