Mond der verlorenen Seelen
schwindelig und die Knie gaben nach. Hätte er sie nicht gehalten, wäre sie zu Boden gesackt.
„Was bedeutet schon ein sterbliches Leben? Du wirst ihm nicht nachtrauern. Beth? Die willige Brünette? Ich habe sie nicht umgebracht. Sie war es, die mich mit Revenant vereint hat. Mit einem Beschwörungsritual.“
„Beth hat das getan?“ Fassungslos sah sie ihn an.
„Ja, Beth. Sie ist von einem Dämon besessen, weil sie einem Schwarzmagier verfallen ist, der sie zu seinem willigen Opfer gemacht hat.“
Amber schlug die Hände vors Gesicht. Beth eine Besessene? Dann war sie es doch gewesen, der sie in die Closes gefolgt war. Die arme Beth.
„Du empfindest Mitleid mit ihr, was für ein lästiges Gefühl. Es zeugt von Schwäche.“
Für den Bruchteil einer Sekunde kehrte der sanfte Ausdruck in seine Augen zurück. Amber spürte den Kampf, den Samuels Geist gegen Revenants ausfocht, fühlte seine Verzweiflung und die Furcht, die ihn wie eine Riesenwelle ins Bodenlose stürzte. Gerade diese Emotionen machten ihn stark. Amber musste sie in Wut umwandeln, damit er sich gegen den dämonischen Geist wehrte. Nur so war Revenant zu bezwingen.
„Samuel, hör mich an. Du bist keine Bestie wie er. Wehr dich gegen Revenant. Erkenne, was er aus dir macht, eine Bestie, die Menschen tötet, um seine Befriedigung zu finden. Du musst gegen ihn kämpfen. Hast du gehört? Kämpfe, Samuel!“
„Es ist zu spät ...“ Samuels Mundwinkel zuckten, er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, war die Kälte darin zurückgekehrt.
Seine Lippen kräuselten sich zu einem süffisanten Lächeln.
„Aidan wird auch in der Schattenwelt sein. Er wird nie zulassen, dass du mich besitzt!“
Das diabolische Lächeln auf seinen Lippen ließ ihr das Blut in den Adern stocken. „Wenn sich das Tor hinter uns schließt, wird er längst vernichtet sein. Es war so leicht, die Saat des Zweifels in euch zu säen, um euch zu trennen.“ Er legte den Kopf schief.
„Nein!“ Ihr Schrei gellte durch die Stille. Aidan sollte wegen ihr geopfert werden? Wenn ihm etwas zustieße, verlor ihr Leben seinen Sinn. „Lass ihn am Leben. Ich gehe auch mit dir, aber bitte tu ihm nichts.“ Amber streckte ihre Hand aus und streichelte Samuels Wange. „Samuel, ich flehe dich an, hilf mir“, flüsterte sie und hoffte, ihn mit ihrer Berührung aufzurütteln. Samuels Augen nahmen wieder den warmen Ausdruck an.
„Amber, ich kann nicht. Er ist stärker als ich. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt.“
Schon sah sie, wie sich sein Blick verschleierte und ihre Hoffnung sank aufs Neue. Geister der Elemente helft eurer Tochter, flehte sie und hoffte, erhört zu werden.
„Deine Geister werden dir diesmal nicht helfen, denn meine Dämonen haben dich umkreist und schirmen deine Gedanken und Emotionen ab.“ Revenant war zurück.
Amber versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie seine Worte getroffen hatten. „Was hast du mit Aidan gemacht?“ Ihre Stimme klang fest, obwohl sie kurz vor einem Zusammenbruch stand. Nur mit Mühe kontrollierte sie das Zittern in ihren Beinen.
„Ich habe die Hexen auf ihn gehetzt. Die werden sich seiner annehmen. Es wird ihnen eine Freude sein, den Sohn ihres Gegners mit Silber zu vergiften. Er wird ganz langsam krepieren.“
„Du widerliche Bestie! Das wirst du büßen.“
Sie wusste nicht, woher sie den Mut nahm in ihrer prekären Lage, Revenant die Stirn zu bieten. Aber die Furcht um Aidan wandelte sich in Zorn, der in ihr die verschollenen Energien entfesselte. Flammen züngelten aus ihren Fingern. Eine verbrannte Samuels Haut. Er brüllte auf, packte nur noch fester zu und bog ihr den Arm um, dass sie aufschrie.
„Ich warne dich. Wenn du mir nicht gehorchst, wird deine Seele für alle Ewigkeit im Meer der verlorenen Seelen gefangen sein“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen aus.
Amber versuchte, sich noch einmal auf ihre Energie zu konzentrieren, aber es gelang ihr nicht, als hätte Revenant sie in ihr erstickt.
„Bitte, Samuel, gib nicht auf. Du darfst nicht zulassen, dass er dich zerstört und mich in die Schattenwelt führt. Bitte kämpfe.“ Tränen stiegen in ihre Augen. Noch nie hatte sie sich so hilflos gefühlt wie in diesem Moment. Was würde er mit ihr tun?
Er zog eine schwarze Satinmaske aus der Tasche, stülpte sie ihr über den Kopf und band sie unter dem Kinn zu. Amber wollte protestieren, denn sie glaubte, zu ersticken, aber seine Hand presste sich auf ihren Mund. Schließlich
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