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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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durfte ihre Konzentration nicht versagen.
    Kaum war der Kreis geschlossen, riss er die Arme hoch und kreischte wie ein abgestochenes Tier, bevor er sich entmaterialisierte. Zurück blieb eine graue Wolke, die allmählich verpuffte.
    Das alles war so schnell geschehen, dass es Amber wie eine Vision vorkam. Einige Dämonen besaßen Macht über den menschlichen Geist, gaukelten Dinge vor, die nicht existieren, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Bösartige Kreaturen! Höllenbrut! Amber spuckte auf den Boden. Die Botschaft Revenants löste in ihr wieder diese heftigen und gleichzeitig zwiespältigen Gefühle aus. Sie sorgte sich um Beth, die sich womöglich in der Gewalt der Dämonen befand.
    Amber fühlte sich erschöpft und lehnte sich an die Tür, an der sie noch kurz zuvor gerüttelt hatte. Ihr Atem ging stoßweise und wollte sich genauso wenig beruhigen wie ihr Herzschlag.
    Sie musste so schnell wie möglich verschwinden, falls der Dämon erneut zurückkehrte, worauf sie weiß Gott verzichten konnte. Auf keinen Fall legte sie Wert auf eine neue Begegnung mit Revenant. Mit zitternden Fingern umfasste sie hinter sich den Türknauf und drehte ihn. Diesmal sprang die Tür auf.

-14-
    „ W o biste denn die ganze Zeit gewesen? Ich dachte, du wolltest Beth nur fragen, wo sie gewesen ist. Das kann doch nicht so lange dauern“, fuhr Kevin sie an, als sie zu ihm zurückkehrte.
    Amber lächelte schief. „Sorry, aber ich hatte noch ein Date mit einem Dämon.“
    Amber glitt auf den Fahrersitz. Den Schutzkreis zu ziehen, hatte ihre ganze Kraft verbraucht.
    „Meinetwegen. Ey, Alter, du hast was gehabt?“ Kevins Augen weiteten sich.
    „Ein Date mit einem Dämon.“
    „Oh man, geil. War diese Beth etwa einer? Und ich war nicht dabei!“
    „Auf die Begegnung hätte ich gut und gern verzichten können. Sie haben vielleicht Beth in ihrer Gewalt. Es war ein Gestaltwandler, der sich in Revenant verwandelt hat.“
    Der Motor begann zu tuckern wie ein alter Trecker.
    „Wieso denn in den?“ Kevins Neugier war geweckt, und er würde nicht eher aufhören zu fragen, bis sein Wissensdurst gestillt war.
    „Es war eine Botschaft Revenants.“ Ihr Blick richtete sich ins Leere. Noch immer schwebte seine Präsenz um sie, dass sich ihre Nackenhärchen aufstellten.
    „Und wieso hat er dir nix getan, nur ne Botschaft überbracht? Das ist doch oberfaul. Was will er denn?“
    Im Halbdunkel sah Amber den Muskeltick in Kevins Gesicht, der seine innere Erregung verriet. Bestimmt bewegten ihn die gleichen Bilder aus der Erinnerung wie sie.
    „Mich“, flüsterte sie. Erst jetzt erfasste sie den Sinn seiner Worte und erschauderte. Da gab es tausend andere Frauen in Schottland, aber er verlangte ausgerechnet nach ihr. Wenn sie eine wichtige Persönlichkeit wäre, erschiene das wenigstens noch plausibel, aber so ... Kevin hatte recht, da war etwas oberfaul.
    „Wieso denn das?“ Er sprach ihre Gedanken aus.
    „Vielleicht, weil ich ihn verbannt habe.“
    „Dann würde er dich vernichten. Da muss was anderes dahinterstecken.“ Er rieb sich das Kinn und starrte aus dem Fenster. „Wegen deiner druidischen Kräfte?“
    „Daran habe ich auch schon gedacht. Doch was würde ihm das bringen? Er selbst besitzt viel unglaublichere Kräfte. Das ergibt keinen Sinn. Es muss etwas anderes sein.“
    Amber trat aufs Gaspedal, während sie noch immer grübelte. Ihr Bruder schwieg, aber hinter seiner gerunzelten Stirn schien es fieberhaft zu arbeiten. Mit einem Ruck sprang der Wagen nach vorn, weil sie das Gaspedal zu weit durchgetreten hatte und der Motor stoppte.
    „Willste uns umbringen?“ Kevin zerrte am Sicherheitsgurt, der nicht einen Deut nachgab und ihm den Brustkorb zuschnürte.
    „Entschuldige.“
    Kevin brummte etwas, lehnte sich im Sitz zurück und schloss die Augen. Dann brachen beide in Gelächter aus. Amber fühlte sich wie befreit, sie lachte, bis ihr die Tränen liefen und die Stimmung umschlug. Auch Kevin verstummte augenblicklich.
    „Was ist, wenn Revenant doch zurückkommt, um dich zu holen?“, flüsterte er.
    „Das wird nicht geschehen, der Bann verhindert das.“ Manchmal glaubte Amber, dass sie sich das selbst einredete, um sich Mut zu machen. Und das eben Erlebte stärkte ihre Zweifel.
    „Und wenn es jemand schafft, den Bann aufzuheben? Ein Druide oder so?“
    Warum musste Kevin das aussprechen, was sie selbst befürchtete und damit ihre Zweifel aufleben lassen?
    „Der letzte Druide aus der Gegend ist Hermit. Und der würde

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