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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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geheimes Ku-Klux-Clan-Treffen erinnerte. Sofort dachte sie an ihre Begegnung mit dem Wolf und verspürte ein mulmiges Gefühl. Im Hal b kreis standen Männer und Frauen in Schwarz gekleidet, deren Gesichter von Kapuzen verdeckt wurden. Jeder von ihnen trug ein hölzernes Kreuz in der Hand. Ihre Aufmer k samkeit galt einem Mann in weißer Kutte, der einen Stab quer über aufgeschichtete Findli n ge hielt, und zum Himmel blickte.
    „Das ist ein Druidenaltar“, sagte Kevin.
    Erstaunt hob Amber die Brauen. „Ich sehe keinen.“ Sie zuckte mit den Schu l tern.
    „Es ist auch kein Altar, wie wir ihn kennen, sondern einer aus Fin d lingen, so wie der da. Und in einem der Steine ist eine Spirale ei n gehauen, für irgendeine Flüssigkeit, die sie dann in Schalen auffa n gen.“
    „Woher weißt du denn das schon wieder?“ Amber wunderte sich über Kevins plötzliches Interesse, das normalerweise nicht das Wi s sen über Computerspiele und Heavy Metal überstieg.
    „Habe es mir vorhin angesehen. Sechs Spiralen sind eingraviert, und eine sie b te tief eingeschlagen. In einem Buch habe ich gelesen, dass die sieben Spiralen für die Kelten, speziell Druiden, eine wichtige Bedeutung besaßen.“
    „ Du liest Bücher ?“
    „Selten. Aber das musste ich unbedingt nachschlagen.“
    „Aha, das hätte mich auch gewundert. Aber gut, was folgerst du da r aus?“
    „Die da unten praktizieren einen Druidenkult.“
    „Klingt plausibel. Es gibt heutzutage viele, die sich den alten Naturreligionen ve r schrieben haben. Nichts Neues also.“
    „Und dass sie Blut trinken, findest du normal?“
    „Wie kommst du denn darauf?“ Auch Sally hatte vom Bluttrinken g e sprochen. Vor Ekel lief Amber eine Gäns e haut den Rücken entlang. „Bestimmt hast du dich geirrt, und es ist Wein oder was anderes g e wesen.“
    „Nein, nein, überzeug dich morgen selbst. Ich habe gesehen, wie sie sich in i h re Arme schneiden, und das Blut in die siebte Spirale tropfen lassen, das die a n deren dann trinken.“
    „Das ist ja widerlich. Mir scheint, du hast zu viele Horrorfilme g e sehen.“
    „Nein, ehrlich, ich habe es vorgestern beobachtet. Der alte Macfarlane ist ihr Anführer, der Druide. Ich erkenne ihn an seiner Statur, an der leicht gebeugten Haltung. Sie feiern Blutrituale. Ich weiß zwar nicht, was die bewirken sollen, aber sie tun es.“
    „Bist du dir sicher?“ Die Worte ihres Bruders und das, was Sally ihr heute e r zählt hatte, weckten in Amber das Gefühl, in eine Welt der Finsternis gezogen zu werden, die neben der realen Welt existierte. Verstec k te Gordon Macfarlane sein wahres Gesicht hinter einer Maske aus arr o ganter Gelassenheit? Das würde seine negative Aura erklären.
    „Ja, ich bin mir sicher“, antwortete Kevin mit Bestimmtheit.
    „Und was wollen die mit den Kreuzen?“
    Kevin zuckte mit den Schultern. Doch kurz darauf erhielten sie die Antwort. Der Druide nahm eine Fackel und entzündete in einem mit Stroh gefüllten M e tallkorb ein Feuer. Danach warfen alle Anw e senden die Kreuze in die Flammen. Immer mehr verstärkte sich Ambers Gefühl, dieser seltsame Trupp dort u n ten beschwor dunkle Mächte. Wie oft las, oder hörte man in den Medien über Se k ten, deren wahnwitzige Ide o logien für die Anhänger tödlich enden konnten.
    „Sollten wir nicht Mom und Dad davon erzählen?“, fragte Kevin.
    „Sie werden uns nicht glauben. Erst wenn sie selbst Zeugen eines Rituals we r den. Die sind so von Macfarlane eingenommen, dass sie ihn verteidigen wü r den.“
    Bevor Kevin etwas an t wortete, rief ihre Mutter sie zum Abendessen.
     
     
     
     

7.
     
    D ie Vorlesungen über englische Literatur des 20. Jahrhunderts dehnten sich ins Unendliche. Es war nicht gerade ihr Lieblingsthema und der Vortrag des Profe s sors sterbenslangweilig. Außerdem war sie hund e müde, musste ständig gähnen, weil sie in der vergangenen Nacht schlecht g e schlafen hatte. Ihr Gesicht spiegelte sich in der Fenste r scheibe. Ihr Make-up konnte heute nicht die dunklen Ränder unter den Augen verdecken. Sie sah zu den riesigen Eichen dicht neben dem Gebäude. Ihr Laub schimmerte in der Herbstsonne ro t golden.
    Die Eichen erinnerten sie an die Szene des gestrigen Abends. Gordon Macfa r lane ein Druide? Dieser Gedanke kam ihr irreal vor, und dennoch wie das letzte Stück eines Puzzles. Wusste Aidan davon?
    Plötzlich sah sie eine Bewegung im Schatten der Baumkronen. Es war Sally, die geduckt vorbei eilte. Als spürte sie Ambers Blick,

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