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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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noch me i ne Fechtkunst begeistern. Wo wol l ten Sie denn hin, Miss …?“
    Wie er das Wort schade betonte, löste bei Amber eine Gänsehaut aus. „Stern. Amber Stern. Ich suche den Raum, in dem der Dramati k kurs stattfinden soll“, antwortete sie heiser. Ihre Hände verkrampften sich ineinander. Reiß dich z u sammen, Amber, ermahnte sie sich. Ein Kerl konnte sie doch nicht so nervös machen.
    „Leider kann ich meinen Kurs nicht einfach so unterbrechen, sonst hätte ich Sie gern b e gleitet.“ Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. „Thomas, würdest du bitte Miss Stern führen? Bitte entschuldigen Sie, aber wir müssen weitermachen. Be stimmt sehen wir uns noch öfter. Der Nächste auf die Pla n che.“
    Der Mann war sich seiner Wirkung bewusst. Und schon war Thomas n e ben ihr und zog sie am Arm mit sich.
     

5.
     
    W ährend der gesamten Vorlesung konnte Amber sich nicht auf die lit e rarischen Ergüsse Lord Byrons konzentrieren, denn immer wieder schweiften ihre Geda n ken zu dem attraktiven Kursleiter nebe n an ab. Er beschäftigte sie jetzt schon mehr als Charles es je getan hatte. Und das nach einer einzigen Begegnung. Sie benahm sich wie eine alberne Gans. Beth hatte ihr vorausgesagt, sie würde für ihn schwärmen. Und sie hatte recht behalten. Wä h rend die anderen ungeniert mit ihm flirt e ten, stammelte sie herum. Nein, sie würde ihre Zeit nicht mehr mit Männern vergeuden. Erleichtert atmete sie auf, als der Referent die Vorlesung b e endete.
    Im Innenhof der Uni setzte sie sich auf eine der Bänke in die Sonne und schloss die Augen. In London waren sie immer in den Pausen zwischen den Vo r lesungen in einen der Coffeeshops gegangen, wo sie über Gott und die Welt diskutiert hatten. Wieder etwas, das sie ve r misste.
    Amber zuckte zusammen, als sie Beths Stimme dicht an ihrem Ohr hörte. „Na, habe ich zuviel versprochen? Der is doch wohl klasse!“
    „Schleichst du dich immer so an? Wen meinst du denn?“ Sie stellte sich a h nungslos, in der Hoffnung, Beth möge ihr Interesse an ihm vorhin nicht bemerkt haben.
    „Nun tu nich so. Unsern Fechtlehrer.“
    „Ach, so.“
    „Und der is wieder solo. Darum rechnen sich alle eine Chance bei ihm aus.“
    Eigentlich verspürte Amber keine Lust auf die geschwätzige Beth, doch jetzt ergab sich eine günstige Gelegenheit, mehr über ihn herausz u finden. „Vielleicht zeigt er nur nicht jedem seine Freundin.“
    Beth schü t telte den Kopf. „Nein, der hat keine. Alle glauben, er trauert noch immer Moira hi n terher. Eine traurige Geschichte. Er hat sie wohl sehr geliebt.“ Sie seuf z te, aber im Handumdrehen erklärte sie lächelnd, dass dadurch auch für sie eine Chance bestünde, den begehrtesten Mann der Uni für sich zu gewinnen.
    „Und was war mit dieser Moira?“ Ambers Neugier war nicht mehr zu brem sen. Sie wandte sich Beth zu, die von der Sonne geblendet ihre Nase rümpfte, und die Augen zusammenkniff.
    „Sie und Aidan waren über ein Jahr ein Paar. Die große Liebe. Sie is hier früher auch zur Uni gegangen, hat im vergangenen Jahr den A b schluss geschafft, und is danach an die Bühne in ein Theater nach Edi n burgh gegangen. Zum Beltanefest kam sie nach Hause. Da is sie mit nem anderen auf und davon.“
    „Er heißt Aidan? Seltsamer Name.“ Solch antiquierte Namen tr u gen Ritter im frühen Mittelalter, und doch passte er irgendwie zu ihm.
    „Ja, Aidan Macfarlane.“
    Amber verschluckte sich fast an ihrer Spucke. „Macfarlane von Gealach Cas t le?“
    „Ja, der von Gealach Castle.“
    Dieser Traummann sollte der Sohn von dem griesgrämigen Schlossbesitzer sein? Kein Wunder, dass die beiden sich nicht verstanden, so u n terschiedlich, wie sie waren. Selbst äußerlich bestand nicht die geringste Ähnlichkeit. Sie war ihm dort noch nie begegnet. Vielleicht wohnte er nicht mehr dort, wegen des g e spannten Verhältnisses zu seinem Vater.
    „Ich glaube auch, er trauert Moira noch immer nach“, fuhr Beth fort, seufzte laut, lümmelte sich neben Amber und legte den Kopf zurück. Genüsslich strec k te sie die Beine aus. „Es is so tragisch. Erst hat er kurz vorher seine Mutter durch Selbstmord verloren, und dann verlässt Moira ihn auch noch.“
    „Seine Mutter hat sich das Leben genommen?“
    „Sagte ich doch. Ganz Gealach heulte um sie, weil sie so nett und hilf s bereit war. Hat sich in der Brauerei die Pulsadern geöffnet, und is ve r blutet. Stand in allen Zeitungen. Die Macfarlanes sind w e gen des Whiskys sehr

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