Mohrenwäsche
Gleichtakt der Bewegung, der ihnen beim Exerzieren sichtlich gefehlt hatte.
Als sie zur Polizeidienststelle zurückfuhren, gratulierte Sergeant Breitenbach dem Luitenant zu seiner List.
»Es ist alles eine Frage der Psychologie«, sagte Verkramp selbstgefällig. »Wie heißt es doch so schön? >Teile und herrsche«.«
9
In der Nervenheilanstalt Fort Rapier war sich Frau Dr. von Blimenstein der Auswirkungen, die ihr Rat in der Frage der Aversionstherapie auf das Leben von Piemburgs Polizisten hatte, nicht im geringsten bewußt. Sie dachte immer noch an Verkramp und fragte sich, warum er sich bei ihr nicht gemeldet habe, aber der Ausbruch der Sabotageakte gab ihr eine Erklärung, die obendrein ihre Eitelkeit befriedigte. »Er ist zu beschäftigt, das arme Lämmchen«, dachte sie und fand einen Ausgleich für ihre Enttäuschung in dem Versuch, mit dem Ansturm der Patienten fertigzuwerden, die als Folge auf die Bombenanschläge an akuten Ängsten litten. Viele von ihnen litten an der Blutbad-Phobie und hatten die fixe Idee, sie würden eines Morgens vom schwarzen Diener von nebenan in Stücke gehackt werden. Frau Dr. von Blimenstein war gegen diese Seuche nicht immun, die unter den südafrikanischen Weißen endemisch war, aber sie tat ihr Bestes, die Ängste ihrer neuen Patienten zu dämpfen.
»Warum denn der Diener von nebenan?« fragte sie eine besonders fassungslose Frau, die nicht einmal einen schwarzen Krankenpfleger zum Leeren ihres Nachttopfs in ihr Krankenzimmer lassen wollte, sondern es lieber selber machte, eine so außerordentlich entwürdigende Tätigkeit für eine Weiße, daß das ein klares Symptom für Wahnsinn war.
»Weil mir das mein Küchenjunge gesagt hat«, sagte die Frau unter Tränen.
»Er hat gesagt, der Diener von nebenan käme und brächte Sie um?« fragte Dr. von Blimenstein geduldig.
Die Frau rang um Fassung.
»Ich sagte zu ihm: Joseph, du würdest doch deine Missus nicht umbringen, nicht wahr?<, und er sagte: >Nein, Missus, der Boy von nebenan würde Sie umbringen, und ich würde seine Missus für ihn umbringen.< Sie sehen, sie haben sich schon alles fertig zurechtgelegt. Wir werden in unseren Betten massakriert, wenn sie uns früh um sieben den Tee bringen.«
»Sie meinen nicht, daß es vielleicht vernünftig wäre, den Morgentee aufzugeben?« fragte die Ärztin, aber die Frau wollte nichts davon hören.
»Ich glaube nicht, daß ich den Tag ohne meine morgendliche Tasse Tee durchhalten könnte«, sagte sie. Dr. von Blimenstein verzichtete auf den Hinweis, sie sähe einen logischen Widerspruch zwischen dieser Bemerkung und den früheren Behauptungen, man werde sie in Stücke hacken. Statt dessen schrieb sie das in solchen Fällen übliche Rezept aus und schickte die Frau zum Schießunterricht.
»Beschäftigungstherapie«, erklärte sie der Frau, die wenig später voller Glück einen 38er Revolver auf Ziele abfeuerte, die so gestaltet waren, daß sie wie schwarze Dienstboten aussahen, die Teetabletts in der einen und Buschmesser in der anderen Hand hielten.
Dr. von Blimensteins nächste Patientin litt am Schwarzschwanzfieber, das noch häufiger auftrat als die Blutbad-Phobie.
»Die haben so wahnsinnig große«, flüsterte die Frau der Doktorin zu, als sie gefragt wurde, was denn ihr Leiden sei.
»Große was?« fragte Frau Dr. von Blimenstein, obwohl sie die Symptome sofort erkannte.
»Das wissen Sie doch. Dingeriche«, murmelte die Frau undeutlich.
»Dingeriche?«
»Zebedäusse.«
»Zebedäusse?« fragte die Ärztin, die der Ansicht war, es gehöre zu der Behandlung, die Patienten dazu zu bekommen, ihre Ängste offen zu äußern. Die Frau vor ihr wurde puterrot.
»Ihre Piesemänner«, sagte sie im wilden Versuch, sich verständlich zu machen.
»Tut mir leid, aber Sie müssen sich schon klarer ausdrücken, meine Liebe«, sagte Dr. von Blimenstein, »ich habe keine Ahnung, was Sie mir damit sagen wollen.«
Die Frau nahm all ihren Mut zusammen. »Sie haben lange Hahnewackel«, sagte sie schließlich. Dr. von Blimenstein schrieb es auf, wobei sie jedes Wort wiederholte. »Sie… haben… lange… Hahne… wackel.« Sie blickte auf. »Und was ist ein Hahnewackel?« fragte sie fröhlich. Die Patientin sah sie wütend an.
»Wollen Sie damit sagen, Sie wissen es nicht?« fragte sie.
Dr. von Blimenstein schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung«, log sie.
»Sie sind nicht verheiratet?« fragte die Frau. Die Doktorin schüttelte wieder den Kopf. »Na, in dem Fall sage
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