Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
Kapitel, aber ich kann beim besten Willen keinen Ruhenden Schwan und kein Kauerndes Gänseblümchen finden.
»Na ja, das, was man ohnehin so macht«, meint Lissy vorsichtig. »Könnte es sein, dass es von diesem Buch verschiedene Versionen gibt?«
Verschiedene Versionen? Ich überfliege fieberhaft die Seiten. Bunte Bilder springen mir entgegen, keine großen Kunstwerke zwar, aber doch einigermaßen gelungene Darstellungen, alle schön farbig ausgemalt, und auf einmal sehe ich das Gekritzel vor mir, mit dem Frederic immer dahergekommen ist. Diese Mordillo-Figuren.
Ob es verschiedene Versionen vom Kamasutra gibt?
Ja, die gibt es, definitiv, zumindest zwei. Das Original, das ich gerade in Händen halte, und die Version von Frederic.
Dieser elende Mistkerl!
»Was hast du denn?« Lissy zuckt erschrocken zusammen, als ich wutentbrannt aufspringe.
»Nichts, gar nichts. Ich muss nur noch mal kurz weg.«
»Weg? Wohin denn, und warum so plötzlich? Hat es etwas mit mir zu tun?«
»Nein, Lissy, nicht direkt. Ich muss nur noch mal zu Frederic.«
»Und warum? Wollt ihr etwa wieder eine neue Stellung ausprobieren?«, fragt sie neugierig.
»Eine neue Stellung?« Ich halte kurz inne. »Ja, das könnte sein.«
»Und welche?«
»Den Erwürgten Vollidioten.«
»Gib’s zu, die waren von dir!«
»Was war von mir?« Er stellt sich absichtlich blöd, was mich gleich noch wütender macht.
»Diese Zeichnungen, von denen du behauptet hast, sie wären aus dem Internet – die waren von dir!«
»Molly, Schätzchen …«
»Und nenn mich nicht Schätzchen!«, schreie ich ihn an. »Das konnte ich noch nie leiden.«
»Meine Güte, bist du empfindlich. Also, wo liegt das Problem?«
»Diese Zeichnungen … die waren nicht aus dem Internet, und schon gar nicht aus dem Kamasutra«, empöre ich mich. »Die hast du selber angefertigt, stimmt’s?«
Ein paar Sekunden vergehen, und ich kann ihm ansehen, dass er nach Ausreden sucht.
»Und lüg mich bloß nicht an«, füge ich drohend hinzu.
Er starrt mich einen Moment lang an, dann zuckt er mit den Schultern. »Ja, okay, ich geb’s zu, die waren von mir. Aber was ist denn bitte so schlimm daran, dass du so einen Zirkus veranstaltest?«
Das ist doch wohl die Höhe. »Was daran so schlimm ist? Du hast mich belogen, Frederic. Du hast mir vorgemacht, dass wir mit diesen … Kunststücken unsere Beziehung verbessern könnten, dass wir damit die endgültige Vollkommenheit erreichen würden.«
»Ja, so war das ja auch gedacht«, meint er.
»Wie bitte? Indem du mich die unmöglichsten Verrenkungen machen lässt?« Ich schnappe ungläubig nach Luft.
»Jetzt mach aber mal halblang, Schätz … Molly. Ich wollte ja das Original-Kamasutra nehmen, aber da steht nur altmodischer Müll drinnen. Deswegen habe ich das Ganze dann ein bisschen adaptiert. Verstehst du, ich habe die Grundidee aufgegriffen und ihr einen neuzeitlich Touch verliehen.« Auf einmal setzt er eine Schmollmiene auf. »Ich habe das für uns getan, Molly.«
»Für uns? Das glaubst du doch wohl selbst nicht«, schleudere ich ihm fassungslos entgegen. »Frederic, was du dir da alles ausgedacht hast, das hat doch nichts mit einer guten Beziehung zu tun. Mein Gott, was bin ich blöd gewesen. Ich habe mich schon die ganze Zeit gewundert, wie man damit zu Harmonie und gemeinsamer Erfüllung gelangen soll, dabei hast du mich die ganze Zeit nur belogen und zu deinem Pornoäffchen gemacht.«
»Aber das stimmt doch gar nicht, Molly.« Ich sehe, wie er nach Argumenten kramt, dann sagt er gestelzt: »Ich habe mir nur in unser beider Interesse Gedanken über unser Sexualleben gemacht. Wenn du mir das allerdings zum Vorwurf machen willst …«
»Ja, das tue ich, Frederic.« Inzwischen bin ich so richtig geladen. Ich angle einen Zettel aus meiner Handtasche. »Übrigens habe ich mir auch Gedanken über unser zukünftiges Sexualleben gemacht, und ich bin zu einer ganz hervorragenden Lösung gekommen.« Mit diesen Worten drücke ich ihm den Wisch in die Hand.
Er mustert ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen, dreht ihn dann herum und dann noch einmal. »Da ist aber gar keine Frau drauf«, sagt er dann.
»Gut erkannt.«
»Und der Typ da, was macht der da mit diesem … Ding ?«
»Das ist doch wohl offensichtlich.« Ich weiß, ich zeichne mies, aber so mies dann auch wieder nicht.
Dann schnallt Frederic es endlich. »Holt der sich etwa einen runter?«
»Kluges Köpfchen. Das ist mein Vorschlag für unser zukünftiges Sexualleben. Namen
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