Mond-Elfe
auch einen wunderschönen, großen Hochzeitskuchen. Dolphs Aufgabe war es, ihn anzuschneiden, aber er schien nicht genau zu wissen wie, so daß sie seine Hand führte. Durch ihre Bemühung, Dolph da sicher durchzubringen, war ihre eigene Nervosität völlig verschwunden. Sie mußte Nada deswegen vorwarnen, damit sie morgen darauf vorbereitet wäre, Dolph zu helfen.
Schließlich war alles vorüber, und sie waren für den Rest der Nacht allein in ihrem Pavillon. Die anderen waren alle nach Hause gegangen, oder wo auch immer Hochzeitsgäste gewöhnlich die Nacht verbrachten.
Das Zimmer war hübsch eingerichtet, mit einem riesigen Federbett. Überall lagen kleine und große Kissen herum. Viel mehr gab es nicht. Offenbar wurde von Ehepaaren nicht erwartet, daß sie in ihrer Hochzeitsnacht an anderen Dingen interessiert waren.
Dolph war etwas unsicher. »Was nun?« fragte er.
»Jetzt müssen wir unsere Ehe vollziehen«, antwortete Electra. »Sie ist nicht gültig, bis wir es getan haben. Und sie muß gültig sein, bevor wir uns scheiden lassen können.«
Er starrte sie an und verstand immer noch nicht so recht, was sie meinte. »Oh!«
Electra begann sich vorsichtig zu entkleiden, denn sie wollte nicht, daß ihre entzückende Aufmachung in irgendeiner Weise Schaden nahm. Sie würde sie wohl niemals wieder tragen, aber Nada brauchte sie noch. Nada würde bestimmt doppelt so schön darin aussehen wie Electra es jemals für sich erträumt hätte.
»Vielleicht ziehst du auch deine Kleider aus«, schlug sie vor. »In deinem schicken Anzug solltest du nicht schlafen.«
»Äh, ja, das denke ich auch.« Er sah sie hilflos an. »Lectra, ich… ich glaube, ich sehe dich jetzt zum ersten Mal richtig.«
Sie lachte. Seltsamerweise genoß sie das ganze. »Aber natürlich hast du mich schon gesehen. Ich war bei jeder Gelegenheit mit dir zusammen, die sich mir bot, seit du mich vor sechs Jahren wachgeküßt hast.«
»Ich meine, als du diesen Seitengang entlang kamst, habe ich dich kaum wiedererkannt. Du warst wunderschön.«
»Das war die Kleidung, das war ihre Magie.«
»Oh!« Er begann sich auszuziehen. »Äh, sollten wir, ich meine, Mutter sagt immer, Leute sollten nicht unbekleidet zusammen…«
»Wir sind aber jetzt verheiratet, Dolph«, sagte sie und strahlte ihn dabei an, obgleich sie in Wirklichkeit selbst ihre Bedenken hatte. Ob es jetzt wohl erlaubt war, daß er sie in ihrem Höschen sah? Sie beschloß, daß es jetzt oder niemals geschehen müßte, denn ab morgen würden es Nadas Höschen sein, die er sah, nachdem er es sechs Jahre lang vergeblich versucht hatte. Falls ihr Höschen auch nur die winzigste Chance haben sollte, dann nur, bevor er das von Nada gesehen hatte.
Sie machte sich Mut und zog ihr Hochzeitskleid über den Kopf. Plötzlich stand sie in ihrer bezaubernden rosafarbenen Unterwäsche vor ihm. Sie hoffte, Dolph wäre zumindest so gnädig, ein kleines bißchen beeindruckt zu sein. Langsam drehte sie sich zu ihm herum, damit er sie ansehen konnte.
Auch Dolph trug jetzt nur noch seine Unterhosen. Er sah sie an und verfiel auf der Stelle wieder in Trance. Völlig erstarrt stand er da und bewegte nicht den kleinsten Muskel. Oh, nein! Er war ja schon wieder durcheinander.
Sie ging auf ihn zu, immer noch fest entschlossen, sich diese Nacht aller Nächte nicht verderben zu lassen. »Komm wieder zu dir, Dolph!« sagte sie. »Es ist doch alles in Ordnung! Wir sind verheiratet!«
»Hö-Hö-Hö…« stotterte er.
»Höschen«, bestätigte sie mit fester Stimme. »Ich weiß ja, daß es nicht das ist, nach dem du schon so lang Ausschau gehalten hast, aber vielleicht hilft es dir, dich auf das vorzubereiten, was dich morgen erwartet.«
Er verharrte jedoch unverändert in seinem tranceartigen Zustand, stand einfach nur da und glotzte sie an.
»Du Feigling!« stieß sie hervor. »Das hilft uns keinen Schritt weiter!« Sie nahm ein Kissen und warf es in seine Richtung. Es traf ihn genau am Kopf.
Das wirkte. Dolph griff nach einem Federbett und schleuderte es ihr entgegen. Electra schmiß ein weiteres zu ihm zurück. Kurz darauf befanden sie sich mitten in einer der größten und wildesten Kissenschlachten, die sie je erlebt hatten, denn es gab hier eine solche Vielzahl an Kissen und Federbetten und niemanden, der sie daran hindern konnte. Electra hatte schon einige Kissenschlachten mit Nada und Ivy auf Schloß Roogna hinter sich gebracht, aber ihre damaligen Gegner waren immer sehr zurückhaltend gewesen, weil
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