Mond der Unsterblichkeit
habe ihr Treffen mit Moira b e obachtet, oben am Steinkreis.“
Aus Aidans Gesicht wich die Farbe. Er schluckte. Amber drückte seine Hand. Eine Weile herrschte Schweigen, das Aidan als Erster brach.
„Warum hast du mir nie was gesagt, Hermit?“
„Hättest du mir geglaubt, wenn ich dir erzählt hätte, dass deine Freundin ein We r wolf ist?“
Er lächelte schief. „Nein.“ Dann stützte er den Kopf in die Hände. „Wieso, verdammt noch mal, sind so viele Vater blind gefolgt? Auch du hättest die G e fahr sehen müssen.“
„Ich habe sie alle oft genug gewarnt, aber ihre Seelen gierten nach Macht und Unsterblichkeit.“
Erschüttert erwiderte Amber Hermits Blick. Konnten Menschen ta t sächlich so weit gehen? Ein Schauer lief ihren Rücken hinab.
„Es muss ein Ende haben. Ich bin zu euch gekommen, um zu s a gen, dass ich mich entschieden habe, den Bannkreis zu ziehen. Vo r ausgesetzt, ich erhalte das Schwert, und meine Kräfte verlassen mich nicht“, sagte Hermit und betrachtete seine knotigen Hände.
Amber lächelte ihn dankbar an. „Oh, Hermit. Danke. Die Mensc h heit wird es dir danken.“
Er winkte ab. „Passt schon. Keinen Dank. Bis zum Ziel ist es noch ein weiter und beschwerlicher Weg, die Aufgaben erfordern all unsere Kraft. So lange R e venant in unserer Welt ist, dürfen wir uns nicht sicher fühlen. Wir sollten die Geister der Natur um Hilfe bitten.“
„Wir besorgen Ihnen das Schwert, das andere machen Sie“, schlug Kevin vor, als teilte er den Einkauf im Supermarkt auf.
„So einfach ist das nicht. Kevin, du hast keine Vorstellung was euch erwartet. Derjenige, der das Schwert erringen will, muss sich einer schweren Prüfung u n terziehen. Revenants Gefolge wird alles daran setzen, ihn davon abzuhalten. Es ist ein Kampf gegen die Hölle. Dämon i sche Kräfte sind verführerisch und lassen uns Dinge tun, die wir normalerweise nie täten. Man muss ihnen widerstehen, um das Schwert Ga b riels führen zu dürfen. Nur wer den tiefen Glauben an die Liebe und innerliche Stärke besitzt, darf es an sich nehmen. Wer versagt, stirbt einen qua l vollen Tod.“
Hermits Blick richtete sich auf Amber. Sie rutschte unruhig hin und her, denn sie hatte die stumme Aufforderung verstanden. Aber sie war nicht die Ric h tige, um die Welt vor der Finsternis zu retten.
„Hermit, du glaubst doch nicht, Amber sollte …?“ Aidan brach den Satz ab, als der Eremit nickte.
„Sie ist die Auserwählte, die mir die Runen genannt haben“, antwort e te er mit ruhiger Stimme.
„Ich … ich kann das nicht, Hermit.“
„Du kannst, und das weißt du. In dir schlummern Kräfte, von denen du nichts ahnst. Du bist unsere letzte Hoffnung.“ Hermit beugte sich zu ihr und sah sie flehend an.
„Nein, es geht nicht.“
„Und warum jetzt nicht?“, fragte Kevin mit einer Spur Vorwurf in der Stimme.
„Ich möchte ja helfen, aber es geht nicht.“ Ihre Schultern sanken nach vorn. Sie fühlte sich plötzlich so müde. Sallys Worte klangen noch deu t lich in ihren Ohren. „Ich bin eine Gezeichnete“, sagte sie schließlich, und erntete e r staunte Blicke.
„Eine was?“, fragte Aidan und runzelte die Stirn.
„Eine Gezeichnete.“ Amber suchte Hermits Blick. Der Alte lehnte sich mit e i nem tiefen Seufzer zurück und schloss die Augen.
„Könnt ihr mir mal bitte erklären, was das bedeutet?“ Aidans Blick flog zw i schen den beiden hin und her. Auch Kevin sah verständnislos von einem zum anderen.
„Sie trägt ein Schattenmal auf ihrem Körper“, antwortete Hermit.
„Ein Schattenmal? Und was heißt das jetzt? Es wäre nett, Hermit, wenn du das e r klären könntest. Ich hasse es, dumm zu sterben.“
„Revenant hat mich gezeichnet.“ Amber krempelte den Ärmel hoch, um allen den schwarzen Fleck zu zeigen.
„Der schwarze Fleck da?“ Aidan berührte ihn und zog seine Hand z u rück, als hätte er sich verbrannt.
„Revenant weiß von ihren Kräften und will sie für seine Zwecke missbra u chen. Irgendwann versucht er, sie als seine Gefährtin in die Schattenwelt zu fü h ren.“
Aidan riss es auf die Füße. „Niemals, das lasse ich niemals zu! Du sprichst i m mer von dieser Schattenwelt, genauso wie mein Vater, als müsse die jeder ke n nen. Immer, wenn ich ihn gefragt habe, was sich dahinter verbirgt, hat er nur von irgendwelchem mythologischen Zeug g e sprochen, ohne es mir genauer zu erkl ä ren. Was ist sie und wo befindet sie sich?“
„Setz dich, Aidan.“ Hermit wies auf das Sofa.
Weitere Kostenlose Bücher