Mond-Elfe
auf Zukunft war, so erschien ihr die Zeit doch in ihrem Herzen großartig und wunderbar.
Sie wischte sich mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht. Welchen Grund hatte sie zu weinen?
Auf dem magischen Pfad reiste man schnell, und nach kurzer Zeit waren sie angekommen. Electra stieg ab, und nachdem Nada wieder ihre menschliche Gestalt angenommen hatte, zog sie das Kleid, das Höschen und die Schuhe an, die Electra in ihrem Rucksack aufbewahrt hatte. Bei dem Kleid und den Schuhen spielte es keine Rolle, aber es war äußerst wichtig, daß kein männliches Wesen die Höschen zu Gesicht bekam. Sie waren von aufregendem Rosa, während Electras langweilig weiß waren, aber das durfte kein Mann wissen. Wo würde Xanth hinkommen, wenn so etwas geschähe?
Nada drehte sich zu ihr um, als sie vor dem Burggraben standen. »Ich wünschte, er würde dich heiraten«, sagte sie.
»Ich weiß.« Aber sie wußten beide, daß ihre Wünsche nicht zählten. Nur auf Dolphs Entscheidung kam es an. Er würde seine Wahl treffen, und die Auserwählte müßte ihn heiraten. Dies war von Anfang an selbstverständlich gewesen, von dem Moment an, als Königin Irene erklärt hatte, daß er nicht beide heiraten könne. Ein Mann mit zwei Frauen? Aus irgendeinem Grund war das nicht richtig.
Sie betrachteten die Burg. Sie sah ganz normal aus, jedoch war die Zugbrücke hochgezogen. Das bedeutete, daß sie nicht einfach hineinmarschieren konnten.
Sie blickten einander wissend an. Der Gute Magier Humfrey war jetzt nicht da, aber Grey Murphy tat sein Bestes, um ihn in der Zwischenzeit zu ersetzen. Er besaß das Buch der Antworten, die ganzen Sammlungen von Phiolen und Flüchen und all die anderen Dinge, die ein Zauberer benötigte. Auch Ivy war da, die ihn gegebenenfalls verstärken würde. Alles in allem hatte er in diesen drei Jahren seine Sache ganz gut gemacht, auch wenn Electra wußte, daß er manchmal lange nach einer schwierigen Antwort schürfen mußte. Er hatte die gleichen Regeln aufgestellt, nach denen sich Humfrey gerichtet hatte: Jeder Anwärter mußte drei Hindernisse bewältigen, um in das Schloß zu gelangen, und daraufhin ein Jahr lang Dienste oder etwas Entsprechendes verrichten. Das geschah, um jene auszusieben, die es nicht wirklich ernst meinten. Sogar unter diesen Bedingungen gab es eine große Anzahl von Leuten mit Fragen. Einige saßen jetzt am Rand des Burggrabens und versuchten offensichtlich herauszufinden, ob ihre Fragen wirklich wichtig genug waren, um den Preis für die Antworten zu rechtfertigen. Das erklärte, warum die Zugbrücke hochgezogen war, denn andernfalls wären diese Leute einfach hineinspaziert.
Nada nickte, wobei ihre graubraunen Locken niedlich tanzten. Electras Locken waren auch braun, aber irgendwie tanzten sie niemals und hingen einfach lustlos herunter, wie auch immer sie frisiert waren. »Ich denke, daß Grey es sich nicht leisten kann, irgend jemanden vorzuziehen«, sagte sie.
Electra stimmte ihr zu. Niemand wird bevorzugt! Nadas andere beste Freundin war Ivy, und selbst Ivy wurde ein wenig nervös, wenn Nada ihrem geliebten Grey zu nahe kam. Warum Ivy und Grey einander die Ehe versprochen hatten, während Dolph, Nada und Electra miteinander verlobt waren, war eine Frage, die keiner von ihnen jemals richtig gestellt hatte. Daher konnte Grey es sich auch nicht erlauben, Nada ohne Hindernisse einzulassen, während andere einfach zusahen.
»Vielleicht kann ich allein reingehen«, fragte sich Electra.
»Allein?« Nadas graubraune Augen zeigten ein wunderschönes Erstaunen. Electras Augen dagegen vergaß man schnell, ob sie nun erstaunt oder aufgeregt schauten. Selbst sie konnte sich nicht an ihre Farbe erinnern, wenn sie überhaupt eine hatten.
»Keiner wird bemerken, wenn ich hineingehe.«
» Lectra , fängst du wieder mit deinem Minderwertigkeitskomplex an?« fragte Nada ernst.
»Nun ja…«, sagte Electra schuldbewußt.
»Das würde ich nicht machen! Du bist eine großartige Freundin und ein tolles Mädchen, und nur ein Idiot würde dich nicht bemerken!«
»Was ist mit Dolph?« fragte Electra gepreßt.
»Er ist ein Idiot!«
Angesichts der schmerzhaften Wahrheit, die darin steckte, lachten beide.
»Was soll’s«, sagte Nada nach einem Augenblick, »es geht sowi e so nicht um dich oder mich, sondern darum, daß die Zugbrücke oben ist und wir keine Bevorzugung erwarten können. Daher mü s sen wir uns wie jeder andere auch auf jede erdenkliche Art vora n arbeiten. Schließlich haben wir
Weitere Kostenlose Bücher