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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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von den Sterblichen übrig? Ein kümmerlicher Überrest, so kümmerlich wie ihr Leben, an dem sie sich festkrallen. Wir sind immer noch da, wenn die schon alle krepiert sind. Uns gehört die Ewigkeit“, sagte sie stolz.
    Er sah Dad vor sich, der sich das ersehnt hatte, was sein Sohn nun besaß, aber dessen Wunsch nie in Erfüllung gegangen war. Aidan betrachte Rana nachdenklich und schwieg. In einem Punkt behielt sie recht. Das sterbliche Leben war kurz und so leicht zu löschen wie eine Kerze. Der irdische Körper verrottete, zurück blieb nur die Erinnerung.
    „Sag bloß, du genießt dein neues Leben nicht? Ich schon. Früher war ich immer die schwächliche Irre, über die alle nur gelächelt haben, aber heute bin ich eine Werwölfin, die den Menschen das Fürchten lehrt.“ Sie legte den Kopf in den Nacken und jaulte.
    „Wie ist es möglich, dass du in dieser und nicht in der Schattenwelt lebst?“
    „Weil das Tor zur Schattenwelt geschlossen wurde, als meine Verwandlung noch nicht abgeschlossen war. So einfach ist das.“
    Sie rannte an ihm vorbei, aber Aidan hetzte ihr nach und schnitt ihr den Weg ab.
    „Was willst du noch von mir?“
    Aidan witterte ihre Angst. „Ich kenne dich irgendwoher.“
    „Ach, ja? Lass mich jetzt gehen. Vampir und Werwolf — das ist nicht gut.“ Aidan musste wissen, wer sie vor ihrer Existenz als Werwolf war und ob es noch mehr von ihnen gab. Sie wollte ihm ausweichen, aber er packte sie am Arm, bevor sie fortrennen konnte.
    „Ich lasse dich erst gehen, wenn du meine Frage beantwortet hast. Also, wie lautete dein Name, bevor du ein Geschöpf der Finsternis geworden bist?“
    „Sally, mein Name war Sally, die verrückte Sally.”
    „Moiras Freundin?“
    Sally nickte.
    „Ist Moira auch hier?“
    „Nein, sie ist drüben.“ Sally deutete mit einer Kopfbewegung neben sich.
    „Du meinst in der Schattenwelt?“
    Wieder nickte sie.
    „Gibt es noch mehr Vampire und Werwölfe hier außer uns?“
    „Nicht direkt.“
    Es machte ihn zornig, ihr die Antworten aus der Nase ziehen zu müssen. Diese Sally wirkte auch als Werwolf einfältig.
    „Was heißt das denn wieder?“ Allmählich war seine Geduld am Ende. „Rede!“ Er schüttelte sie derb.
    „Na, ja, du bist nicht nur ein Vampir, sondern ein Warrior, der Herrscher über das Gebiet. Kein anderer darf dir das streitig machen. Auch kein Vampir. Du bist vom Blut des Lords. Sein Erbe sozusagen. So ist das Gesetz der Dunkelheit.“ Sie kicherte.
    „Gesetz?“
    „Gesetz, Regeln unserer Welt, die dich zu Revenants Warrior bestimmt haben. Nenn es, wie du willst. Kapierst nur schwer, was?“ Rana knurrte ihn an.
    Aidan verstärkte seinen Griff. Er hörte das Knacken in seiner Hand und spürte, wie ihr Arm nachgab. Er hatte ihn gebrochen. Entsetzt ließ er sie los und starrte auf seine Hand.
    „Du musst dich besser kontrollieren“, sagte Rana und rieb sich den Arm. „Bei einem Menschen heilt das nämlich nicht so schnell wie bei uns.“ Sie drehte den Arm ein paar Mal hin und her, zog an ihm und beugte ihn schließlich. Rana stöhnte auf und rollte mit den Augen. Ein durchdringendes Knirschen verriet, dass sie die gebrochenen Knochen in eine andere Position geschoben hatte. „Glotz doch nicht so. Nach einer Weile ist der Bruch verheilt. Du glaubst mir nicht, was? Probiere es doch mal bei dir selbst aus. Du wirst sehen, wie schnell sich dein Körper regeneriert. Das Blut und Fleisch, was ich eben verspeist habe, lässt Wunden schneller heilen. Noch ein Vorteil, den Geschöpfe wie wir besitzen.“
    Die Beule unterhalb des Ellbogens hatte sich tatsächlich ein wenig zurückgebildet. Aidan zwinkerte und musste zweimal hinsehen, um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte.
    „Schmerzen bleiben uns aber nicht erspart“, presste sie hervor und stützte den Arm mit einer Hand.
    Aidan konnte den Blick nicht von ihr abwenden, es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. Ein letzter Rest Zweifel blieb bestehen, zu unglaublich war das alles, was mit ihm geschah. Manchmal glaubte er, sich inmitten eines Albtraums zu befinden, aus dem er hoffte, irgendwann aufzuwachen. Und doch hörte er Revenants Stimme, die immer eindringlicher wurde und Unterwerfung forderte.
    „Ich hab dir gesagt, du sollst mir vom Leib bleiben!“
    Ranas Gekeife riss ihn aus seinen Gedanken. Sie verwandelte sich abermals in einen knurrenden Wolf. Plötzlich sprang sie ihn an. Ihre Zähne durchdrangen die Jacke und gruben sich in seinen Unterarm. Der heftige Schmerz

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