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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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diesem Verhalten angewiesen haben.
    »Ich möchte nicht, daß sich Jenny allein albern vorkommt«, sagt Gwendolyn. »Hier draußen kennt mich ja keiner, also kann ich es auch wagen, mir so eine Brille aufzusetzen.« Sie klemmte sich die Brillenbügel hinter die Ohren.
    Dann stand sie einen Augenblick lang ganz still, während ihr Unterkiefer vor Erstaunen langsam herunterklappte. »Ich kann sehen!« rief sie freudig aus. »Ich kann einfach alles sehen, ganz gleich, wie weit es entfernt ist!« Sie hob ihr Gesicht empor. »Ist… ist das eine Wolke?«
    »Ja«, sagte Jenny, die jetzt alles verstand. Sie hatten Gwendolyn einen Grund geben wollen, eine Brille aufzusetzen, ohne zu erklären, welchen Effekt die Linsen auf ihre Sehkraft haben würden. Nun konnte sie genauso gut wie alle anderen sehen und brauchte nicht mehr so zu tun, als könne sie es auch ohne Brille.
    »Falls wir jedoch plötzlich irgendeinem Kobold über den Weg laufen sollten, werden wir alle unsere Brillen so lange abnehmen«, versicherte Che, »bis wir nicht mehr in seiner Nähe sind. Dann kann keiner mehr Schoten über uns verbreiten.«
    Die beiden Mädchen nickten, denn sie verstanden nur zu gut.
    Sie kehrten zu den erwachsenen Zentauren zurück und hatten nun alle eine Brille auf der Nase. Sogar Sammy hatten sich so ein Nasenfahrrad auf das Schnäuzchen gesetzt. »Wie ich sehe, habt ihr Kinder bei euren Spielen wieder mal nur Spaß und Unsinn im Kopf«, bemerkte Cheiron. »Vielleicht sollten wir beide uns diesem Schauspiel anschließen und auch Brillen aufsetzen.«
    »Nein, Herr Vater«, sagte Che. »Nur Kinder dürfen sich kindisch aufführen.«
    »Hier stehe ich, geläutert und belehrt«, sagte Cheiron und machte dabei ein drolliges Gesicht. Jenny kannte Cheiron noch nicht sehr lange, aber sie wußte schon jetzt, daß sie ihn sehr gern haben würde.
    »Wenn ihr euch schon mit solchen Albernheiten abgeben müßt«, sagte Chex streng, »dann tut das wenigstens während der Reise, damit wir nicht noch mehr Zeit verlieren.«
    Sie waren schnell dazu bereit. Gwenny kraxelte auf Cheirons Rücken und Jenny auf Chex’. Die Zentauren trabten wieder los.
    Alles hatte sich nun verändert. Jenny wie auch Gwenny konnten Xanth jetzt in seiner ganzen Schönheit betrachten. Gwenny drehte ihren Kopf bald hierhin, bald dorthin, als wolle sie alles in sich aufsaugen, bevor es wieder verschwand. Dann blickte sie Jenny an, und Jenny zwinkerte ihr zu. Gwenny brach in heiteres Gelächter aus, aus reinster Freude darüber, daß es ihr möglich gewesen war, ein solches Mienenspiel auch aus dieser Entfernung so gut erkennen zu können.
    Etwas später am Tag trafen sie auf eine riesige, hiesige, lange Schlange. Die Kreatur hob den Kopf und zischte hungrig – nur, um sich kurz darauf von zwei Pfeilen eingeklemmt wiederzufinden, die dumpf in zwei Bäume links und rechts neben ihrem schlanken Schlangenkörper eingeschlagen waren. Sie starrte Cheiron an, der seinen Bogen noch in der Hand hielt, und entschloß sich, doch lieber ein anderes Wesen in größerer Entfernung anzuzischen. Einen Augenblick später war sie verschwunden.
    Jenny hatte bisher angenommen, daß fliegende Zentauren einer Bedrohung dadurch entkamen, daß sie einfach davonflogen. Nun sah sie, daß das nicht immer der Fall war. Cheiron hatte die Schlange nicht verfehlt, er hatte sie nur gewarnt. Der Bogen eines Zentauren war so treffsicher wie seine Ausdrucksweise.
    Neben einem lieblichen Teich machten sie Rast. Jenny fiel plötzlich auf, daß sie eigentlich großen Durst hatte. »Ich könnte ganz allein die Hälfte davon auf der Stelle austrinken!« forderte sie die anderen heraus.
    »Ich auch!« seufzte Gwenny zustimmend.
    »Vorsicht«, warnte Cheiron. »Man sollte niemals Wasser aus einem unbekannten Teich trinken, als wäre es selbstverständlich.«
    Jenny dachte an die Haßquelle der Horde und schüttelte sich.
    Cheiron sah sich um und fand einige Marienkäfer, die gerade von einigen Hirschkäfern belästigt wurden. Zwei der letzten Art fing er in der Hand, trug sie zu dem kleinen Weiher und ließ sie hineinplumpsen. Sie plantschten kräftig umher und ruderten dann zum Ufer. Cheiron nahm sie wieder heraus und betrachtete sie gründlich. Sie waren beide naß, aber unversehrt.
    Vorsichtig setzte er sie neben einer Schießbeere zu Boden.
    Die Hirschkäfer achteten jedoch überhaupt nicht darauf, sondern krabbelten statt dessen wieder zu den Marienkäfern, eifrig bemüht, diese um so mehr zu belästigen.

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