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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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gewußt wie«, versicherte Godiva. »Eine Frau kann schön sein, allein mit ihrem Haar bekleidet, wenn sie es nur auf die richtige Art frisiert. Es kommt auf die Technik an.«
    Das galt sicherlich für Godiva! Sie hatte das wundervollste schwarze Haar, das Electra je gesehen hatte. Es reichte ihr bis zu den Knien. Ihr Haar war ständig in Bewegung, so als würde es sie die ganze Zeit liebkosen. Aber Electra hatte so etwas nicht zu bieten.
    Godiva brachte einen weißen Stoff. »Das wird dein Hochzeitskleid werden«, sagte sie.
    »Aber…«
    »Jede Frau sieht schön aus in ihrem Hochzeitskleid«, meinte Godiva. »Es ist ein Teil des Zaubers.«
    »Aber ich kann das doch nicht tragen, wenn ich gar nicht heirate!«
    »Natürlich kannst du das. Naldo wird herausfinden, wie.« Die Frau arbeitete geschäftig, wobei sie bei Electra da und dort Maß nahm, dann den Stoff zuschnitt und mit schnellen, gleichmäßigen Stichen zusammennähte. Bald war es fertig zum Anprobieren. »Zieh dich aus.«
    Electra gab ihren Widerstand auf. Es war etwas Hoffnungsvolles und Faszinierendes an dieser Geschäftigkeit, dem sie nicht widerstehen konnte. Selbstverständlich würde sie Dolph nicht heiraten, aber wenigstens für diese eine Stunde konnte sie so tun als ob. Sie zog Hemd, Jeans und ihre klobigen Schuhe aus.
    Godiva sah sie mit unverblümter Direktheit an. »Du bist noch schmutzig von der Belagerung. Geh zum Alkoven und wasch dich.«
    Gehorsam ging Electra hin. Der Anweisung einer Mutter widersetzte man sich nicht.
    Es gab dort einen polierten Steinspiegel, aber Electra schaute sich nicht an, denn sie wußte, daß es dort nichts Ermutigendes zu sehen gab. Sie säuberte sich, trocknete sich ab und wandte sich dann um, um ihr Höschen anzuziehen. Aber es lag nicht mehr da. An ihrer Stelle fand sie etwas anderes.
    Sie hob den leichten Satinstoff auf. Es war ein ganz entzückendes rosafarbenes Höschen. »Oh! Das kann ich doch nicht anziehen!« rief sie aus.
    »Glaubst du denn, ich lasse dich ein Hochzeitskleid über einem schmuddeligen Höschen anprobieren?« fragte Godiva.
    Verlegen gab Electra auf. Sie zog das rosa Höschen und einen rosa Büstenhalter an, wobei sie doch etwas beschämt war. Dann trat sie zurück, denn sie wußte, daß ihr Erröten genau zu der Farbe der verbotenen Kleidungsstücke paßte.
    »Sehr gut«, beurteilte Godiva kurz. »Und nun das.«
    Sie hielt das Kleid hoch. Es war ziemlich offensichtlich, daß es nicht der Mangel an Erfahrung beim Schneidern von Kleidungsstücken war, der Godiva veranlaßt hatte, sich nur in ihr Haar zu hüllen. Sie mußte viel Geschicklichkeit beim Schneidern für ihre Tochter erworben haben.
    Electra stieg hinein und war beinahe ängstlich, es zu berühren. Das Material war wunderbar leicht und anschmiegsam. Godiva machte noch ein paar schnelle Änderungen und ließ sie dann in ein Paar weiße Sandaletten schlüpfen.
    »Öffne dein Haar.«
    Electra tat es und zupfte die Flechten auseinander. Sie trug einen üppigen Schleier und steckte eine weiße Blume hinein. Sie kam sich völlig dämlich vor.
    »Jetzt sieh in den Spiegel«, fordert Godiva und schubste sie dorthin zurück.
    Ergeben ließ Electra es geschehen. Sie holte tief Luft und schaute hinein.
    Vor ihr stand ein Bild von vollkommener Schönheit, ein Märchen von einer Braut. Die Frau im Spiegel war groß, schlank und dennoch wohlgeformt, und ihr zartgeschnittenes Gesicht war lieblich. Das konnte unmöglich sie selbst sein!
    »Ja, ich glaube, so geht es«, urteilte Godiva. »Jetzt müssen wir das alles bis zur richtigen Gelegenheit verstecken und sehen, was Naldo ausgetüftelt hat.«
    Electra tat es leid, ihre alten, schmuddeligen Kleider wieder anzuziehen, aber sie sah ein, daß es so am besten war. Es war eine wunderschöne Vision gewesen, aber mehr auch nicht.
    Bald fühlte sie sich wieder als die alte, schäbig und gewöhnlich, mit einem Päckchen unter dem Arm. Sie war noch nie so unzufrieden über sich selbst gewesen wie in diesem Augenblick. Das war das Schlimmste an Visionen: Sie ließen die Wirklichkeit so viel unattraktiver erscheinen.
    Draußen an der Erdoberfläche war Naldo inzwischen bereit. »Ich glaube, ich habe einen Weg gefunden«, meinte er. »Prinz Dolph muß Electra heiraten…« Electras Herz machte ein paar törichte Sprünge, »am Tag, bevor sie achtzehn wird, und sich am nächsten Tag scheiden lassen, damit er Nada heiraten kann«, schloß er. »Das wird Electras Leben retten, ohne Dolph von seinem Wunsch

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