Mond der Unsterblichkeit
Einer der beiden Fechter reagierte auf den zugerufenen Verbesserungsvorschlag ve r ärgert und riss die Maske vom Kopf.
„Ich versuch es ja, so wie Sie gesagt haben. Aber ich komme mit meiner Att a cke nicht durch.“ Der blonde Fechter wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
„Du bewegst dein Florett wie einen Stock, Thomas. Aber sie ist e i ne elegante Waffe, zu der auch geschmeidige Bewegungen hören. Du musst deinen Gegner fixieren, den Zeitpunkt seines Angriffs erahnen. Dann konterst du.“
Die Worte des Trainers schmolzen wie Schokolade, verführerisch und süß. Amber hätte seiner Stimme stundenlang zuhören können, die mel o disch und sexy klang.
„Ich schaff das nicht.“ Thomas schlug wütend mit dem Florett durch die Luft.
„Nun gut, ich zeig dir noch einmal, worauf es beim Angriff a n kommt, damit die Treffer auch sitzen.“
Neugierig, wie der Besitzer einer solchen Stimme wohl aussah, reckte Amber den Kopf ein wenig mehr nach vorn. Würde sein Aussehen seiner Stimme en t sprechen? Amber sah nur seine Rückseite. Aber schon diese ließ ihren Puls b e schleunigen. Breite Schultern steckten in einem weißen Fechtanzug. Perfekter Körperbau, schmale Hüften, die in woh l geformte Beine verliefen, und musku löse Arme, er schaffte es doch tatsächlich, dass sich die Muskelbewegungen se i ner Oberarme beeindruckend unter dem weißen Stoff abzeichneten. Dunke l braunes, g e welltes Haar fiel auf den Kragen. Er stülpte sich die Maske über, und jemand aus der ersten Reihe überreichte ihm ein Florett. Dann betrat er unter Applaus und Anfeuerungsrufen die Planche und bat Thomas, sich stat t dessen auf seinen Platz zu setzen, und ihm zuzusehen. Sobald er die Planche betrat, bemerkte sie eine Wandlung in ihm. Es war ihr nicht klar, ob die anderen es auch sahen, aber er wurde in ihren Augen vom nachsichtigen Lehrer zum geschmeid i gen Käm p fer.
In den Mienen der umstehenden Studenten erkannte Amber B e wunderung. Es herrschte Stille. Alle Augenpaare verfolgten jede seiner geschmeidigen Bewegu n gen. Nie hätte sie gedacht, dass der Fechtsport eine solche Faszination auf sie ausüben könnte. Jede seiner Bewegungen fand in vollendeter Perfektion statt. Zwischendurch stoppte er und e r klärte, worauf bei den Attacken zu achten war. Schnell trieb er seinen Gegner rückwärts, mit einer Ästhetik, die bewundernswert war. Doch schon nach einer kurzen Demonstration beendete er seine Vorfü h rung.
Unbewusst hatte Amber sich zwischen den Zuschauerreihen der Planche g e nähert, gespannt darauf, welches Gesicht sich unter der Fechtma s ke verbergen mochte. Nur wenige Schritte entfernt starrte sie auf ihn. Er überreichte Thomas das Florett und zog die Maske vom Kopf. G e spannt hielt sie den Atem an. Er fuhr sich kurz durchs Haar und plötzlich begegnete sein Blick Ambers. In di e sem Moment begann es in ihrem Magen zu kribbeln, und sie spürte, wie ihre Wangen sich rot fär b ten.
Beth hatte nicht zuviel versprochen, dieser Mann war eine absolute Klasse für sich. Amber musste zu ihm aufsehen. Jetzt sah sie aus der Nähe, wie sich unter seinem weißen Fechtanzug deutlich ein durchtrainie r ter Körper abzeichnete, mit breiten Schultern, kräftigen Schen keln und einem wohlproportionierten Hinte r teil, das unglaublich sexy war. Mit seiner leicht gebräunten Haut und dem läng e ren Haar erinnerte er sie an kali fornische Surfer. Sinnlich volle Lippen in einem klassisch geschnittenen Gesicht formten ein L ä cheln. In seinen haselnussbraunen Augen blitzte es kurz inte r essiert auf, und er nickte ihr zu.
„Hat Ihnen meine Demo gefallen? Möchten Sie sich vielleicht de s halb auch zu meinem Kurs anmelden, Miss?“, fragte er mit dieser samtigen, durchdringenden Stimme.
Unfähig eines Wortes starrte sie ihn nur an.
„Miss? Ich fragte, ob Sie auch an meinem Fechtkurs teilnehmen möc h ten?“
Seine Stimme klang warm, hatte aber einen leicht amüsierten Unterton. B e stimmt war er es gewöhnt, von Frauen angestarrt zu werden. Hatte sie denn nichts durch Charles g e lernt? Der Gedanke an ihn riss sie aus der Starre.
„Äh, ich, äh, nein, bin neu hier und hab mich verirrt. Ich kann nicht fechten.“ Jetzt stammelte sie auch noch wie eine Schulanfängerin.
„Schade. In der Damenriege wäre noch ein Platz frei. Ich hätte Sie gern zu e i nem Duell herausgefordert.“ In seinen Augen blitzte es wieder kurz auf.
„Besser nicht.“
„Schade. Ich sehe schon, ich kann Sie weder für mich
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