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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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die Ste r ne frei. Tief sog Amber die würzige Luft ein und ging den Weg zur Eiche, an der sie Gordon Macfarlane und die Anhänger des Druidenordens be o bachtet hatte. Der Pfad war durch gus s eiserne Laternen ausgeleuchtet. Nach wenigen Schritten nahm sie an eine Bewegung wahr. Aidan lehnte mit dem R ü cken an einer Laterne und sah zum Sternenhimmel auf. Als er ihre Schritte hörte, drehte er sich um und mu s terte sie.
    „Hallo, Aidan, störe ich?“
    „Nein“, antwortete er. Seine Miene war unergründlich. Jedes D e tail in seinem Gesicht kam ihr wie gemeißelt vor, die hohen Wangenknochen, ebenso wie die scharfkonturierten Lippen, die sie gern berührt hätte. Während er sich mit der Hand durch sein Haar fuhr, ließ er sie nicht aus den Augen. Diese unb e deutende Geste, begleitet von dem begehrlichen Blick, wirkte so sexy und ve r wandelte ihr Blut in glühende Lava.
    „Wenn du allein sein willst, kann ich das verstehen. Ich wusste nicht, dass du hier bist.“
    „Ich sagte doch schon, nein“, antwortete er leise.
    Die Hände tief in den Taschen seines Anoraks vergraben, sah er zu Amber. Das Strahlen in seinen Augen, mit dem sie ihn bislang kennengelernt hatte, war e r loschen.
    „Das von vorhin tut mir leid“, begann Amber und stellte sich neben ihn.
    „Braucht es nicht. Es ist immer so mit ihm. Ich habe mich daran g e wöhnt.“ Sein Blick strafte seine Worte allerdings Lügen.
    „Er war verletzend“, widersprach Amber und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Ich hätte an deiner Stelle genau so reagiert, vielleicht noch heft i ger, wenn mein Vater so etwas über mich gesagt hätte. Warum kann er deine Entscheidung nicht akzeptieren?“
    „Mein Vater akzeptiert nur Entscheidungen, die den seinen gle i chen. Alles, was anders ist als er, widerstrebt ihm. Ich kann mich noch immer nicht damit abfi n den, dass er so ist, wie er ist.“
    „Das kann ich verstehen. Mach dir nichts draus, und geh deinen Weg.“
    Ihr Blick versank in dem seinen. Sie erspürte seine Emotionen, die sich ber u higt hatten. Nun war es ihr unmöglich zu sagen, woran der denken mochte. Galt sein Blick ihr? Oder verweilte er in Gedanken i r gendwo anders?
    „Danke“, sagte er, und schenkte ihr ein kleines Lächeln.
    „Wollen wir ein Stück gehen?“ Amber fühlte sich in Aidans Nähe wohl, selbst wenn seine Traurigkeit sie bedrückte. Sie wol l te ihn trösten und doch wusste sie, dass er das im Moment nicht zuließ. Langsam schritten sie Seite an Seite durch den Park.
    „Erzähl mir bitte was über Gealach Castle und seine Bewohner. Wer hat es e r baut?“
    Anscheinend war das die falsche Frage, denn Aidans Haltung versteifte sich. „Es ist keine besonders ruhmreiche Geschichte.“
    „Macht nichts, ich möchte sie trotzdem hören. Bitte.“
     
    *
     
    „Gealach Castle wurde im 8. Jahrhundert von William Macfarlane e r baut. Um ihn ranken sich düstere Legenden.“
    „Düstere Legenden?“
    „Ich glaube nicht an so was, aber mein Vater. Die Leute übertre i ben meistens.“
    „Und was sind das nun für Legenden?“ Ungeduldig spielte Amber mit dem Reißverschluss ihrer Jacke.
    Aidan blieb stehen. Warum interessierten sich alle für diese alten Geschichten? Im Laufe der Jahrhunderte war aus einer Maus ein Elefant g e worden, jeder hatte ein wenig mehr übertri e ben und dazu beigetragen, alles dramatisch in Szene zu setzen.
    „Ich sehe schon, du lässt eh nicht eher locker, bis du alles weißt. Unser Vo r fahr William soll seine Seele der Schattenwelt verschrieben haben. Auf Gealach wurden die Menschen im Turm gefoltert. William trank das Blut seiner O p fer. Manche berichten, er sei in die Schattenwelt verbannt worden und schwor R a che, eines Tages als Revenant zurückz u kehren. Aber wenn du mich fragst, alles Humbug.“
    „Oh. Und was ist ein Revenant?“
    „Ein Wiedergänger. Der alte Ambrose Hornby ist davon überzeugt, dass Will i am ein Vampir gewesen ist, so wie Graf Dracula. Eigentlich müsste ich doch jetzt auch diese langen Beißerchen haben, oder?“ A i dan schüttelte lächelnd den Kopf, zog seine Oberlippe hoch und präsentierte makellose, weiße Zähne.
    „Da hast du aber Glück gehabt. Ich kann jedenfalls nichts entdecken. Aber was hat Hermit damit zu tun?“
    „Du kennst ihn? Na, ja, wer kennt den alten Kauz nicht.“
    „Ich traf ihn neulich oben am Steinkreis von Clava Cairn. Er sprach wirres Zeug und hat mich gewarnt.“
    „Mir schwant nichts Gutes. Bestimmt vor meinem

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