Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
gemeine …
»Molly, haben Sie mich nicht verstanden?« Clarissa wirft mir einen kühlen Hau-doch-endlich-ab-Blick zu.
»Was soll ich denn in der Wellness-Lounge?«, frage ich schwach. »Ich wüsste nicht …«
»Keine Ahnung. Gehen Sie einfach, Molly, man wird Ihnen dort schon sagen, was man von Ihnen will«, sagt Clarissa mit einem Anflug von Ungeduld in der Stimme.
»Ja, dann …« Ich wende meinen Blick zu Philip Van … zu Hans Meier. Doch der beachtet mich gar nicht mehr, stattdessen starrt er nur noch auf Clarissas Beine.
Wer bin ich denn für die?, denke ich, als ich wütend und mit hochrotem Kopf zur Tür rausmarschiere. Die absolute Null? Ein Nichts?
»Aua. Mensch, Molly, passen Sie doch auf!« Der Mann, mit dem ich zusammengeprallt bin, reibt sich seine Glatze und sieht mich vorwurfsvoll an.
Der Schreck fährt mir wie ein Stromstoß in die Glieder. Tessas Vater!
»Herr Hübner! Was wollen Sie denn hier?«, stoße ich atemlos hervor, während ich gleichzeitig die Tür hinter mir zuziehe.
»Na, was wohl? Ich will zu Ihrer Chefin, wegen des Hauses«, antwortet er und macht Anstalten, sich an mir vorbeizudrängen.
Ich dränge ihn entschlossen zurück. »Da können Sie jetzt nicht hinein«, sage ich hastig.
»Warum denn nicht?«
»Weil Frau Hohenthal gerade ein Meeting hat, ein äußerst wichtiges Meeting, Sie verstehen?«
»Dann ist sie also da? Na gut, dann warte ich eben«, sagt er.
»Das wird sicher länger dauern«, erkläre ich. »Außerdem hat sie Ihnen doch ausrichten lassen, dass sie sich bei Ihnen meldet, oder nicht?«
»Ist doch egal, ob sie sich bei mir meldet oder ich zu ihr komme«, wendet er ein.
»Ist es nicht«, behaupte ich. »Frau Hohenthal ist eine vielbeschäftigte Managerin, und sie kann ziemlich ungehalten werden, wenn man ihre Termine durcheinanderbringt. Und Sie wollen doch sicher nicht, dass sie es sich noch anders überlegt mit dem Haus?«
Er streicht sich nachdenklich über den kahlen Kopf. »Nein, natürlich nicht.«
Ich atme erleichtert aus.
»Andererseits will ich Gewissheit haben, ob sie dieses verdammte Haus jetzt kauft oder nicht. Notfalls hätte ich ja noch einen anderen Käufer, der zahlt zwar zwanzigtausend weniger, aber Hauptsache, ich werde den Schuppen endlich los.« Er lässt seine Schultern hängen. »Verdammt, Molly, dieses Haus treibt mich noch in den Ruin. Als ich es kaufte, war ich mir sicher, dass ich es binnen kürzester Zeit mit ordentlichem Gewinn wieder verkaufen kann, aber jetzt ist schon über ein halbes Jahr vergangen. Ich verstehe das einfach nicht, es ist, als ob ein Fluch darauf liegen würde. In der Branche kursieren schon die wildesten Gerüchte, dass es verschimmelt sei und die Installationen völlig desolat, und dass es Ratten darin gäbe, und ein paar Idioten …«, er schüttelt ungläubig den Kopf, »… behaupten sogar, sie hätten von einem Massenmörder gehört, der in der unmittelbaren Nachbarschaft lebt. Ist das nicht völlig verrückt?«
»Tja, ich weiß auch nicht, wie die Leute auf so etwas kommen«, sage ich und ziehe ihn dabei vorsichtig von der Tür weg.
»Ich muss dieses Haus verkaufen, Molly, verstehen Sie? Ich muss! In letzter Zeit läuft das Geschäft ohnehin nicht gut, und ich brauche das Kapital für andere Projekte. Deshalb will ich jetzt auch eine Antwort von Ihrer Chefin, egal, wie sie sich entscheidet.« Er entzieht sich meinem Griff und macht Anstalten, in mein Büro zu stürmen.
»Herr Hübner«, sage ich schnell und drehe ihn am Arm wieder zu mir herum. »Ich glaube, Ihr Problem ist gar nicht dieses Haus.«
Er sieht mich erstaunt an. »Ach ja? Was denn sonst?«
»Nun, Sie haben ja selbst gerade gesagt, dass Ihr Geschäft in letzter Zeit allgemein nicht gut läuft, und das heißt dann ja wohl, dass es nicht nur an diesem einen Haus liegen kann, nicht wahr?«
»Sondern?«
»Nun, ich denke, es liegt an …« Meine Gehirnzellen rotieren. Lass dir etwas einfallen, Molly, schnell! Seine kleinen Augen mustern mich gespannt, während seine Glatze mir leuchtend rot entgegenstrahlt. »… Ihrer Frisur«, höre ich mich sagen.
Er glotzt mich an. »An meiner Frisur? Aber ich habe doch gar keine Frisur!« Er fährt sich verunsichert über den kahlen Kopf.
»Genau das ist ja das Problem«, sage ich schnell. »Bekanntlich signalisiert volles Haar bei einem Mann Jugend und Dynamik und … Potenz, und wenn jemand eine Glatze hat, nimmt man automatisch an, dass der Träger nichts von alledem hat.«
»Meinen Sie
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