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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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den Spiegel raustragen.“ Moms Wangen gewannen wieder an Farbe.
    „Habt ihr euch schon mal überlegt, dass er für uns zu schwer sein könnte? Schließlich haben den drei Mann hier hochgehievt.“
    „Der sieht gar nicht so schwer aus. Unhandlich ist er, das stimmt.“ Moms Blick richtete sich Beifall heischend an Amber.
    „Wir sollten es wenigstens probieren“, schlug Amber vor.
    Tante Georgia schnaubte erneut. Sie versuchten, gemeinsam den Spiegel von der Wand zu nehmen. Tatsächlich war er so schwer, dass sie ihn nicht einen Zentimeter bewegen konnten und nach dem ersten Versuch kapitulierten.
    „Hab ich doch gleich gesagt.“
    Amber war völlig außer Atem. Sie ärgerte sich darüber, dass Tante Georgia recht hatte. Der Spiegel war viel zu schwer.
    „Ich werde zum Schutz Runensteine davor legen“, erklärte Amber und lief in ihr Zimmer.
    Die Runen vermittelten ein sicheres Gefühl. Und als sie Revenants Nähe nicht mehr spürte, begann sie, sich allmählich zu beruhigen. Aber ihre Sinne blieben geschärft.
    In der Nacht wachte Amber plötzlich auf. Ihr Herz trommelte wie verrückt in der Brust. Schweiß lief ihren Rücken hinab. Der Traum von Revenant, der Aidan in seiner Gewalt hatte, wühlte sie auf. Du wirst mir gehören, Amber, waren Revenants Worte gewesen, kurz bevor er Aidans schlagendes Herz aus der Brust riss. Amber wollte fortrennen und schreien, aber ihr Körper versagte. Sie setzte sich auf und starrte in die Dunkelheit. Aus dem Flur hörte sie das gleichmäßige Ticken der Standuhr und ein Flüstern. Bildete sie sich das nur ein? Sie lauschte in die Dunkelheit. Das Flüstern war noch immer zu hören. Sie sprang auf und knipste die Nachttischlampe an, bevor sie dem Flüstern nachging. Es kam nicht aus dem Flur, sondern aus dem Gästezimmer, in dem der Spiegel hing.
    Mom schlief aus Furcht im Wohnzimmer. Amber trat ein und schloss die Tür hinter sich. Das Laken über dem Spiegel schlug Wellen, wie eine Gardine vor geöffnetem Fenster. Langsam schritt Amber darauf zu. Sie hatte sich also nicht geirrt, der Spiegel war eine Verbindung zu einer anderen Welt.
    Mit einem Ruck riss sie das Laken herunter und erstarrte. Der Anblick der Landschaft im Spiegel glich haargenau der, die sie in der Trance auf dem Dämonenpfad gesehen hatte, nur mit dem Unterschied, dass über allem ein blutroter Mond prangte, der die Züge Revenants trug und flüsterte: Du bist mir versprochen worden.
    Die Worte ließen sie erschauern.
    „Ich werde dir niemals gehören“, flüsterte sie. „Das schwöre ich.“
    In ihrem Zorn schlug Amber mit der flachen Hand gegen den Mond und prallte erschrocken zurück, als unzählige Blitze über die glatte Oberfläche zuckten.
    Du gehörst mir!
    Revenants Worte wurden von einem Grollen begleitet, das sie an ein wütendes Raubtier erinnerte.
    Dann endete der Spuk abrupt. Auf der glatten Oberfläche des Spiegels zeigte sich nur der Abdruck ihrer Hand. Amber rannte aus dem Zimmer und verschloss die Tür.
    Dieser Spiegel musste aus dem Haus.

-26-
    D ie vergangene Nacht hatte deutliche Spuren in Ambers Gesicht hinterlassen. Sie streckte ihrem Spiegelbild mit den dunklen Augenringen die Zunge heraus. Kevin hätte jetzt zu ihr gesagt, dass sie beschissen aussähe. Sie vermisste seine flapsigen Sprüche und war dankbar, dass es ihm wieder besser ging. Sie schlüpfte in Jeans und Sweatshirt und lief in die Küche. Mom blickte nur kurz auf, als sie die Küche betrat. Die unterschwelligen Spannungen zwischen Amber und ihr trübten die Stimmung am Tisch. Tante Georgia hingegen erzählte von ihrem Sohn Matthew. Amber hörte nicht zu, sondern warf nur einen flüchtigen Blick zu Mom, die in ihrem Rührei stocherte. Amber war froh, als sie endlich zum Krankenhaus fuhren und sie der gespannten Atmosphäre entfliehen konnte. So ging es nicht mehr weiter. Die Stimmung bedrückte sie. Bald musste sie sich mit Mom aussprechen.
    Während Mom und Tante Georgia mit dem Arzt sprachen, ging Amber direkt zu Kevins Zimmer. Sie zögerte, die Klinke hinunterzudrücken, weil sie die vorwurfsvollen Blicke Moms im Rücken spürte. Würden Kevins Augen sich anklagend auf sie richten? Ihre Schuldgefühle flackerten wieder auf. Es fiel ihr schwer, daran zu glauben, er könne ihr verzeihen. Sie atmete tief durch, bevor sie das Zimmer betrat.
    Schmal und blass lag er in dem Krankenbett. Auf seiner Stirn prangte ein Pflaster, das durchgeblutet war. Für all das trug Aidan die Schuld. Aidan. Sie schluckte gegen den eklig

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