Mond der verlorenen Seelen
Bauchdecke spürte. Sie ahnte, dass es seine spitzen Eckzähne waren, die sich vorsichtig in ihre Haut drückten. Es war ihr nicht unangenehm, im Gegenteil, es löste eine warme Flut prickelnder Erregung aus. Sie hatte seine spitzen Zähne schon einmal gesehen, als er erregt gewesen war. Aidans Mund wanderte tiefer zu ihrem rasierten Venushügel. Als er ihre Schamlippen zwischen seine Lippen zog, krallten sich ihre Hände vor Lust ins Laken. Amber gab sich ganz dieser Liebkosung hin, die Wonneschauer über ihren Körper trieb.
Sie war enttäuscht, als er von ihr abließ, doch nur, um sich auf sie zu legen. Wie gern hätte sie sein Gesicht betrachtet, seine dunklen Augen, die bei Erregung schwarz wurden und deren Blick sie zu verbrennen schien.
Aidan stöhnte. „Du gehörst mir“, raunte er ihr ins Ohr. „Sag mir, wie sehr du mich begehrst.“
„Ich begehre dich so sehr, dass es schmerzt. Und wie sehr begehrst du mich?“
Er hielt abrupt inne und richtete sich auf. „Wie meinst du das?“
Hörte sie Misstrauen heraus? Die Leidenschaft verflog schlagartig.
„Wie hast du das gemeint?“ Sein Tonfall war so eisig wie der Atem der Schattenwelt.
„Na, ich meine, ... nur, ob du ...“ Amber suchte nach den richtigen Worten. Sie wollte diesen wunderbaren Moment nicht zerstören.
„Ob ich auch dein Blut begehre? Ist es das, was du fragen wolltest? Warum sprichst du es nicht aus?“
Aidans derber Griff um ihre Schultern versetzte Amber einen Stich. Sie fühlte sich mit einem Mal elend. Die eben noch erlebte Lust und Erregung endete in einem dumpfen Druck im Magen. Der plötzliche Stimmungswechsel irritierte sie und zeigte, welch innerlichen Kampf er gegen seine dunkle Seite ausfocht. Die Wandlung zum Vampir war noch nicht vollständig abgeschlossen. Sie fühlte, wie er sich verzweifelt mit aller Macht gegen die Finsternis wehrte.
„Ja“, gestand sie flüsternd.
Amber schrie leise auf, als seine Fingernägel ihre Haut ritzten.
„Aidan, du tust mir weh.“
„Vielleicht fühlt es sich so an, wenn ich meine Zähne in deinen Hals schlage. Aber du befürchtest, dass ich dich nicht nur beiße, sondern in Stücke reiße. Ist es nicht so? Gib es zu!“
Grob schüttelte er sie, dass Amber erneut aufschrie. Sie spürte seine steigende Verzweiflung, den Abscheu über sich selbst. Seine Wut richtete sich nicht gegen sie, sondern sich selbst. Er wollte sich verletzen.
„Nein, Aidan. Wirklich ...“ Sie legte ihm die Hand auf den Arm, versuchte, ihn zu beruhigen, aber er sprang auf und ging zum Fenster. Deutlich zeichnete sich im Mondlicht seine Silhouette ab. Eben noch hatten sie Begehren, Leidenschaft miteinander geteilt, und nun hatte sich wieder diese unsichtbare Mauer zwischen sie geschoben, die aus Verzweiflung und Angst bestand.
Amber stand auf und trat hinter ihn. Als sie ihre Hände auf seinen Rücken legte, bemerkte sie, wie sich seine Muskeln anspannten. „Aidan, ich habe dich als Mensch geliebt, und ich liebe dich auch als Vampir. Bitte glaub mir“, flüsterte sie.
„Aber du fürchtest dich vor mir. Ich sehe es jeden Tag in deinen Augen.“ Er fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes Haar und seufzte. „Und das Schlimme daran ist, dass ich selbst nicht weiß, wie lange ich mich beherrschen kann. Du hast ja keine Ahnung, wie es mich nach deinem Blut verlangt und wie viel Überwindung es mich kostet, es nicht von dir zu nehmen.“ Er ballte seine Hände zu Fäusten und legte seine Stirn an die Fensterscheibe.
„Ich bin dazu bereit, es dir zu geben. Alles will ich mit dir teilen, auch mein Blut.“ Amber schlang ihre Arme um seine Taille und schmiegte ihre Wange an seinen kalten Rücken. Gott, sie liebte ihn mit jeder Faser ihres Herzens, dass sie zu allem bereit wäre, selbst für ihn zu sterben.
Aidan stieß sie von sich und wirbelte herum. Im Dunklen glühten seine Augen rot vor Erregung. „Niemals werde ich dich mit Gewalt nehmen und dein Blut trinken. Bevor diese Bestie in mir die Oberhand gewinnt, muss ich dich verlassen.“
Amber war, als hätte er ihr ins Gesicht geschlagen. Tränen schossen in ihre Augen und rollten über ihr Gesicht. Sie wollte nicht ohne ihn leben, lieber wäre sie tot. „Ich weiß, dass du mir nie etwas antun würdest. Ich vertraue dir. Bitte verlass mich nicht. Unsere Liebe ist stark, das weiß ich. Aber du musst gegen das Dunkle in dir kämpfen. Um unsertwillen.“
Nie hätte Amber geahnt, wie stark die Zerreißprobe ihrer Beziehung sein würde. Und sie hatte
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