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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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sich hin. Als der Blutdurst sich zurückmeldete, trieb es ihn wieder hinaus in die Nacht.
    Kühle, klare Luft umfing ihn draußen, die er tief und genüsslich einsog. Über ihm wölbte sich der samtene Sternenhimmel. Alles erschien friedlich, so wie früher, als er noch ein unbeschwertes Leben geführt hatte, ohne zu ahnen, welche Gefahren die Dunkelheit barg. Wie oft hatte er einen Spaziergang durch den Park unternommen und dabei an Amber gedacht, oder seine Probleme mit Dad gewälzt. Das alles gehörte zum Leben des Aidan Macfarlane. Jetzt war er Warrior. Durch diesen Namen fühlte er, wie eng das Band zu Revenant geknüpft war. Amber spürte seine innere Zerrissenheit und versuchte, ihn seine Menschlichkeit nicht vergessen zu lassen.
    Die würzige Waldluft beruhigte seine Sinne, nur sein Magen knurrte stärker als zuvor. Er leckte sich über die Lippen und schnupperte, um den Geruch von Blut aufzunehmen. Plötzlich stutzte er, denn er fühlte die Gegenwart einer Kreatur, die er nur aus der Schattenwelt kannte. Ein Dämon war in sein Revier gedrungen. Schon fühlte Aidan, wie sein Oberkiefer vibrierte. Ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle. Dämonen waren unberechenbar, Opportunisten, die sich ausschließlich von Furcht oder Seelen ernährten. War er Ambers Angreifer gewesen? Dieser hier war gefährlich, das verriet seine Aura, um einiges gefährlicher als ein Aufhocker und sicherlich ein Meister der Täuschung. Vielleicht ein Gestaltwandler. Diese Dämonen konnten auch in den Körper eines Vampirs eindringen und ihm zusetzen.
    Der Dämon hatte ihn bemerkt, denn plötzlich war er verschwunden. Aidans Reißzähne fuhren wieder ein. Er musste auf der Hut sein, um Ambers willen. Aidans Blutdurst flackerte erneut auf und lenkte seine Gedanken wieder in andere Bahnen. Er hatte Glück. Eine Gruppe Wildkaninchen hoppelte über die Lichtung. Ihre Körper versprühten Lebendigkeit, ihr Blut duftete köstlich, was ihn mit Vorfreude erfüllte. Aidan spürte bereits ihr verlöschendes Leben in seinen Händen.
    Nachdem er seinen ersten Hunger gestillt hatte, warf er die Kadaver ins Dickicht und setzte seinen Weg fort. Er ging durch den Wald in Richtung Moor, wohin er sich als Kind nach einem Streit mit Dad oft geflüchtet hatte. Feuchtigkeit drang durch seine Schuhe, aber er spürte keine Kälte.
    Aidan!
    Er hörte seinen Namen flüstern. Es war Amber, die ihn rief, und sie schwebte in Gefahr!
    Furcht kroch in ihm hoch wegen des Dämons. Er konzentrierte sich auf seine Sinne, die ihm verraten sollten, wo sie sich befand. Schon sah er Bilder. Amber in einem Flammenkreis mit Kevin an ihrer Seite. Er spürte ihre Angst. Ihre Kräfte ließen nach und ermutigten einen lauernden Werwolf, die heiße Wand zu überspringen und sich auf die Opfer zu stürzen.
    Halte durch, ich komme! Er schickte die mentale Botschaft an sie zurück.
    Aidan translozierte sich in die Nähe des Glens, wo sie vor einigen Tagen dem Dämon begegnet war. Sein Geruchssinn führte ihn schließlich zu dem Flammenkreis. Er sah, wie Amber bereits vor Erschöpfung schwankte und die Flammen schrumpften. Der Wind stand günstig für Aidan, sodass der Werwolf ihn noch nicht gewittert hatte. Rana knurrte mit gefletschten Zähnen Amber und Kevin an. Deutlich fühlte Aidan ihren unbändigen Hunger auf Fleisch. Aber sie hatte die Rechnung ohne ihn gemacht.
    Mit einem gewaltigen Sprung wirbelte er durch die Luft und stürzte sich auf Rana. Sie knallten auf den Boden, während das geifernde Maul der Werwölfin nach ihm schnappte. Aidan war flink, drehte sich zur Seite, sprang auf und packte die Werwölfin im Genick. Dann schleuderte er sie fort. Jaulend klatschte sie auf den Boden, rappelte sich aber schnell wieder auf. Aus ihren blutunterlaufenen Augen sprühte Hass. Sie duckte sich und setzte zum Sprung auf Aidan an. Er hatte ihren Plan längst durchschaut und wich aus.
    Der Flammenkreis erlosch. Amber sackte zusammen und Kevin versuchte, sie hochzuziehen. Rana erkannte sofort ihre Chance und hechtete über den verkohlten Boden. Sie stürzte sich auf Amber, um sie in Stücke zu reißen. Aidan fing Rana in der Luft ab.
    Sein Wutgebrüll hallte durch den Glen, als er die Wölfin mit einem Hieb niederstreckte. Aber Rana war zäher, als er dachte, und schoss auf ihn zu. Sie zielte auf seine Kehle. Aidan wich zur Seite, und sie fasste seinen Unterarm, der sofort stark zu bluten begann. Er spürte, wie sein Blut sie in Ekstase versetzte. Auch ihn erregte der Duft. In ihren

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