Möwenspur
Atem zu
stocken, „…aber er ist …tot, nicht wahr, er ist tot!?“ Sie
sah Roudant an.
„Ja, Ihr Freund ist tot. Einen solchen Sturz kann niemand
überleben, nicht an diesen Felsen. Aber sagen Sie mir
doch bitte
zuerst
seinen vollständigen Namen. JeanMarie habe ich bereits mitbekommen.“
„Er heißt Jean-Marie Morvan.“
„Danke! Wissen Sie, wir haben ein Problem mit seinem
Tod und er bereitet uns einiges Kopfzerbrechen. Vielleicht wissen Sie, dass an der Küste des Finistère in den
letzten Wochen, wenn wir Ihren Freund dazu zählen vier
Menschen zu Tode gekommen sind. So viele wie in den
letzten sechs Jahren nicht. Sie werden verstehen, dass
wir daher jeden einzelnen Fall genau untersuchen müssen. Zumal wir davon ausgehen müssen, dass die drei
anderen Toten eindeutig ermordet worden sind.“
„Ermordet? Wer ermordet denn Menschen die spazieren
gehen? Ich hoffe, dass Sie mir nicht unterstellen
JeanMarie ermordet zu haben?“
„Madame Peguez ich unterstelle Ihnen gar nichts. Aber
ich muss diese Fragen stellen und ich glaube, dass Sie
die Aussage auch nochmals in Quimper beantworten
müssen, denn wenn ich es richtig in Erinnerung habe,
dann sind die letzten beiden Toten genau dort gefunden
worden wo Sie den gestrigen Tag mit ihrem Freund verbracht
haben, sie
sagten mir
gerade
der
Ort
hieße
Kerliou?“
„Ja. Wir waren in Kerliou!“
„Mein Kollege, Ewen Kerber, der diese Morde aufzuklären versucht wird daher sicherlich mit Ihnen sprechen
wollen. Ich muss Sie jetzt noch bitten, dass Sie mit meinen Kollegen ins Präsidium nach Brest fahren. Wir müssen ihre Fingerabdrücke abnehmen, falls sich doch noch
etwas anderes als ein Unfall herausstellen sollte.“
Julie sah den Kommissar mit großen Augen an.
„Sie glauben also doch, dass ich meinen Freund umgebracht habe! Natürlich müssen Sie ihre Arbeit machen
aber Sie können sich nicht vorstellen wie mich das
schmerzt. Ich habe Jean-Marie geliebt.“
„Wie lange kannten Sie sich schon?“
„Wir kannten uns noch nicht so lange. Wir haben uns bei
meinem Aufenthalt in Toulouse zufällig in einem Kaffee
kennengelernt.“
„Wann war das genau?“ fragte Roudant.
„Das war genau am 16. April diesen Jahres. Das werde
ich nie vergessen. Es war auf der Terrasse einer Brasserie auf dem Place du Capitol. Es war Liebe auf den ersten Blick. Bereits einige Stunden später waren wir zum
Abendessen ins Restaurant ‚Les Jardins de l’Opéra‘ gegangen und haben anschließend die Nacht miteinander
verbracht.“
„Waren Sie in dieser Nacht in seiner Wohnung in Toulouse?“
„Nein, wir waren in der Wohnung eines Freundes, der
nach China gereist war. Aber ich kann Ihnen nicht sagen
wie der Freund heißt. Das hat mich damals nicht interessiert. Ich selber hatte ein Zimmer in einem Hotel gebucht. Warten Sie, mir fällt der Name gleich ein.“ Julie
tat als würde sie nachdenken.
„Ich hab´s, es war das Hotel du Taur in Toulouse. Ich
war aber nur zwei Nächte dort.
„Warum waren Sie nach Toulouse gefahren. Hatte es
einen speziellen Grund?“
„Aber ja, Toulouse ist ja nicht unbedingt eine Stadt die
man gesehen haben muss, wie London oder Paris. Ich
liebe aber Kunst und die Malerei und fotografiere auch
sehr gerne. In Toulouse gibt es das Augustiner Museum,
das in dem herrlichen alten Augustinerkloster untergebracht
ist. Außerdem
habe
ich das
Saint-RaymondMuseum aufgesucht in dem sich eine große Kunstsammlung aus der römischen Zeit befindet. Es sind seltene
Fundstücke. Ich bin also für ein kurzes Kunstwochenende dorthin gefahren. Wenn Sie Glück haben, dann habe
ich die Eintrittskarten noch zu Hause.“
„Madame Peguez, im Moment wäre das alles was ich an
Fragen habe. Mein Kollege wird mit Ihnen jetzt nach
Brest fahren. Ach, eine Frage hätte ich doch noch. Was
wollten Sie nach der Besichtigung des Leuchtturmes
machen?“
„Wir hatten ein kleines Picknick vorbereitet, es steht in
einer Kühlbox in meinem Auto. Kann ich mit meinem
Auto nach Brest fahren?“
„Tut mir sehr leid Madame Peguez, aber wir müssen
ihren Wagen zuerst noch genau untersuchen. Es ist reine
Routine und hat nichts mit einem Verdacht gegen Sie zu
tun. Außerdem sollten Sie in Ihrem Zustand jetzt nicht
autofahren.“
Gilles Roudant verabschiedete sich und überließ die Frau
dem Kollegen. Eine ausgesprochen schöne Frau, dachte
er sich. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie diesen
Mann umgebracht haben sollte. Dennoch nahm er sein
Handy
und wählte
die
Nummer
seines
Kollegen
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