Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
erzählt hatte, dass ich gerade einen Riesenkrach mit Frederic hatte, sagte er plötzlich: »Soll ich dir einen Ort zeigen, an dem du alle deine Sorgen vergessen kannst?«, und ich habe ohne zu überlegen zugestimmt.
Dann fuhr er los, und ich hatte keine Ahnung, wohin, und als ich mich nach dem Ziel unserer Reise erkundigte, meinte er nur augenzwinkernd, ich solle mich einfach überraschen lassen.
Jetzt sind wir schon über eine halbe Stunde unterwegs. Die Stadt haben wir längst hinter uns gelassen, und wir sind an so vielen Stellen abgebogen, dass ich längst die Orientierung verloren habe. Alexander steuert den Wagen (übrigens ein Riesending mit Ledersitzen, dessen Motor man gar nicht hören kann) souverän und zielsicher dahin, und ich habe mich inzwischen wieder halbwegs eingekriegt und die gröbsten Schäden, die die Tränen an meinem Make-up angerichtet haben, mit Innenspiegel und meinem neuen Betty-Barcley-Reiseschminkset wieder einigermaßen saniert.
»Wann willst du mir denn verraten, wohin die Reise geht?«, frage ich.
»Wie ich schon sagte, lass dich überraschen«, meint er lächelnd. »Es ist aber nicht mehr weit.«
Ich betrachte ihn verstohlen von der Seite. Er war in den letzten Wochen mehrmals beim Personal-Training und auf der Sonnenbank, und er wirkt viel fitter und frischer als bei unserer ersten Begegnung. Dazu hat er jetzt eine modernere Frisur, wenngleich immer noch ein bisschen zerzaust, und das weiße, kurzärmelige Leinenhemd, das er trägt, gibt den Blick auf seine kräftigen Unterarme frei. Für einen winzigen Augenblick durchzuckt mich der Gedanke, wie es wohl wäre, wenn er mich damit in den Arm nehmen würde, aber ich schüttle ihn ebenso schnell wieder ab, wie er gekommen ist. Schon seltsam, was für wirres Zeug einem manchmal durch den Kopf geht.
Plötzlich bremst er den Wagen ab und biegt in einen Kiesweg ein, der in ein kleines Wäldchen führt.
»Okay, das wird mir jetzt ehrlich gesagt ein bisschen zu mysteriös.« Ein merkwürdiges Kribbeln durchläuft mich. »Falls du rein zufällig ein durchgeknallter Triebtäter bist, der verzweifelte Mädchen in einsame Wälder entführt, dann wäre es jetzt ein guter Zeitpunkt, mir das zu sagen.«
»Dieser Wald ist gar nicht einsam«, lächelt er, während wir in den Schatten der ersten Bäume eintauchen.
»Findest du?« Ich lasse meinen Blick herumwandern. »Ich kann hier aber niemanden entdecken.«
»Wir beide sind hier«, entgegnet er. »Ich jedenfalls fühle mich im Moment nicht einsam.«
»Ach so. Sei mir trotzdem nicht böse, wenn mir gerade ein bisschen mulmig zumute ist.«
Er streift mich mit einem amüsierten Blick. »Sag bloß, du hast Angst.«
»Na ja, Angst wäre vielleicht übertrieben, aber Tatsache ist doch, dass ich gerade mit einem fremden Mann durch einen fremden Wald fahre.«
»Bin ich das für dich?«
»Was?«
»Ein Fremder?«
Ich mustere ihn überrascht von der Seite. »Viel weiß ich ja nicht von dir, so gesehen bist du ein Fremder für mich.«
»Wir haben doch gemeinsam diesen streng wissenschaftlichen Fragebogen bei Winners only ausgefüllt«, grinst er. »Ich dachte, damit weißt du alles über mich.«
»Unter uns gesagt, ist dieser streng wissenschaftliche Fragebogen der reinste Müll«, sage ich. »Das ist bloß Show, damit unsere Kunden glauben, wir würden uns wirklich für sie interessieren.«
»Tust du das denn nicht?«
»Ich schon, aber die Firma nicht. In Wirklichkeit nehmen die jeden, der genügend Geld abliefert.«
»Das hängt vermutlich damit zusammen, dass die Aktionäre Geld verdienen wollen.«
»Aktionäre ist gut«, murmle ich missmutig. »Der Einzige, der an Winners only verdient, ist Philip Vandenberg, und der weiß ohnehin nicht, wohin mit seinem vielen Geld.«
»Philip Vandenberg? Der Name sagt mir was.«
»Er hat so einen Konzern … Eragon heißt der … und vor ein paar Wochen hat er sich auch unsere Firma einverleibt.«
»Was ist das für ein Typ?«
»Er ist so, wie man sich einen geldgierigen Bürokraten vorstellt.«
»Kennst du ihn etwa?«
»Ja, das heißt, nicht offiziell. Eigentlich macht er auf großer Unbekannter. Er hat sich bei uns unter einem Decknamen als Kunde angemeldet, angeblich macht er das öfter, um seine Mitarbeiter auszuspionieren, was ich sowieso ziemlich daneben finde, und dabei war er so blöd, sich ausgerechnet Hans Meier als Pseudonym auszusuchen. Also echt, Hans Meier, geht’s noch ein bisschen durchsichtiger?«
»Und jetzt kniest du dich
Weitere Kostenlose Bücher