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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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kenntnis erwartet. Sie fühlte sich müde und ging in ihr Zi m mer.
     
     

4.
     
    A mber steuerte ihren Mini die Auffahrt zur Universität entlang. Das leichte Kribbeln im Magen, und die feuchten Hände, versuchte sie zu ignorieren. Manchmal wünschte sie sich, in die Zukunft sehen zu können. Als sie um die Kurve bog, sah sie von weitem ein imposantes Gebäude aus Sandstein mit Patina behaftetem Ziegeldach, das inmitten eines gepflegten Parks lag. Deutlich erkan n te man auch hier den Baustil viktorianischer Zeit. Vor dem Haupteingang em p fing die Bes u cher ein Rosenrondell, das im Sommer sicher üppig blühte. Jetzt zum Herbstanfang waren von den Blüten nur noch die Hagebutten übrig gebli e ben. Der Par k platz lag davor und war leer.
    Einen Moment verharrte sie, bevor sie nach einem tiefen Atemzug die Ei n gangshalle betrat. Der Duft frischen Bo h nerwachses stieg ihr in die Nase. Bei jedem Schritt knarrte der Dielenboden, der wie eine Spec k schwarte glänzte. Sie schlug den ausgeschilderten Weg zum Sekretariat ein, vorbei an unzähligen, ve r waisten Arbeitsrä u men und Vorlesesälen, die in wenigen Minuten mit Leben erfüllt sein würden. Das Sekretariat war noch geschlossen. Amber entschied, vor der Tür zu warten.
    Als ein Gong ertönte, fuhr sie zusammen, der Autoschlüssel entglitt ihrer Hand und polterte auf den Holzfußboden.
    „Hier“, sagte eine Stimme, als Amber sich bücken wol l te. Eine Brünette mit Pagenkopf und zahlreichen Sommersprossen im Gesicht hielt ihr den Aut o schlüssel entgegen. Freundlich lächelte sie Amber an.
    „Danke“, antwortete Amber und nahm den Schlüssel.
    „Bist wohl neu hier?“ In den grünen Augen der Brünetten blitzte es neugierig auf.
    „Ja, mein erster Tag. Ich bin Amber Stern.“ Amber reichte ihr die Hand.
    „Herzlich willkommen in der Highland University, Amber. Und ich bin Beth Gardener.“
    „Hallo, Beth. Weißt du, wann Mr. Muff heute kommt?“
    „Nee. Wenn er jetzt nich da is, kommt er auch nich. Was willste denn von dem?“
    „Ich sollte mich bei ihm am ersten Tag melden, und mir den Kurszettel abh o len.“
    „Brauchste nich, die Kurse stehn alle da hinten am Schwarzen Brett, du musst dich nur eintragen. Komm, ich zeig’s dir. Ins Sekretariat kan n ste später gehen. Miss McCormick kommt eh erst gegen zehn.“
    Beth hakte sich bei Amber ein, und zog sie zurück in die Eingangshalle, vor e i ne große, schwarze Tafel. Interessiert studierte Amber die Kursangebote der küns t lerischen Fakultät.
    „Biste eine von den Musikerinnen oder vom Schauspiel?“ Beth lächelte sie breit an und entblößte dabei schief gewachsene Zähne, die ihr hü b sches Gesicht ein wenig entstellten.
    „Schauspiel, denn ich will nach meinem Abschluss zum Theater gehen. Wie ist das Sportangebot? Oder gibt’s außer Tanzen etwa keins?“
    „Doch, doch. So ganz gut, aber wirklich empfehlen kann ich dir nur eins.“
    „Und das wäre?“
    „Fechten.“ Beth schürzte die Lippen.
    „Fechten? Weshalb ausgerechnet das? Ich dachte eigentlich eher an Tennis, Schwimmen oder so. In London gab es einen klasse Tenni s lehrer.“
    „Der is bestimmt nix gegen unseren Dozenten, der zufällig auch die Abteilung Schauspiel leitet.“ Beth verdrehte schwärmerisch die A u gen.
    Endlich wieder auf der Bühne zu stehen, hörte sich verlockend an. Aber mit Fechten als Sportart mochte sie sich nicht anfreunden. Gott sei Dank bestand kein Zwang dafür im Studium. Also würde sie sich im nächsten Semester wohl fürs Tanzen entscheiden.
    „Ich hab noch nie ein Florett oder einen Säbel in der Hand geha l ten.“ Wenn sie nur an die Gesichtsmasken dachte, bekam sie schon Plat z angst.
    Beth winkte ab und kicherte. „Ich auch nich, wir alle nich, aber wir b e suchen seinen Kurs eh nur wegen ihm.“
    „Wegen ihm?“ Das musste ja ein toller Hecht sein. So wie Charles. S o fort war ihr der Dozent unsympathisch.
    „Na, klar, alle sind in ihn verknallt. Du wirst dich bestimmt auch in ihn ve r knallen. Das geht jeder so.“
    Bei Charles war es auch so gew e sen. Und sie hatte sich auch wie alle anderen in ihn verknallt. Leider. „Ich bin aber nicht jede. Es ist mir wichtiger was zu lernen, als mich in meinen Kursleiter zu verknallen.“
    Die Schwärmerei von Beth ging ihr allmählich auf die Nerven. Und immer wieder schweiften ihre Gedanken zurück zu Charles. Himmel, würde sie hier we i terhin von ihren Erinnerungen verfolgt? Der Kerl war es doch gar nicht wert.
    „Das haben alle

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