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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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abstoßende Bild ab. Ein gestaltwandelnder Dämon.
    „Ich verlange eine Antwort. Wo ist Beth? Was habt ihr mit ihr gemacht?“ Am liebsten hätte sie den Dämon attackiert, nur das Wissen um seine Macht hielt sie davon ab.
    Der Dämon schwebte über dem Boden zur Wand und grinste, kostete seine Überlegenheit aus. „Ich bin nicht hier, um mit dir über diese bedeutungslose Sterbliche zu reden, sondern als Bote.“
    „Ein Bote? Für wen?“
    Der Körper des Dämons begann, sich erneut zu verwandeln. Amber konnte nicht abstreiten, dass sie diese Fähigkeit gleichermaßen faszinierte, wie ängstigte. In ihrem Kopf überschlugen sich die Fragen, wer die Dämonen heraufbeschworen haben mochte, und wie viele ihrer Art unter den Menschen unerkannt lebten. Da hatte sie geglaubt, die dunklen Geschöpfe in ihre Welt und damit die Gefahr gebannt zu haben, und nun das.
    Amber erstarrte, als der Dämon die Züge Revenants annahm. Der Lord hatte durch den Dämon einen Weg gefunden, wieder die Verbindung zu dieser Welt aufzunehmen. Seine Gestalt war in fluoreszierendes Licht getaucht, als würde sein Körper wie eine Lampe von innen bestrahlt. Nie hätte sie ihn vergessen können, den Vampirlord, der schön wie ein Gott war, mit der blonden Lockenpracht, die auf seine breiten, muskulösen Schultern fiel. Seine Augen wirkten in dem bleichen Gesicht wie Kohlen, die man einem Schneemann verlieh. Nur allzu deutlich erinnerte sie sich an die Zeit, in der er Macht über sie besessen, ihre Gedanken kontrolliert und ihre Träume manipuliert hatte.
    „Tochter der Elemente, bald ist die Zeit gekommen, in der ich in diese Welt zurückkehre und meinen Feldzug beende. Dieses Mal wirst du mich nicht daran hindern. Als meine ergebene Dienerin und Geliebte wirst du an meiner Seite über die Welten herrschen, so wie es bestimmt worden ist.“
    Die tiefe Stimme Revenants brachte ihren Körper wie eine Stimmgabel zum Vibrieren, ein Gefühl, das sie fast vergessen hatte, seit das Tor verschlossen worden war.
    „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir folgen werde? Du überschätzt deine Macht über mich. Die hattest du mal, aber das ist vorbei.“
    Verdammt, was meinte er damit, die Zeit sei bald gekommen? Das Schattentor geöffnet? Furcht kroch in ihre Glieder. Nicht noch einmal wollte sie das erleben!
    Revenant legte den Kopf in den Nacken und lachte sardonisch, bis er abrupt verstummte und in seiner Miene etwas Bedrohliches lag. Amber versuchte, ihm nicht zu zeigen, wie sehr sie sich vor ihm fürchtete. Diesen Triumph gönnte sie ihm nicht.
    „Alles geschieht so, wie ich es sage. Du wirst zu mir gehören.“
    „Bald werde ich die Wächterin des Tores sein. Du wirst kein leichtes Spiel mit mir haben, Revenant.“
    Amber reckte ihr Kinn in die Höhe, obwohl sie in ihrem Inneren schlotterte, denn sie hatte am eigenen Leib seine höllische Kraft gespürt.
    „Oh, ich bin beeindruckt. Deine wachsenden magischen Kräfte werden sich mit den meinen vereinen, wenn du den Kuss der Unsterblichkeit von mir erhältst. Ich kann es kaum erwarten.“
    Sein süffisantes Grinsen ließ ihre Furcht in Zorn umschlagen. Er streckte seinen Arm aus, konnte sie aber nicht berühren. Dennoch prickelte es auf ihrer Haut, als führen seine eiskalten Finger darüber. In ihren Träumen hatte sie ihn damals begehrt, war unter seiner leidenschaftlichen Zärtlichkeit fast vergangen. Revenant war ein Meister der Verführung, der mit Raffinesse ans Werk ging. Ein Wesen, geboren für die Sinnlichkeit und gleichzeitig für das Verderben. Die prickelnden Erinnerungen ließen ihren Widerstand schmelzen. Ihr Herz gehörte Aidan, ihn begehrte sie, und das hier war nur ein Trugbild, eine dämonische Verführung, um ihre Kraft zu schwächen.
    Amber schloss die Augen und murmelte in Ogham den Schutzbann. Erst ein einziges Mal hatte sie es probiert, noch dazu unter der Anleitung Hermits, aber jetzt war sie auf sich allein gestellt. Ein fehlerhaftes Wort, und es könnte ihren Tod bedeuten. Bereits nach den ersten Worten spürte sie, wie in ihrem Inneren die Energie als Säule aufstieg und sich nach und nach über ihren gesamten Körper ausbreitete. Sie durchdrang ihre Haut als heller, gebündelter Lichtstrahl, der sich wie eine Membran um sie legte. Amber öffnete die Augen, und Revenants Gestalt begann, zu verschwimmen. Der Dämon verwandelte sich zurück.
    Mit einer schwungvollen Bewegung zog sie einen imaginären Kreis um sich, der sie vor seinen Attacken bewahrte. Nur diesmal

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