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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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bemerkt«, sagte der Kommandant, der den Kommentar über Mrs. Heathcote-Kilkoons Anatomie für völlig unangebracht hielt. »Und was trägt sie?«
    Major Bloxham lachte. »Sie ist eine von der alten Schule. Hart wie Eisen. Trägt erstmal ‘n Steifen…«
    »Einen Steifen? Meinen Sie, sie trägt einen steifen Hut?« fragte der Kommandant.
    »Nichts weniger als das, alter Junge, und sie schont die Peitsche nicht, das kann ich Ihnen sagen. Gnade Gott dem Mann, der einen Zaun verweigert. Die Frau zahlt’s ihm heim.«
    »Bezaubernd«, sagte der Kommandant, der sich vorzustellen versuchte, wie es wohl wäre, wenn er es von Mrs. Heathcote-Kilkoon heimgezahlt bekäme, die nichts weniger als einen steifen Hut trug.
    »Wir können Ihnen ein rassiges Halbblut zur Verfügung stellen«, sagte der Major.
    Der Kommandant klammerte sich fest an seinen Hocker.
    »Das glaube ich Ihnen gern«, sagte er finster, »aber ich würde Ihnen raten, es nicht zu versuchen.«
    Major Bloxham erhob sich.
    »Kalte Füße gekriegt, was?« sagte er hämisch.
    »Es sind nicht meine Füße, um die ich besorgt bin«, sagte der Kommandant.
    »Naja, ich fahre jetzt am besten nach White Ladies zurück«, sagte der Major und ging auf die Tür zu. Kommandant van Heerden trank seinen Drink aus und folgte dem Major hinaus. Der stieg gerade in den Rolls.
    »Ach übrigens, ich frage das nur aus Interesse«, sagte der Kommandant, »was tragen Sie zu dieser… äh… diesem Anlaß?«
    Major Bloxham lächelte obszön.
    »Pink, alter Junge, Pink. Was sonst trägt ein Gentleman Ihrer Ansicht nach?« Er legte den Gang ein, und der Rolls glitt davon und ließ den Kommandanten wieder einmal mit einem Gefühl der Ernüchterung zurück, das ihn offenbar immer dann ereilte, wenn er die Idealgestalten seiner Phantasie mit der Realität verglich. So stand er einen Augenblick da, dann schritt er langsam auf den Platz, blieb vor der Großen Königin stehen und sah ihr ins Gesicht. Zum ersten Mal verstand er diesen Blick verhüllter Abscheu, den er dort sah. »Kein Wunder«, dachte er, »es kann nicht viel Spaß gemacht haben, Königin einer Nation von Tunten zu sein.« Er dachte noch, wie symbolisch es doch sei, daß ihr eine Taube die Bronzestirn bekleckert hatte, dann drehte er sich um und schlenderte gemächlich zum Mittagessen ins Kurhaus zurück.
    »Verboten?« brüllte Colonel Heathcote-Kilkoon, als der Major berichtete, was der Kommandant gesagt hatte. »Jagen ist verboten? Habe mein ganzes Leben lang noch keinen solchen Quatsch gehört. Der Kerl ist ein Lügner. Und hat Angst vor Pferden, das sollte mich nicht wundern. Was hat er noch gesagt?«
    »Gab zu, daß er Füchse schießt«, sagte der Major.
    Colonel Heathcote-Kilkoon explodierte.
    »Verdammt noch eins, ich hab’s doch schon immer gesagt, der Kerl ist ein Lump«, schrie er. »Wenn ich mir überlege, daß ich mir die Leber damit ruiniert habe, daß ich mit einem Schweinehund wie ihm Toasts ausgebracht habe.«
    »Schrei nicht so, Henry-Liebes«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, die aus dem Nebenzimmer kam, »ich glaube nicht, daß das mein Kopf aushält, und außerdem: Willy ist tot.«
    »Willy ist tot?« fragte der Colonel. »War gestern noch recht fit.«
    »Geh und sieh doch selber nach«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon traurig. Die beiden Männer gingen ins Nebenzimmer.
    »Liebe Güte«, sagte der Colonel, als sie in das Goldfischglas guckten. »Möchte wissen, wie das passiert ist.«
    »Hat sich wahrscheinlich zu Tode gesoffen«, sagte Major Bloxham obenhin. Colonel Heathcote-Kilkoon sah ihn eisig an.
    »Ich halte das nicht für sehr komisch«, sagte er und stelzte aus dem Haus. Major Bloxham schlenderte bekümmert auf die Veranda, wo er La Marquise vorfand, die die Aussicht bewunderte.
    »Und nur der Herr der Schöpfung ist ein Graus«, sagte er freundlich. La Marquise sah ihn wütend an.
    »Darling, Sie haben’s wunderbar raus, das Richtige zur falschen Zeit zu sagen«, fauchte sie und watschelte mühsam über den Rasen davon. Und der Major stand da und fragte sich, was in sie gefahren sei.

11
    Das Gefühl der Ernüchterung, das Kommandant van Heerdens erste Reaktion auf Major Bloxhams Enthüllungen gewesen war, wich, während er zum Kurhaus zurückspazierte, mehreren neuen bösen Vermutungen. Wenn er auf seine Erlebnisse der letzten Zeit zurückblickte, die Einladung nach White Ladies und die nachträgliche Abschiebung ins Kurhaus Weezen, die himmelschreiende Vernachlässigung, die er nach seiner Ankunft

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