Möwenspur
Isabelle.“ sagte
Jean-Marie und sprach so, als hätten sie sich schon hundert Male getroffen.
„Ich freue mich auch,“ sagte Julie und dann, „ich muss
dir aber noch etwas beichten. Ich heiße nicht Isabelle,
mein richtiger Name ist Julie. Ich war mir nicht sicher ob
du es ernst meinen würdest und wollte meine Identität
daher nicht sofort preisgeben. Kannst du mir verzeihen?“
Jean-Marie sah sie zuerst etwas konsterniert an, meinte
dann aber nur: „Ist doch eigentlich egal. Namen sind
Schall und Rauch. Du bleibst ja dieselbe.“
Als sie nach einer halben Stunde in den fast schon parkähnlichen Garten in der Nähe von Raguénez fuhren und
sie mit der Fernbedienung die Garage öffnete, stellte
Jean-Marie fest, dass sie für eine Studentin ein herrliches
Anwesen habe.
“Isabelle ist eine Studentin, Julie ist leider nur eine Sekretärin. Das Haus habe ich von meinem Onkel geerbt.
Ich bin sehr gerne hier. Aber wir werden noch viel Zeit
haben über alles zu sprechen. Ich zeige dir jetzt zuerst
einmal das Haus und wo du schlafen wirst…
Jean-Marie war etwas irritiert. Aber er ließ es sich nicht
anmerken, es kam ja nicht auf eine Nacht an.
Julie zeigte ihm das Haus und Jean-Marie war sehr beeindruckt. Die Lage des Hauses war einfach phantastisch. Dieser freie Blick aufs Meer und auf die Küste war
schon einmalig. Auch sonst war das Haus sehr ansprechend. Das große Wohnzimmer mit den herrlichen alten
Möbeln entsprach ganz seinen Vorstellungen. Nachdem
sie durch das ganze Haus gegangen waren kündigte Julie
an, dass sie jetzt ihr Abendessen zubereiten wolle.
„Es wird sicherlich nicht so luxuriös werden wie bei dir
in Toulouse, aber ich werde mir Mühe geben, ein gutes
Mahl zuzubereiten. Zuerst nehmen wir aber noch einen
Aperitif ein.“
Julie
ging
zum
Kühlschrank und holte
eine
Flasche
Champagner heraus. Wie bei dem letzten Gast, so war es
auch diesmal wieder eine Flasche ‚Veuve Clicquot‘.
„Ganz mein Geschmack!“ sagte Jean-Marie als er die
Flasche sah.
Steht ja auch auf Facebook, dachte sich Julie.
Julie holte zwei Gläser aus der Vitrine im Wohnzimmer und gab Jean-Marie die Flasche um sie zu öffnen.
Dann stießen sie auf ihre gemeinsame Zukunft an.
„Auch wenn du noch etwas unsicher bist, Isabelle, äh
Julie, ich bin mir sicher, du bist die Frau meines Lebens.“
Nachdem Julie ihr Glas zur Hälfte leergetrunken hatte, begab sie sich in die Küche. Sie wollte ganz
schnell etwas kochen. Einen Krabbencocktail als Vorspeise hatte sie bereits vorbereitet und den Loup de
mer, den sie am frühen Nachmittag aus dem Tiefkühler geholt hatte, sollte es als Hauptgang geben. Zum
Dessert gab es Crêpes. Die Beilage war sehr schnell
ausgewählt, sie entschloss sich zu diversen Gemüsen
und einem kleinen Salat. Sie brauchte nicht sehr lange
für die Vorbereitung. Sie war eine geübte und gute
Köchin. Auch früher für Sylvie war sie es die gekocht
hatte. Sylvie war nicht so häuslich wie Julie gewesen
und so war es Sylvie leicht gefallen, ihr die Küche zu
überlassen.
Jean-Marie sah ihr vom Wohnzimmer aus bei der Arbeit zu. Er unterhielt sich mit ihr und erzählte von
seiner Arbeit. Er füllte ihr Glas noch einmal mit
Champagner und brachte es in die Küche. Bevor sie
den Tisch im Wohnzimmer deckte, gab sie ihm eine
Flasche Rotwein zum öffnen.
Das Abendessen verlief sehr harmonisch und JeanMarie war immer überzeugter, dass Julie genau die
richtige Frau für ihn sei. Immer wieder betrachtete er
ihre hinreißende Figur, wenn sie an ihn vorbeiging
oder ihn bewusst streifte. Seine Geduld wurde schon
auf eine harte Probe gestellt. Am liebsten wäre er bereits vor dem Dessert mit ihr ins Bett gegangen. Aber
er wusste, dass er mindestens noch bis morgen warten
musste.
Nach dem Dessert schlug Julie vor, noch einen kleinen Spaziergang zu machen.
„Hast du gute Schuhe für einen Spaziergang an der
Küste dabei?“ fragte sie ihn.
„Nun, vielleicht nicht die Idealen, aber es sind Schuhe
mit denen man über Steine gehen kann. Ich habe mir
sie extra eingepackt.“
„Dann solltest du sie anziehen und vergiss nicht eine
Jacke mitzunehmen. Es ist schon etwas später und es
könnte kühl werden.“ JuliegingindenKellerund
holte ihre Gummistiefel. Sie trug immer diese Stiefel
wenn sie an die Küste oder an den Strand ging. Sie
konnte dann auch durch die Pfützen gehen und durch
die kleinen Rinnsale, die das Wasser bildete.
Nach wenigen Minuten kam Jean-Marie nach unten.
Er trug ein paar Timberland Schuhe und eine
Weitere Kostenlose Bücher