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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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brennenden Geschmack in ihrem Mund an. Im Traum glaubte sie jedes Mal, seine Stimme zu hören, die flehend ihren Namen rief. Sie konnte nicht verzeihen, was er Beth und Kevin angetan hatte und fragte sich, ob man jemanden gleichzeitig lieben und hassen konnte.
    „Hey, Kevin.“ Amber strich ihm über die Wange und sah ihn liebevoll an. „Wie geht’s dir?“
    „Bis auf die verdammte Rippe, ganz gut. Ey, fang jetzt bloß nicht an, zu heulen. Das kann ich echt nicht ab. Dass ihr Weiber immer gleich heulen müsst.“ Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten Grinsen.
    Amber nickte und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. Sie hörte Moms Stimme durch die Tür.
    „Kevin, es tut mir so leid. Wenn ich dich begleitet hätte ...“
    „Wäre dir auch was passiert. Mann, ihr tut alle, als müsste ich abkratzen. Das nervt.“
    Kevins schnodderige Antwort zeigte, dass es ihm wirklich besser ging, obwohl er schlecht aussah. „Okay, okay.“ Amber lächelte. „Du bist Aidan und den Kuttenträgern gefolgt, nicht wahr?“
    Kevin machte ein verdutztes Gesicht. „Aidan? Nö, wieso?“
    „Wenn nicht Aidan, wem bist du dann hinterhergelaufen?“ Aidan war also nicht dabei gewesen.
    „Nur den Kuttenträgern. Wie damals, als der alte Macfarlane noch lebte. Die kamen aus dem Turm und sind dann mit Fackeln zum Loch runtergelaufen. Hab mich gefragt, ob die die Riten wieder aufleben lassen und vielleicht die Dämonen heraufbeschworen haben. Also bin ich hinterher. Auf der Wiese vor dem Steinkreis hat mich irgendwas von hinten angesprungen, am Bein gepackt und über die Wiese geschleift. Es war ne Frau in schwarzer Kutte. Als die Kapuze verrutschte, habe ich gesehen, dass sie so ein seltsames Glitzern in den Augen hatte, als wäre sie von einem Dämon besessen. Hab wie wild um mich getreten. Da hat sie mich gegen den Menhir geschleudert und wollte mir an die Gurgel gehen. Zum Glück hatte ich Hermits Schutzrune mit. Da ist sie fauchend abgehauen. Plötzlich wurde es arschkalt. Mann, habe ich gezittert und meine Rippen haben geschmerzt. Ich hatte vielleicht Schiss, dass die zurückkommt, und bin über die Wiese bis zum Gebüsch gekrochen. Aber ein Kerl kam und hat die gepackt. Ich hab ihn nur flüchtig gesehen, weil er mit ihr verschwand, aber ich bin ziemlich sicher, dass es Revenant gewesen ist. Hört sich unglaublich an, wo er nicht mehr zurück kann? Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern.“
    „Revenant? Also hast du auch seine Gegenwart gespürt. Aber das kann nicht sein. Vielleicht war es ein Dämon, der uns das glauben lassen will. Und wo war Aidan?“
    Kevin schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. „Was haste immer mit Aidan? Der war da nicht. Echt.“
    „Mensch, Kevin, er muss dort gewesen sein. Das kannst du doch nicht vergessen haben. Hat er dich gebissen und dann bist du bewusstlos geworden?“
    Die Zweifel ließen sich nicht unterdrücken, selbst wenn sie sich noch so sehr bemühte. Sollte Hermit recht behalten und sie hatte sich geirrt? Aber was war mit Beth?
    „Spinnst du? Mich hat niemand gebissen. Außerdem würde Aidan mir nie was tun. Anscheinend kenne ich ihn besser als du.“ Kevin funkelte sie entrüstet an und kniff seine Lippen zusammen.
    „Du vergisst, dass er ein Vampir ist und menschliches Blut trinkt.“
    „Aber nicht bei mir und bestimmt auch nicht bei dir.“
    „Und Beth?“
    „Welche Beth denn? Da war niemand sonst. Ich hab dir doch schon alles erzählt.“
    Amber sank auf dem Stuhl zurück. Kevin musste Beth doch gesehen haben. Schließlich hatte sie am Fuß des Menhirs gelegen. „Herrgott, Kevin, erinnere dich! Du kennst doch Beth Gardener. Bist du ganz sicher, dass du sie nicht gesehen hast?“
    Kevin stöhnte auf. „Etwa die, der du in Edinburgh hinterhergerannt bist?“
    „Genau die.“
    „Hm. Die habe ich nur flüchtig gesehen und kann mich nicht mehr dran erinnern.“ Kevin kratzte sich am Kopf und starrte vor sich hin.
    In Ambers Kopf wirbelte alles durcheinander. Das Blut sackte in ihre Beine. Fassungslos starrte sie ihren Bruder an. Hatte sie sich tatsächlich geirrt und Aidan war doch nicht dort gewesen? Oder erst, nachdem Kevin bewusstlos geworden war? Ein seltsamer Gedanke schlich sich in ihr Hirn. War Beth vielleicht auch erst später zur Wiese gelangt, als Kevin bereits bewusstlos gewesen war?
    „Wo du es jetzt sagst, da war eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden.“
    „Versuche, dich zu erinnern. Kannst du die Besessene näher beschreiben?“
    Kevin

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