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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Verkramp daran denke, auf die Landwirtschaft umzusatteln. Angesichts der Katastrophen, die sich unter seinem Kommando ereigneten, erschien es ihm klug von Verkramp, an seinen Ruhestand zu denken.
    »Nun?« fragte Verkramp, verärgert, weil man ihn gestört hatte. »Was gibt’s?«
    »Wär’s nicht Zeit, daß Sie irgendwas wegen dieser Saboteure unternehmen? Die Dinge geraten außer Kontrolle«, sagte der Sergeant.
    Verkramp rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Er hatte das Gefühl, seine Autorität werde in Zweifel gezogen.
    »Ich merke, Sie sind heute morgen auf der falschen Seite aus dem Bett gestiegen«, sagte er.
    »Ich bin überhaupt nicht rausgestiegen«, sagte der Sergeant, »ich wurde rausgepustet. Von der Abwasserbeseitigungsanlage.«
    Verkramp lächelte.
    »Ich dachte, Sie hätten sich beim Rasieren geschnitten«, sagte er.
    »Das war der Gasometer«, teilte ihm Sergeant Breitenbach mit. »Ich sah gerade aus dem Fenster, als er in die Luft ging.«
    »Durch. Nicht aus«, sagte Verkramp pedantisch.
    »Durch was?«
    »Durch das Fenster. Wenn Sie aus dem Fenster gesehen hätten, wären Sie nicht von herumfliegendem Glas getroffen worden. Es ist für einen Polizisten wirklich sehr wichtig, die Dinge korrekt darzustellen.«
    Sergeant Breitenbach erklärte, er sei froh, daß er noch am Leben sei.
    »Knapp vorbei ist so gut wie eine Meile«, sagte Verkramp.
    »Eine halbe Meile«, sagte der Sergeant.
    »Eine halbe Meile?«
    »Ich wohne eine halbe Meile vom Gasometer weg, da Sie ja die Dinge korrekt dargestellt haben wollen«, sagte der Sergeant. »Wie es für die Leute war, die gleich daneben wohnen, kann ich mir nicht vorstellen.«
    Luitenant Verkramp stand auf, schlenderte hinüber ans Fenster und sah hinaus. Irgend etwas an der Art, wie er dastand, erinnerte den Sergeant an einen Film, in dem er einen General am Vorabend der Schlacht hatte dastehen sehen. Verkramp hatte eine Hand auf dem Rücken und die andere in den Uniformrock geklemmt.
    »Bald werde ich einen Schlag gegen die Wurzel alles Übels führen«, sagte er emphatisch, dann drehte er sich um und fixierte den Sergeant mit einem durchdringenden Blick. »Haben Sie dem Übel jemals ins Auge geschaut?«
    Sergeant Breitenbach, der sich an den Gasometer erinnerte, sagte, das habe er.
    »Dann werden Sie wissen, wovon ich rede«, sagte Verkramp orakelhaft und setzte sich.
    »Was meinen Sie, wo wir mit der Suche beginnen?« fragte der Sergeant.
    »Im Herzen der Menschen«, sagte Verkramp.
    »Bitte wo?« fragte der Sergeant.
    »Im Herzen der Menschen. In ihrer Seele. Im Innersten ihres Wesens.«
    »Nach Saboteuren?« fragte Sergeant Breitenbach.
    »Nach dem Bösen«, sagte Verkramp. Er überreichte dem Sergeant eine lange Namensliste. »Ich möchte diese Leute sofort in die Exerzierhalle zum Rapport. Alles ist bereit. Die Stühle sind verkabelt, und Projektor und Leinwand sind aufgestellt. Hier ist eine Liste der Beamten, die die Behandlung vornehmen werden.«
    Sergeant Breitenbach starrte seinen Vorgesetzten wie vom Donner gerührt an.
    »Sie sind verrückt«, sagte er endlich. »Sie müssen Ihren Verstand verloren haben. Wir haben es mit der dicksten Attentatswelle zu tun, die die Stadt je erlebt hat, Treibstofftanks und Gasometer gehen hoch und Sendemasten kommen runter, und Sie können an nichts anderes denken, als wie man die Leute daran hindert, mit Schwarzen ins Bett zu gehen. Sie sind einfach irre verrückt.« Der Sergeant verstummte, von der Treffsicherheit seiner letzten Bemerkung verblüfft. Ehe er noch irgendwelche weiteren Schlüsse daraus ziehen konnte, war Verkramp aufgesprungen.
    »Sergeant Breitenbach«, schrie er, und der Sergeant wurde vor seiner Wut ganz klein, »weigern Sie sich, meiner Order zu gehorchen?« Eine satanische Hoffnungsfreude in Verkramps Stimme ließ den Sergeant erschauern.
    »Nein, Sir. Einer Order nicht«, sagte er. Das hochheilige Wort erinnerte ihn an seine unkritischen Gefühle. »Law und Order müssen stets aufrecht erhalten werden.«
    Luitenant Verkramp war besänftigt.
    »Genau«, sagte er. »Also, ich bin hier in dieser Stadt das Gesetz und gebe die Befehle. Mein Befehl ist, daß Sie sofort damit beginnen, die Aversionstherapie zu verabreichen. Je eher wir eine wirklich christliche und nicht zu verführende Polizeitruppe haben, desto eher werden wir das Böse ausrotten können, wovon die Bombenanschläge nur das äußere Anzeichen sind. Es ist sinnlos, nur das Äußere des Bösen zu kurieren, Sergeant, wenn wir

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