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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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lege noch ein Scheit nach und hülle dich in die Decke.“
    Sanft schob er sie von sich. Amber b e trachtete seine formvollendete Kehrseite, als er aufstand, und in den mit Holz gefüllten Korb griff, der neben dem K a min stand. Dann drehte er sich lächelnd um, und reichte ihr die Decke.
    „Genug gesehen?“
    „Nein, niemals“, antwortete sie, woraufhin er sich vor ihr mit lasziven Bew e gungen im Kreis drehte. „Mehr! Mehr!“ Amber klatschte in die Hände und k i cherte. Aidan wog seine Hüften. Dann warf er A m ber die Decke über den Kopf und kam zu ihr. Aneinander geschmiegt lagen sie auf dem weichen Schafwol l teppich zwischen Sofa und Kamin, und genossen die Nähe des anderen.
    Für eine kurze Weile hatte sie das furchtbare Erlebnis im Moor verdrängt. Doch nun kehrte die Furcht zurück und fuhr ihr unbarmherzig durch die Kn o chen. Wenn sie die Augen schloss, spürte sie wieder die feuchte Erde, die ihren Körper umschloss und nicht mehr hergeben wollte. Bilder der vergangenen Stunden strömten durch ihren Kopf. Sally und der Wolf. Seine funkelnden A u gen würde sie nie vergessen. Und dann das Unfassbare, die Wandlung des Wo l fes in eine junge Frau.
    Aidan strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Woran denkst du?“
    „Ach, an vieles.“
    „Weshalb bist du ins Moor gelaufen, und woher hast du diese Krat z wunden?“
    „Ich habe Sally gesehen und bin ihr hinterher gerannt, ohne auf die Richtung zu achten.“
    „Du meinst die verrückte Sally, Moiras beste Freundin? Das kann nicht sein. Sie ist in einer psychiatrischen Klinik.“
    „Das dachte ich auch, aber ich irre mich nicht. Es war Sally, da bin ich mir ganz sicher. Und sie hat mich auch erkannt. Deshalb ist sie vor mir weggelaufen. Ein Wolf begleitete sie.“
    „Ein Wolf? Du meinst einen Wolfshund.“
    „Nein, es war ein Wolf, und doch wieder kein typischer. Seine A u gen glühten, und er war aggressiv, richtig blutrünstig, so wie in den schaur i gen Legenden über Wölfe.“
    Aidans Miene erstarrte. Nachdenklich schaute er in die Flammen.
    „Was ist, Aidan? “
    Erst antwortete er nicht, aber dann sah er ihr tief in die Augen und b e gann, ihr von seinen Alpträumen zu erzählen.
    Amber legte ihre Hand auf seinen Arm. „Aber der Wolf, den ich g e sehen habe, hat mich verfolgt. In meiner Angst floh ich blindlings durch den Wald und ins Moor. Wäre ich nicht im Moor versunken, hätte sich das Tier auf mich gestürzt. Als ich um Hilfe schrie, verharrte es einen Augenblick und starrte mich aus se i nen glühenden Augen an. Richtig unheimlich war das. So habe ich mir immer den Höllenhund vorgestellt, wenn Father Lucas davon erzählte. Und dann g e schah etwas Seltsames. Der Wolf verwande l te sich in eine hübsche, junge Frau. Ich würde es selbst nicht glauben, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte.“
    „Es gibt keine Wölfe, die sich in Menschen verwandeln können“, w i dersprach er.
    „Nein, das gelingt nur Werwölfen. Aber das ist ja nur ein Märchen, ein M y thos.“
    Amber lachte unsicher auf. Der Gedanke an einen Werwolf war ihr bereits im Moor gekommen. Aber es gab keine Werwölfe in der Realität. Und doch ließ der Gedanke sie nicht mehr los. Und wenn an Samhain tatsächlich die unsichtbare Trennung zur Anderswelt aufgeh o ben werden konnte? Hermit hatte es erwähnt. Aber es klang so unglaublich. Das konnte nur Utopie sein. Doch die brennenden Wunden auf ihrem Rücken logen nicht. Die stammten von dem Wolf, der sie ve r folgt hatte.
    „Genau, nur ein Mythos. Dein Hirn hat dir vor lauter Panik Trugbilder g e schickt“, murmelte Aidan mehr zu sich selbst.
    Dann schloss er die Augen. Amber betrachtete ihn eine Weile. Er sah friedlich und so männlich aus, dass sie am liebsten schon wieder über ihn herfallen würde. Aber etwas anderes drängte sich in ihre Gedanken.
    Als ihre Rettung zu scheitern drohte, hatte sie sich eines merkwürdigen Spr u ches bedient. Anstelle eines Gebets hatte sie die Geister des Windes um Hilfe für Aidan gebeten. Das konnte sie sich nicht erklären. Hatte sie das vielleicht i r gendwo in einem Buch gelesen, und es war ihr unbewusst im Angesicht der G e fahr über die Lippen g e gangen?
     
     
     
     

17.
     
    A mber rannte keuchend den steilen Weg nach Clava Cairn hoch. I m mer wieder warf sie einen Blick über die Schulter zurück. Der Wolf verfolgte sie noch i m mer. Sie hörte sein Knurren dicht hinter sich. Über ihr prangte der Mond, umg e ben von einem blutroten Hof. Sie musste den Stei

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