Möwenspur
Frauen wieder einzuholen.
Kapitel 15
Am Montag ging Julie Guillo so gegen 10 Uhr ins
Polizeipräsidium von Quimper.
Zuvor hatte sie ihrem Chef und Geliebten gesagt, dass
sie eine Vorladung bekommen habe. Sie müsse sich
umgehend in Quimper bei einem Kommissar Ewen
Kerber melden. Sie wisse zwar nicht um was es geht,
vermutete aber, dass es sich um Hervé Lescop handelte. Lescop, so hat sie in der Zeitung gelesen, hatte
sich der Polizei gestellt. Sie sah ihren Chef an und
fuhr fort:
„Du hast die Anzeige gegen Monsieur Lescop zurückgenommen stand in der Ouest France. Ist das richtig?“
„Ja.“ sagte Gerard Simon und sah seine hübsche Sekretärin an.
„Ich wollte ihm eine zweite Chance geben, der Mann
ist ein ausgezeichneter Fachmann auf seinem Gebiet
und er hat den Schaden wieder in Ordnung gebracht.“
„Ich finde
du hast richtig gehandelt.“ sagte Julie
Guillo. Da sie alleine im Büro waren traute sie sich
ihm einen Kuss zu geben bevor sie das Büro verlies.
Dann drehte sie sich aber doch noch einmal um und
meinte:„Du hast schon lange keine Zeit mehr für mich
gehabt, wie wäre es heute Abend?“
Simon sah seine Sekretärin an. Ja es stimmte, er war
in den letzten Tagen sehr beschäftigt gewesen, vor
allem wegen Hervé Lescop. Er überlegte kurz und
sagte ihr dann, dass er so gegen 20 Uhr frei wäre.
„Okay, bei mir um acht!“ sagte Julie. Ihr Haus lag
etwas außerhalb von Melgven, in dem ‚Lieu dit Kermanchec‘ und hatte keinen direkten Nachbarn. Daher
war es vernünftiger sich bei ihr zu treffen anstatt in
einem Restaurant oder Hotel.
*
Als Julie Guillo um zehn Uhr im Kommissariat angekommen war, wurde sie schon erwartet. Kommissar
Ewen Kerber und sein Kollege Paul Chevrier baten
die Polizisten am Empfang, Julie Guillo ins Vernehmungszimmer zu führen. Als sie eintrat stellten die
beiden Kommissare fest, dass diese Julie Guillo
durchaus so aussah, dass sie einen Mann schnell verführen konnte. Sie passte rein äußerlich gut in ihr Täterprofil.
„Nehmen Sie Platz Madame Guillo!“ Ewen war aufgestanden und hatte ihr einen Stuhl zurecht gerückt.
„Danke.“ sagte Julie und setzte sich mit einem gewissen Unbehagen. Unruhig rutsche sie auf dem Stuhl hin
und her. Sie schien sehr aufgeregt und nervös zu sein.
Den Kommissaren blieb dies nicht verborgen und
Ewen hatte den Eindruck, dass sie eine gewisse Angst
vor dem Verhör hatte.
„Madame Julie Guillo, das ist Ihr Name?“
„Ja, das stimmt genau. Können Sie mir sagen weshalb
Sie mich hierher bestellt haben. Ich kann Ihnen sicherlich nicht viel sagen zu Hervé Lescop. Ich habe
nie sehr viel mit ihm zu tun gehabt. Ich war und bin
nur die Sekretärin von Monsieur Simon.“
„Madame Guillo, würden Sie bitte nur unsere Fragen
beantworten. Es geht im Augenblick nicht um Lescop.
Würden Sie für das Protokoll nochmals ihren Namen
und ihren Wohnort wiederholen.“
„Mein Name ist Julie Guillo und ich wohne in Melgven, Lieu dit Kermanchec, ich wohne alleine und bin
nicht verheiratet.“
„Können Sie uns sagen was sie am letzten und am
vorletzten Samstag, sagen wir jeweils zwischen 20
und 23 Uhr gemacht haben?“
„Was ich am letzten und am vorletzten Samstag gemacht habe? Lassen Sie mich nachdenken. Ich war an
beiden Tagen um diese Zeit zu Hause.“
„Kann das jemand bestätigen, Madame Guillo?“
„Würden Sie mir vielleicht jetzt endlich sagen warum
Sie mich nach den beiden Samstagen fragen. Um was
geht es hier denn?“ Julie Guillo war jetzt noch nervöser geworden als zu Beginn der Befragung.
„Sagen Sie uns doch einfach ob jemand das Bestätigen kann?“ Ewen Kerber blieb ganz ruhig.
„Nein, ich sagte Ihnen schon, dass ich alleine wohne.
Wenn ich zu Hause bin dann habe ich keine Zeugen.“
„Wo arbeiten Sie Madame Guillo?“
„Aber das wissen Sie doch, bei der Firma Bondella.
Ich bin die Sekretärin von Monsieur Simon, unserem
Direktor.“
„Was verarbeitet Bondella? Nur Gemüse oder haben
Sie auch andere Produkte die sie in Rosporden verpacken?“
„Wir sind spezialisiert auf Gemüse.“
„Haben Sie auch mit Fisch zu tun?“
„Gott bewahre, ich habe genug von dem Fischgestank. Es hat mir gereicht, dass mein Vater immer
danach riecht wenn er nach Hause kommt.“
„Ihr Vater? Was macht ihr Vater beruflich?“ Ewen
war hellhörig geworden bei der Erwähnung von Fisch.
„Mein Vater hat eine kleine Fischmehlfabrik in Concarneau. Er verarbeitet die Abfälle von den Konservenfabriken.“
„Wann haben Sie ihren Vater zum letzten Mal
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