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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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aufdringlichen Priester in Ruhe. Wir geh ö ren keiner Kirche an. Unsere Religion ist die Natur, und Gott ist ein Teil davon.“
    Zum ersten Mal erlebte Amber ihre Mutter sprachlos. Auch alle anderen schwiegen.
    Aidan setzte der peinlichen Gesprächspause ein Ende. „Meine Eltern sind vor Jahren aus der Kirche ausgetreten, und so kam es, dass auch ich konfessionslos aufwuchs, obwohl ich mich dem chris t lichen Glauben verbunden fühle. Mein Vater lebt nach den Regeln neuzeitlicher Dru i den.“
    Kevin, der bislang aus Langeweile mit der Gabel Furchen in die Tischdecke gezogen hatte, hob den Kopf.
    Dad stützte die Ellbogen auf, faltete die Hände, und wandte sich an Aidans Vater. „Das ist ja interessant. Ein Freund von mir unterrichtet in Lo n don an der Universität Geschichte. Sein Hauptgebiet sind die Kelten. Wie sind Sie darauf g e kommen?“
    „Weil es die wahre Philosophie ist. Das hohle Geschwafel der Priester kann mir gestohlen bleiben. Die predigen immer nur von Gnade und Vergebung. Die wollten mich dauernd besuchen, als sie von meiner Krankheit erfuhren, und mich davon überzeugen, das gottgewollte Schicksal anzunehmen, weil ihre Geb e te ve r sagten. Darauf kann ich verzichten. Wir Druiden glauben an die Kräfte in uns e rem Innern und die göttlichen Kräfte der Natur.“
    Amber erschrak über die starken Schwingungen, die von Gordon Ma c farlane ausgingen, und auf ihrer Haut ein Gefühl feiner Nadelstiche hinterli e ßen.
    „Wir glauben auch an die Kräfte der Natur und sind von der Homöopathie begeistert“, sagte ihre Mutter betont wichtig.
    Amber schalt Mom in Gedanken naiv. Gordon Macfarlane sprach von anderen Kräften, mystischen, gar magischen, und nicht von irgen d welchen Hahnemann schen Mittelchen.
    Der Gastgeber brach auch dementsprechend in Gelächter aus. Amber spürte A i dans Anspannung, die einer Raubkatze glich, wenn sie zum Sprung ansetzt.
    „Ich spreche von Kräften, von denen Sie in ihren kühnsten Trä u men nichts ahnen, meine liebe Mrs. Stern. Glauben Sie, mit Homö o pathie meine Leiden lindern zu können oder gar mein Leben verlängern?“
    „Nein, natürlich nicht, ich dach…“
    Gordon Macfarlane plusterte sich auf. „Die Menschen haben die Kräfte der Natur vergessen und bedienen sich eher irgendwelcher Medik a mente, als sich auf die wahre Hilfe zu besinnen. Wissen Sie, dass es den Druiden der Alten Welt mö g lich war, mithilfe ihrer magischen Kräfte zu heilen? Ihr Wissen war so groß, dass sie sogar Unsterblichkeit erlangten. Merlin war einer von ihnen. Ein fasz i nierender Gedanke, nicht wahr?“
    Vater strich sich nachdenklich übers Kinn. „Ich weiß nicht, ob U n sterblichkeit erstrebenswert ist. Ewig zu leben bedeutet auch, die Me n schen, die man liebt, zu übe r leben. Daran kann ich nichts Reizvolles finden.“
    „Aber ich könnte all das ausführen, was ich in diesem Leben nicht g e schafft habe, und bräuchte mir keine Sorgen um den Erhalt der Brenn e rei zu machen.“ Gordons Augen sandten Blitze an Aidan.
    Dessen Anspannung hatte zugenommen, und nun reichte es ihm a n scheinend. Er erhob sich. „Es ist genug, Vater. Jeder hier weiß in der Zwische n zeit, was du von mir hältst, dank deiner Art, unsere Privatprobleme unseren Gästen zuzum u ten. Und wen interessiert schon das Treiben alter Druiden? Das ist Hokusp o kus.“
    „Du nennst meine Lebensweise Hokuspokus?“ Nun war auch Gordon aufg e sprungen und schlug mit der Faust auf den Tisch. Sein Körper bebte vor Emp ö rung.
    „Du bist der Meinung, jeden kritisieren zu können, nur selbst magst du keine Kritik einstecken, Vater. Ich glaube, es ist besser, wenn ich mich jetzt zurückzi e he. Gute Nacht.“
    Dann verließ Aidan den Saal. Go r don sackte auf seinen Stuhl zurück. Er griff sich an die Brust und röchelte. Seine Augen verdrehten sich nach oben, dass nur noch das Weiße zu sehen war. Sofort sprangen ihre Eltern an seine Seite und öffneten die obersten Knöpfe seines Hemdes. Amber fühlte Aidans Enttä u schung und wäre ihm gern gefolgt, aber dieser Streit ging sie im Grunde nichts an, und der peinliche Au s bruch seines Vaters war schon schlimm genug für alle gewesen.
     
     
     
     

9.
     
    A mber war froh, als sie sich nach dem Essen zurückziehen konnte. I h re Eltern blieben noch bei Gordon, bis der Arzt eintraf, den sie gerufen hatten. Der Regen war vorüber und Amber beschloss, noch ein wenig fr i sche Luft zu schnappen. Die Wolkendecke war aufgerissen und gab den Blick auf

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