Mond der verlorenen Seelen
das nie tun.“
„Hm“, kam es von ihrem Bruder zurück. Aus seiner Antwort konnte sie nicht schließen, was er darüber dachte.
Der alte Druide war der Wächter des Schattentores, was ihm gebot, das Eintreten finsterer Mächte ins Diesseits zu verhindern. Sie war davon überzeugt, dass Hermit das niemals zuließe. Aber was war mit Cecilia? Über welche Kräfte verfügte sie? Amber wusste nicht viel über die Hexe, nur dass sie die einzige Überlebende des Massakers oben am Steinhügel war, ohne ein Geschöpf der Finsternis zu werden. Immer wieder hatte Amber sich gefragt, wie es ihr möglich gewesen war, den Vampiren zu entkommen. Hermit vertraute Cecilias Loyalität. Der Blick der Hexe war mit einer gewissen Verschlagenheit beseelt, die ihr bei jeder Begegnung eine Gänsehaut auf den Rücken trieb. Ihr traute sie alles zu, auch, dass sie einen Weg fand, das Schattentor zu öffnen.
Amber war froh, dass Kevin nicht weiterbohrte und sie ihren Gedanken auf der Rückfahrt nach Gealach ungestört nachhängen konnte.
Es waren noch etliche Meilen bis Gealach, als der Mini plötzlich zu schlingern begann. Amber steuerte gegen, aber der Wagen zog immer wieder nach rechts. Schließlich stoppte sie und stieg aus, um nach dem Grund zu sehen.
„Scheiße!“, rief sie aus und hieb wütend auf die Motorhaube. Vorne links hatte sie einen Platten. Der nächste Ort lag fünf Meilen entfernt.
„Was ist? Warum halten wir mitten in der Botanik?“ Kevin lehnte sich aus dem Wagenfenster und gähnte.
„Der linke Vorderreifen ist platt.“ Sie deutete auf das luftleere Etwas.
„Bleib cool. Wir können doch übers Handy nen Abschleppdienst anrufen.“ Kevin zückte sein Handy aus der Hosentasche und tippte. Mit einem Seufzer legte er es wieder beiseite. „Wir haben hier kein Netz, mitten im Glen.“
„Na, großartig!“ Auch Ambers Handy funktionierte nicht. „Jetzt dürfen wir auch noch bis zum nächsten Ort laufen, und das in meinen neuen Schuhen. Von der Jagd auf den Dämon habe ich Blasen.“
„Du kannst sie ja auch ausziehen“, gab Kevin von sich.
„Klugscheißer. Wir müssen querfeldein über Steine.“ Amber hätte ihren Bruder schütteln können, als dieser auch noch zu lachen begann. „Dir wird das Lachen noch vergehen, vor allem, wenn uns Dämonen begegnen.“
„Ach, die. Mit deinen Kräften legste die eh lahm.“ Kevin winkte großspurig ab.
Davon war Amber gar nicht überzeugt, aber Kevins Vertrauen half ihr. „Also, los, dann machen wir uns auf. Nimm die beiden Taschenlampen aus dem Handschuhfach und komm.“
Der Strahl der Taschenlampen erleuchtete nur einen kleinen Kreis vor ihnen, weshalb sie nur langsam vorankamen.
„Und du bist sicher, dass wir die richtige Richtung eingeschlagen haben?“
„Bin ich.“ Ganz so sicher war Amber sich zwar nicht, aber sie wusste wenigstens, dass östlich der Landstraße Höfe lagen, auf denen sie um Hilfe bitten konnten. Und sie wollte Kevin nicht verunsichern.
„Hoffentlich stimmt das. Die Birne gibt langsam den Geist auf.“ Er klopfte ans Glas.
„Wir haben ja noch meine“, antwortete Amber und hielt die Lampe in die Höhe. Je weiter sie sich von der Straße entfernten, desto unwegsamer wurde es. Ihre Ballerinas eigneten sich nicht gerade für Spaziergänge durch den Glen. Sie spürte jeden Stein durch die dünne Sohle, als bohre sich ein Nagel hinein. Die Blasen brannten. Nach einer Weile hatte sie sich bereits die Ferse aufgerieben. Aber barfuß weiterzugehen, wäre noch schmerzvoller. Sie biss die Zähne zusammen und quälte sich einen Schritt nach dem anderen vorwärts.
Ein kurzes Rascheln neben ihnen ließ sie zusammenfahren. Sofort richtete Amber ihren Lichtstrahl auf die Stelle, doch sie stellte nichts Ungewöhnliches fest. Einen Moment verharrten sie und lauschten, aber das Rascheln kehrte nicht zurück.
„Dämonen?“, flüsterte er.
„Los, weiter.“ Amber stupste ihren Bruder in den Rücken.
Nach einer Weile wiederholte sich das Rascheln, kam aber diesmal von der anderen Seite. Ein ungutes Gefühl stieg in Amber auf. Irgendjemand belauerte sie, war ihnen gefolgt, seit sie den Wagen verlassen hatten. Auch bei ihrer letzten Begegnung mit einem Dämon hatte sie Ähnliches erlebt. Aber es fehlte die Kälte, die ein Dämon mit sich brachte. Ihr Herz hämmerte in der Brust, dennoch trieb sie Kevin an, weiterzugehen.
„Was ist das denn nun?“, flüsterte er.
„Ich weiß es nicht.“
„Riechen Dämonen eigentlich streng? Ich hatte ja
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