Mond-Elfe
daß du Dolph ansiehst, wenn du diesen Trank einnimmst, denn wenn du zuerst einen anderen Mann anblickst, wirst du ihn an Dolphs Stelle lieben. Das ist nicht die Art Zaubertrank, der in manchen Quellen gefunden wird und der sofortige, äh, Aktivität verursacht. Er wird einfach nur bewirken, daß du ihn liebst. Aber es wäre unangenehm, wenn…«
»Ich verstehe«, sagte Nada.
»Da ist noch eine andere Sache«, fügte Electra irgendwie verlegen hinzu. »Ich weiß nicht, wie ich… den Storch herbeirufen kann. Ich habe verstanden, daß eine Heirat ungültig ist, solange man das nicht getan hat.«
Grey schüttelte den Kopf. »Du bist technisch gesehen immer noch minderjährig. Die Erwachsenenverschwörung…«
»Aber Dolph weiß es doch auch nicht«, fuhr Electra fort. »Also wie sollen wir dann…?«
Ivy hob hilflos die Schultern. »Wir dürfen es dir nicht verraten. Aber sicherlich wirst du es herausfinden, wenn die Zeit gekommen ist. Das tun die meisten Leute.«
Electra antwortete nicht, aber sie hatte ihre Zweifel.
Die Hochzeit wurde natürlich auf der Insel der Liebe gefeiert. Das war der Ort, an dem Electra tausend Jahre lang geschlafen hatte (mit Zeiterlaß für gutes Betragen) und von Prinz Dolph wachgeküßt worden war. König Dor hatte veranlaßt, daß ein Pavillon am Strand errichtet wurde, den man bei Nacht verschließen konnte, so daß sie die Hochzeit direkt hier auf der Insel der Liebe genießen konnten. Tatsächlich war die Insel seit ihrer Wiederentdeckung beliebt geworden, und das nicht nur bei jungen Paaren. Es war eine wunderschöne Gegend. Die Zentauren hatten sogar eine Expedition zu einem bestimmten Ort gesandt, um dort im Sand zu graben und nachzusehen, ob sie die Ruinen der alten Residenz der Magierin Tapi finden konnten. Diese Expedition wurde von zwei Zentauren mit Namen Archä und Ologie geleitet, und sie wußten mit Sicherheit genau, was sie taten, aber niemand anders schien das zu wissen. Sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, Electra zu befragen, die doch dort gelebt hatte und ihnen daher alles über die Insel hätte sagen können. Aber das war nun einmal die Natur des Volks von der Zentaureninsel.
Electra nahm ihr Päckchen mit in ein abgeschlossenes Zimmer, um dort ihr Hochzeitskleid überzustreifen. Zu ihrem Mißfallen war es ihr an diesem Tag nicht gestattet, Dolph zu sehen. Das war ein Teil des Rituals bei dieser Festlichkeit. Nada war ihre Brautjungfer, was bedeutete, sie mußte darauf achten, daß Electra alles richtig machte. Das war gut so, denn Electra wußte, daß sie es allein nicht zustandegebracht hätte. Sie war furchtbar aufgeregt, schuldbewußt, deprimiert und hoffnungsvoll – alles auf einmal. Sie würde einen Tag und eine Nacht mit Dolph verheiratet sein, doch wurde ihre Freude an dieser Vorstellung durch ihr Wissen gedämpft, daß es unangenehm für Dolph sein würde. Sie würde alles tun, um ihn glücklich zu machen, doch das genügte nicht. Sie würde nur ihr Leben retten, damit er keine Schuld verspürte, wenn er Nada heiratete.
»Ich hatte gerade eine Idee«, sagte Nada, während sie sich mit dem Kleid beschäftigt, um alles zu befestigen und zurechtzurücken. »Stell dir einmal vor, wir würden den Liebestrank in Dolphs Getränk schütten? So daß er es trinkt, wenn er mit dir zusammen ist, und…«
Electra spürte eine furchtbare Verlockung. Sie schalt sich selbst dafür. »Nein. Das wäre unrecht.«
Nada seufzte. »Ich dachte mir schon, daß du das sagen würdest. Dein Leben und dein Glück stehen auf dem Spiel, aber du bestehst darauf, das zu tun, was richtig ist.«
»Es tut mir leid. Ich weiß, es ist albern.«
»Das war nicht der Ausdruck, der mir vorschwebte.« Nada fuhr mit ihrer Geschäftigkeit fort. Sie befestigte eine zarte, rote Liebesrose an Electras wallendem Haar und steckte den Schleier auf ihrem Kopf fest, während sie beides zurechtrückte.
Schließlich war auch das getan. Nada trat zurück, um sie zu begutachten. »Es ist überwältigend!« stieß sie hervor.
»Es ist ein hübsches Kleid«, stimmte Electra zu.
»Du bist auf einmal die entzückendste Frau des Tages«, stellte Nada fest.
Electra lachte ein wenig bitter. »Godiva sagte, daß Hochzeitskleider magisch sind. Stell dir vor, wie du morgen darin aussehen wirst! Sie können hier und dort und besonders da die Nähte herauslassen, damit es paßt.«
»Ich kann nur sehen, wie gut es dir heute steht. Lectra, du hattest schon immer einen Minderwertigkeitskomplex wegen
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