Mond-Elfe
wirklich Electras nachhaltiger Eindruck, daß Godiva es ehrlich damit meinte, Che gehen zu lassen, wenn er sich weigerte, Gwendolyns Gefährte zu werden.
Doch was ließ Che zurückschrecken – und auch Jenny –, trotz allem, was sie über die Belagerung und über Cheirons Entschluß, sein Fohlen zu befreien, wußten? Wenn Che zustimmte, schien es so, als würde er gut behandelt werden und sogar die Möglichkeit haben, sich draußen frei zu bewegen, denn ein Zentaur war an sein Wort gebunden. Wenn er es ablehnte, würde er freigelassen werden. Er hatte eigentlich allen Grund dazu, sich sofort zu entscheiden. Trotzdem tat er es nicht – und auch Jenny tat es nicht.
Electra schüttelte den Kopf. Sie war nicht in der Lage, den Sinn darin zu entdecken. Ihr blieb nur noch, zurückzukehren und Bericht zu erstatten.
»Ich glaube, das war’s«, sagte sie. »Wir werden jetzt aufbrechen.«
Sie gingen zur Tür. »Berichte Cheiron von unseren Verbündeten«, sagte Godiva. »Auch die Landdrachen werden kommen, um uns zu unterstützen.«
Die Lage wurde schlimmer und schlimmer!
Sie folgten den Tunneln nach oben und traten schließlich in das helle Tageslicht hinaus. Mit zusammengekniffenen Augen begaben sie sich zum Lager der Flügelungeheuer.
Dort trafen sie auf Cheiron, Chex, die neben ihm stand, Prinz Dolph und Prinzessin Nada in ihrer menschlichen Gestalt. Sie alle blickten grimmig und zugleich erwartungsvoll drein.
»Es – es ist kompliziert«, sagte Electra schwerfällig. »Sie lassen Che nicht gehen, nicht wirklich, aber sie halten ihn auch nicht wirklich fest. Sie möchten, daß er sich entscheidet, ob er der Gefährte von Godivas Tochter Gwendolyn werden möchte; und er hat sich noch nicht entschieden.«
»Eine Entscheidung, die unter Zwang gefällt wird, ist ungültig«, sagte Cheiron. »Das weiß er.«
»Ja. Das scheint aber nicht den Punkt zu treffen, jedenfalls nicht ganz. Er – er läßt Jenny Elfe für sich entscheiden, und sie hat sich noch zu keinem Entschluß durchringen können. Sie werden ihn gut behandeln, wenn er zustimmt, und für den Fall, daß er es nicht tut, lassen sie ihn gehen. Er muß wohl zufrieden sein. Es ist einfach noch nicht entschieden.«
»Da muß aber ein Zwang dahinterstecken«, sagte Cheiron grimmig. »Wir wissen, wie wir damit umzugehen haben.«
»Aber da ist noch etwas«, sagte Gloha. »Sie haben Verbündete.«
»Verbündete? Wen denn? Noch mehr Kobolde?«
»Die Blumen-Elfen«, sagte Electra und verabscheute sich selbst dafür. »Die Knochenbrecher, die Landdrachen und die Naga.«
»Was?« fragte Nada entsetzt.
»Dein Bruder, Prinz Naldo, ist dort. Es gibt ein altes Bündnis. Sie sind dazu verpflichtet, den Kobolden gegen die Flügelungeheuer beizustehen.« Nun war es heraus.
»Mein eigenes Volk!« rief Nada entsetzt. »Dieses Bündnis hatte ich ganz vergessen!«
Cheiron wandte sich an sie. »Ein solches Bündnis existiert also tatsächlich?«
»Ja. Aber es ist in unserer Zeit niemals in Anspruch genommen worden – tatsächlich seit Jahrhunderten nicht. Wir hassen die Kobolde! Aus diesem Grunde wurde ich auch mit Dolph verlobt!«
Chex schüttelte ärgerlich ihren Kopf. »Es sieht so aus, als hätten wir ein Problem.«
Electra konnte sich gut in die anderen hineinversetzen und mußte ihr beipflichten.
12
DOLPHS DIAGNOSE
Dolph war wie vor den Kopf geschlagen. Nicht allein, daß die Kobolde Che bei sich behalten wollten – nein, sie hatten auch noch Nadas Volk zu ihrer Unterstützung zusammengerufen. Das bedeutete, daß sie bei einem erneuten Angriff von Cheirons Streitkräften gegen ein Volk kämpfen würden, das mit Schloß Roogna verbündet war. Es blieb ihm nicht verborgen, wie bestürzt Nada darüber war. Er wollte sie aufmuntern, aber in dieser Situation fiel ihm nichts Tröstliches ein.
»Wir sollten das noch einmal überprüfen«, brummte Cheiron grimmig. »Wir müßten doch in der Lage sein, den Anmarsch der Landdrachen zu bemerken.«
»Ja«, stimmte Chex zu. Sie gingen zu der Lichtung, die als Laufbahn zum Starten und Landen benutzt wurde.
»Ich werde mit dir gehen!« rief Gloha.
Dolph war unentschlossen. Sollte er eine geflügelte Gestalt annehmen und mit ihnen fliegen oder sollte er hier bleiben, um Nada zu trösten? Er wandte sich ihr zu und sah, wie sie Electra tränenüberströmt umarmte.
Nada stand Electra näher als ihm. Warum machte ihm das so viel aus? Electra hatte immer viel Verständnis für die Probleme anderer gehabt.
Er entschloß
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