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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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und blickte sich dann suchend um. »Aber wo ist Helena?«
    »Die ist schon abgehauen, bevor mein Junge den Coach erlegt hat. Richtung Parkplatz.«
    Fredo rannte los. Noch bevor er den Parkplatz erreichte, hörte er hinter sich ausgelassenen Torjubel. Im Laufen grinste er, dann machte sich wieder Besorgnis auf seiner Miene breit und er rannte weiter, um das Häuschen mit den Umkleidekabinen herum, dem Parkplatz entgegen.
    Wolfgang Köhler nahm vorsichtig seine Sporttasche. Mit der anderen Hand presste er sachte eine kalte Mullkompresse an die Nase. Die war beträchtlich angeschwollen und schmerzte übel. Ich habe Helena zum Turnier eingeladen, dachte er. Sie ist eigentlich wegen mir hergekommen. Um mich und meine Jungs siegen zu sehen. Dann taucht dieser Fredo auf und bringt alles durcheinander, untergräbt systematisch meine Autorität. Und jetzt darf ich auch noch ins Krankenhaus fahren und mir die Nase verarzten lassen.
    Köhler stieß wütend die Tür nach draußen mit dem Fuß auf und erstarrte: Auf dem Parkplatz, keine fünfzig Meter von ihm entfernt, stand Helenas Wagen. Davor seine Kollegin und Fredo Fried, versunken in inniger Umarmung. Endlich lösten sie sich voneinander, stiegen ins Auto und fuhren davon. Vor Köhlers geistigem Auge lief ein ganzer Film ab: Sie würden zu Fried fahren. Wieder in diese Protzvilla. Sich in das Bett legen, in dem sie es schon einmal wild und ungezügelt miteinander getrieben hatten. Köhler wusste nur zu genau, wie es dabei zugegangen war. Er war in jener Nacht im Garten geblieben, um von der Terrasse aus zuzusehen. Zuzusehen, wie sich Helena hingab. Wie sie sich danach nackt weggeschlichen und im Schatten des Ginsterbusches angezogen hatte – ein Bild, das er niemals vergessen würde. Bis nach Hause hatte er sie verfolgt, ganz diskret, sie hatte ihn nicht bemerkt.
    Ihm würde sich Helena niemals hingeben, wusste Köhler. Jetzt nicht mehr. Aber gleich wird sie wieder mit Fredo … Die Eifersucht perforierte Köhlers Hirn mit glühenden Nadelstichen. Dieser widerliche Chaot. Die ganze Sippe, verdorben bis ins Mark. Die Nichte eine Schlampe, die den eigenen Onkel abknutscht und wer weiß was noch alles. Der Neffe ein notorischer Leistungsverweigerer und Außenseiter, ein potenzieller Amokläufer, der öffentlich mit Bomben drohte. In diesem Umfeld würde Helena gleich … Das durfte nicht sein. Er musste etwas dagegen unternehmen.
    Und plötzlich fiel ihm auch ein, was.

    Tim stellte gerade sein Fahrrad in die Garage, als er die Sirenen hörte. Einen Polizeiwagen im Einsatz vernahm man auch in Bornstedt hin und wieder. Aber dies klang nach mehr. Während er noch überlegte, ob er sich vielleicht doch noch mal aufs Rad schwingen sollte, um nachzusehen, was es da gab, fuhren schon drei Streifenwagen mit zuckendem Blaulicht und gellender Sirene in die Straße ein. Die geballte Polizeimacht des Städtchens rauschte vor die Einfahrt der Villa. Uniformierte sprangen aus den Wagen, sichteten den überraschten Jungen und rannten zu ihm, die Hände gefechtsbereit auf den Kolben ihrer Dienstwaffen.
    »Tim Fried?«, herrschte ihn der Vorderste an. Tim nickte verdattert. Sofort nahmen ihn zwei Polizisten so in den Klammergriff, dass an Gegenwehr oder Flucht nicht zu denken war. Wenn Tim denn hätte denken können. Vor Schreck schien sein Gehirn wie gelähmt zu sein.
    »Wo ist die Bombe?«
    »Welche Bombe?«, keuchte Tim. »Ich hab keine …«
    Der Knall ließ sie alle herumfahren. Im Dachgeschoss der Villa zerplatzten Fenster, und während um sie herum der Splitterregen niederging, quoll dicker Rauch aus den offenen Wunden der Fassade.

22.
    D u musst doch nicht jetzt sofort weg.«
    Fredo stand im Türrahmen des Schlafzimmers und beobachtete Helena, die einen großen Koffer vom Schrank wuchtete, ihn öffnete und aufgeklappt aufs Bett legte.
    »Du kennst ihn nicht, Fredo. Thorsten ist ein echter Psychopath.«
    Sie öffnete den Kleiderschrank und begann damit, Wäschestücke in den Koffer zu packen. Fredo nahm Helena in den Arm und zog sie mit sanfter Gewalt zur Bettkante, auf der sie sich beide niederließen. Sie ließ den Kopf einen Moment lang an seiner Schulter ruhen, dann trieb es sie schon wieder hoch – Fredo hielt sie zurück.
    »Okay, noch mal von vorn, bitte: Thorsten Richter ist mit dir verheiratet, und du bist aus Frankfurt abgehauen, weil er dir unerträglich geworden ist. Und weil du dich vor ihm fürchtest, hast du dich in der Provinz unter falschem Namen

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