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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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Gasflaschenexplosionen auf Campingplätzen. Und das hier war eine Camping-Gasflasche.
    Nur: Wie ließ sich die Gasbombe zünden? Ventil aufdrehen und Feuerzeug davorhalten schien Gesche nicht das Mittel der Wahl zu sein. Das gab wahrscheinlich bloß eine mehr oder weniger große Stichflamme, und am Ende läge sie ohne Haare, aber mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus und müsste sich auf ihre alten Tage auch noch Haut vom Po auf die Wange transplantieren lassen. So lief das nicht.
    Gesche schluckte trocken. In der Wohnung war es durch die geschlossenen Fenster inzwischen noch stickiger geworden, und sie hatte immer noch Durst. Sogar großen Durst, aber erst wollte Gesche ihr dringendes Problem lösen. Das mit dem Durst erledigt sich dann zwangsläufig, dachte sie und lächelte bitter. Blöde Affenhitze.
    Hitze.
    Hitze und Gas.
    Das wäre eine Kombination, die garantiert mit einem Knall endete. Gesches Blick wanderte von der Gasflasche hinüber zu ihrer kleinen Kochnische. Zum Herd. Zur Klappe des Backofens. Sie trat in die Kochnische, öffnete den Backofen, entfernte Backblech und Grillrost und schob den schweren Stahlbehälter wie einen Braten in die Röhre. Leider ließ sich die Klappe jetzt nicht mehr schließen, die Gasflasche ragte beinahe zur Hälfte aus dem Ofen heraus. Trotzdem ließe sich die Flasche auch bei offener Klappe erhitzen, schätzte Gesche. Es würde etwas länger dauern und ordentlich warm werden in der Bude, aber was machte das schon. Sie würde sich auf einen Stuhl direkt vor den Herd setzen und auf den großen Knall warten. Und falls es doch nicht funktionierte, dann war das Gas nicht vergeudet, und man konnte sich etwas Besseres überlegen.
    Ich habe doch etwas zu trinken hier oben, fiel ihr plötzlich ein. Ein Fläschchen Eierlikör, noch von Ostern. Sie trank zwar seit Jahren so gut wie gar keinen Alkohol mehr, aber in Anbetracht des besonderen Anlasses dürfte sie sich gerne ein Gläschen genehmigen. Oder auch zwei. Gesche holte den Likör und ein Glas, zog sich einen Stuhl heran und nahm vor dem offenen Backofen Platz. Erst einen Schluck und dann: Feuer frei.
    Der erste Schluck schmeckte ihr großartig. Der zweite fast noch besser. Nach dem dritten herrschte leider Ebbe im Glas. »Hossa«, murmelte Gesche, schenkte nach und lutschte genüsslich die nächste Portion weg. Musik wäre jetzt auch nicht schlecht. Mal das Radio aufdrehen. Oha, das ist ja der Schalter vom Backofen. Dann drehen wir eben den mal. Zweihundert Grad sollten reichen. So was von schwül heute. Schnell noch ein Gläschen von dem gelben Zeug … Eierlikör. Hat Tante Frieda immer getrunken. Mehr, als gesund ist, hat Mutter damals erzählt. Frieda war ganz klein und unscheinbar, aber mit genügend Likör intus konnte die aufdrehen und einen ganzen Saal unterhalten. Prost, Frieda, altes Mädchen. Wo bleibt eigentlich die Musik? Ach so, das Radio steht ja dahinten. Noch einen Schluck auf dem Weg. Weit weg, das Radio. Da braucht man einen Schluck unterwegs. Vor allem, weil man heute länger unterwegs ist als sonst. Der Fußboden ist so verdammt uneben. Überhaupt ist hier alles irgendwie schief. Muss ich mal mit Fredo drüber reden. Am besten gleich. Wo steckt der Bengel denn schon wieder? Immer muss man hinter dem Knaben her sein!
    Gesche gab sich noch einen Schluck direkt aus der Flasche und ließ sie einfach zu Boden fallen. Dann steuerte sie in leichtem Zickzack die Tür an und verließ ihre Wohnung.

    Mütter am Rande des Wahnsinns schrien sich mit schrillen Anfeuerungsrufen die Seele aus dem Leib. Alltagsfrustrierte Väter befahlen in zackigstem Kasernenhofton Attacke, Zweikampf und Vernichtung. Unbeaufsichtigt herumwuselnde Geschwisterkinder bekleckerten sich eifrig mit Cola, Eis und Currywurst, während die eigentlichen Stars der Manege hechelnd den Rasen umpflügten. Trotz der Hitze gaben beide Mannschaften alles, dennoch stand es nach wie vor torlos unentschieden.
    »Wie lange noch?«, erkundigte sich Fredo.
    Briegel sah kurz auf seine Uhr. »Letzte Minute läuft!«
    »Wann bringt der Coach endlich Daniel?«, maulte Katrin.
    »Ist doch nicht so umgänglich, der Kollege Köhler, was?«, bemerkte Fredo mit einem Seitenblick zu Helena. In der jungen Lehrerin brodelte es, sie blieb ihm jedoch die Antwort schuldig – der Abpfiff funkte dazwischen. Die Spieler sanken ermattet auf den Rasen, während sich die Zuschauer, wild diskutierend, hinter einem Tor versammelten.
    »Was passiert jetzt?«, wollte Katrin

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