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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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mir versprochen worden ist. Nämlich dich!“
    Er streckte seinen Finger aus und bohrte ihn in ihre Brust. Amber biss die Zähne zusammen. Das Glitzern trat wieder in seine Augen, das sie in Panik geraten ließ. Versprochen. Das Wort hallte unzählige Male in ihrem Kopf nach.
    „Versprochen?“ Sie konnte kaum noch reden. Ihre Zunge fühlte sich wie aufgeblasen an.
    „Dein Vater.“
    „Mein Vater?“, wisperte sie. Woher kannte er ihn? Was hatte er mit Revenant zu tun? Jede Frage zog unzählige neue nach sich.
    „Was hat mein ... Vater dir versprochen?“ Ihre Zunge war an der Spitze bereits taub. Ihr eigener Vater sollte sie verraten haben? Dann wusste er also von ihrer Existenz?
    Anstelle einer Antwort verzogen sich Samuels Lippen zu einem breiten Lächeln. Seine Stimme klang tief und verzerrt, wie eine Langspielplatte, die bei falscher Geschwindigkeit lief. Amber wollte ihn weiter nach dem Versprechen fragen, aber auch wenn ihr Mund die Worte formte, es kam kein Ton heraus. Fühlte es sich auch so für Aidan an, wenn er in Starre verfiel, um in die Schattenwelt einzutauchen? Dieses Scheißegalfeeling kannte sie nur von einer OP, wenn der Körper schwerer wird und man darauf wartet, dass der Geist wegdämmert. Aber hier erlebte sie in hellwachem Zustand, was geschah. Sie fühlte sich wie eine eingesponnene Fliege, die darauf wartet, gefressen zu werden.

-29-
    A idan translozierte sich in den Schlosspark zurück, an die Stelle, an der er von Cecilia und der Besessenen gestellt worden war. Sie waren wie erhofft noch in der Nähe. Deutlich nahm er deren Witterung auf.
    Schleifspuren verliefen auf dem Boden, führten ein Stück weit die Mauer entlang, bis sie am Turm endeten. Bevor er den nächsten Atemzug tat, translozierte er sich dorthin. Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Vorsichtig schob er sie auf. Drinnen schlug ihm ein saurer Geruch entgegen, der an Essig erinnerte, vermischt mit dem verführerischen Duft menschlichen Blutes. Sein Gehör vernahm aufgeregtes Flüstern oben in der Kammer. Einen Wimpernschlag später stand er auf einer der Geschossplattformen, nur wenige Stufen unterhalb der Kammer und presste sich mit dem Rücken an die Wand. Er beugte sich ein wenig vor und sah Cecilia vor dem Altar, auf dem die Besessene lag. Ihre Beine zuckten wie unter Strom.
    ,,Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Sie regeneriert sich nicht schnell genug. Gib ihr noch mehr Blut und vor allem von dem magischen Trank. Der Dämon darf sich nicht von ihr trennen, bis das Verschmelzen vollendet ist. Nun mach schon.“, verlangte Cecilia.
    „Ja, ja“, antwortete die Blonde mit dem Dutt, tauchte einen Weihwasserwedel in ein tönernes Gefäß und bespritzte die Zuckende mit der sauer riechenden mit Blut vermischten Essenz.
    Aidan konnte das leise platschende Geräusch hören, das die Tropfen auf der Haut verursachten. Vorsichtig lugte er weiter um die Ecke, um abzuchecken, ob sich die Muskete in Cecilias Reichweite befand. Die beiden Frauen waren so in ihr Tun vertieft, dass sie seine Anwesenheit nicht bemerkten. Er atmete erleichtert auf, denn die Muskete lag in der Nische, in der er während seiner Starre gekauert hatte. Nur einem Vampir könnte es gelingen, die Waffe vor ihm zu erreichen. Er musste schnell reagieren, wenn er aus den Hexen ungestört die Wahrheit herauspressen wollte, bevor die Besessene immer mehr mit dem  Dämon verschmolz und an Kraft gewann.
    Als die Hexen sich wieder über die Besessene beugten, die sich stöhnend unter ihnen wand, sprang er neben die beiden. Die Hexen fuhren zusammen und starrten ihn an.
    „Unmöglich! Du kannst nicht mehr existieren. Das Gift ...“ Cecilias Lippen bebten.
    Die andere drehte sich um und versuchte, zu fliehen. Doch sie kam nicht weit, denn Aidan packte sie im Genick wie ein Kaninchen.
    „Du hast doch nicht ernsthaft daran gedacht, abzuhauen? Bei dem Tempo? Für eine Hexe weißt du wenig über meine Schnelligkeit.“
    Als er sie losließ, duckte sich die Blonde, als hätte er sie geschlagen und fiel vor ihm auf die Knie. „Bitte tu mir nichts“, wimmerte sie und hielt die Hände schützend über ihren Kopf. „Ich verrate dir, was ich weiß.“
    „Du feiges Aas! Was hast du uns geschworen? Das wirst du bereuen“, keifte Cecilia und blickte geringschätzig auf die Kniende herab. Ihr Arm zuckte kurz, als wollte sie die Blonde schlagen, aber sie ließ ihn wieder sinken. Nur ihre Mundwinkel zogen sich missbilligend nach unten. Cecilia drückte den Rücken durch und

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