Möwenspur
judiciaire.“ stellte er sich dem
Notarzt vor.
„Gehen Sie von einem Tötungsdelikt aus?“ fragte der
Arzt und sah Roudant an.
„Nein, aber wir müssen sicher gehen, dass es ein Unfall
war.“
„Nun, an der Leiche konnte ich im ersten Moment nichts
sehen was auf eine Fremdeinwirkung hinweisen würde.
Die Leiche hat keinerlei Wunden die von einem Schlag
oder einer Waffe stammen. Genaueres wird ihnen sicherlich der Pathologe nach der Obduktion sagen können.“
„Danke Herr Doktor.“ sagte Roudant und wandte sich
wieder an den jungen Polizisten. Wir sollten dennoch die
Spurensicherung kommen lassen.“
„Ich rufe sie sofort an,“ sagte der Polizist und fuhr dann
fort, „sehen Sie hier,“ er zeigte auf den Stein. „Ich vermute, dass der Mann auf diesem Stein ausgerutscht ist.
Er hat ihn sogar etwas aus seiner Lage verschoben. Der
Boden unter dem Stein ist noch ganz feucht, er ist noch
nicht sehr lange verschoben.“
Kommissar Roudant sah auf den Stein und nickte. Er
hatte natürlich auch von den drei mysteriösen Morden
bei Concarneau gehört. Hier gab es schon einen deutlichen Unterschied. Es fehlten die ominösen Fischabfälle
und es gab eine Person die den jungen Mann kannte.
Seine Freundin saß vorne im Krankenwagen. Er wollte
sie verhören, aber zuerst musste der Ort gründlich untersucht werden.
Die Absturzstelle war bereits mit dem gelben Tatortband
abgesperrt, was dazu führte, dass die Passanten auf dem
Weg nun eine kleine Böschung hochklettern mussten um
oberhalb der Absturzstelle vorbei zu gehen. Auch Kommissar Roudant stellte fest, dass dieser Fußweg sehr eng
war und nicht ganz ungefährlich. Vielleicht war es nur
Glück gewesen, dass sich hier noch nie ein Unfall ereignet hatte.
Die Spurensicherung traf ein und die Leute begaben sich
sofort an die Arbeit. Sie mussten über die Leiter hinunter
zum Fundort steigen. Die Leiche lag noch immer dort
unten und der Abstieg mit dem ganzen Material schien
schwierig zu sein. Ein Feuerwehrmann schlug vor, dass
es ungefährlicher wäre wenn die Leute ohne die Koffer
hinabsteigen würden und man ihnen die Koffer an einem
Seil hinablässt.
Kommissar Gilles Roudant ging zum Krankenwagen und
überließ der Spurensicherung den Ort des Geschehens.
„Kann ich mit der Frau sprechen?“ fragte er den Arzt der
sich um Julie gekümmert hatte.
„Ja, das dürfte kein Problem sein.“
Kommissar Roudant ging zu Julie.
„Kommissar
Roudant
von der
police
judiciaire
aus
Brest.“ stellte er sich vor. „Ich habe noch einige Fragen
an Sie.“
Julie drehte sich zu dem Kommissar um und lächelte ihn
zaghaft an.
„Bitte fragen Sie, ich bin aber noch ganz durcheinander.
Wir haben uns geliebt und wir waren so glücklich und
jetzt…“, sie begann erneut zu schluchzen.
„Ich kann Sie gut verstehen,“ sagte Roudant, „aber es ist
dennoch nötig, dass ich Ihnen einige Fragen stelle.“
„Ich verstehe, fragen Sie nur.“
„Sagen Sie mir doch bitte erst Ihren vollständigen Namen und Ihre Adresse.“
„Mein Name ist Julie Peguez und ich wohne in Concarneau am Place Duquesne. Mit meinem Freund war ich in
Névez, genauer gesagt im Lieu dit Kerliou. Ich habe dort
ein Haus, das ich an den Wochenenden und im Urlaub
bewohne. Ich habe es von meinem Onkel geerbt.“
„Wie kam es zu dem Unfall, können Sie mir den Hergang genau schildern?“
„Wir wollten den Leuchtturm besteigen und die Sicht
genießen. Aber an der Kasse hatte man uns gesagt, dass
wir eine halbe Stunde warten müssen da der Andrang zu
groß sei. Jean-Marie kaufte die Eintrittskarten und steckte sie ein, dann wollten wir uns die Zeit vertreiben und
den kleinen Weg bis zu den Bunkern gehen. Als wir
dann an die Stelle kamen…“, Julie hielt kurz ein und
Roudant konnte sehen wie Tränen über ihre Wangen
kullerten. „…als wir dann an die Stelle kamen…“, Julie
wiederholte den letzten Satz, „küsste er mich. Wir küssten uns. Jean-Marie drehte sich dann zum Meer und
machte mich auf ein langsam vorbeisegelndes Boot aufmerksam und sagte noch, dass er sich so ein Boot gerne
kaufen würde. Dann wankte er als er einen Schritt nach
vorne machen wollte. Ein Stein unter seinem rechten Fuß
war wohl verrutscht. Er verlor das Gleichgewicht. Ich
hatte mir gerade meine Schuhe frisch binden wollen und
kniete am Boden. Er streckte mir noch die Arme entgegen aber ich konnte nicht schnell genug nach ihnen greifen. Ich rief sofort um Hilfe und hoffte, dass man ihm
noch helfen konnte. „Aber…“ Julie schien der
Weitere Kostenlose Bücher