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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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anscheinend irgendwo hinbringen. Die Männer sind gewiß brutal, aber Godiva hielt sie davon ab, mich zu mißhandeln. Koboldfrauen sind selbstverständlich netter als Koboldmänner. Die Tatsache, daß sie die Horde angeführt hat, läßt vermuten, daß etwas anderes als zufällige Gewalttätigkeit damit zu tun hat. Das ist ziemlich merkwürdig.«
    »Wie haben sie dich geschnappt? Wußtest du nicht, daß du dich von den Kobolden fernhalten mußt?«
    »Natürlich wußte ich das! Aber sie lockten mich mit dem Geruch frischgebackener Törtchen, und ich konnte einfach nicht an mich halten. Wenn du glaubst, daß Zuckersandkuchen gut schmecken, dann solltest du erst einmal frischgebackene Törtchen probieren! Doch dann umzingelte mich ein schrecklicher Nebel, und plötzlich war ich völlig verschnürt und ein Gefangener der Kobolde. Ich denke, sie haben einen Einwegpfad.«
    »Einen Einwegpfad? Aber alle Pfade führen doch in beide Richtungen!«
    »Keineswegs! Magische Pfade werden typischerweise nur einmal begangen, und manche führen nur in eine Richtung. Ich vermute, daß die Kobolde so einen benutzt haben, um mich eine große Strecke von meiner Heimlichtung wegzuführen, so daß meine Mutter meinen Spuren nicht folgen konnte. Nun haben sie ihren Pfadzauber erschöpft und müssen in gewöhnlicher Form vorgehen. Aber sie schienen keine hiesigen Kobolde zu sein, weil sie diese Gegend nicht kennen. Godiva hatte gerade das Gebiet da drüben erforscht, als du zu mir gestoßen bist.«
    Jenny entschied sich, nicht über die Richtungen von Pfaden zu streiten. Wenn sie einen Einwegpfad sehen würde, dann würde sie es glauben, aber nicht vorher. »Das ist lustig, daß sie einen solchen Ärger am Hals haben. Ich hatte gedacht, sie würden dich direkt dahin verschleppen, wo sie herkamen.«
    »Das war auch meine Vermutung. Aber anscheinend hat etwas nicht geklappt, weil sie verwirrt schienen, als sie von dem magischen Pfad abkamen. Sie hatten erwartet, auf der Ostseite der Elemente anzukommen, statt dessen befanden sie sich auf der Westseite.«
    »Aber ein Pfad kann nicht mal eben seinen Verlauf ändern!«
    »Normalerweise tun sie es nicht, aber das ist keineswegs festgelegt. Weil dieser ein Schnellpfad war, war die Szenerie rundherum verschleiert; sie müssen angenommen haben, daß sie in die richtige Richtung gingen. Wir gingen zum Beispiel eine halbe Stunde, bevor wir an sein Ende gelangten, und dann haben wir ihn sicherlich verlassen, und er war verschwunden. Als Godiva sah, wo wir waren, sagte sie beinahe etwas Undamenhaftes, was ungewöhnlich für Koboldfrauen ist.«
    »Sie hörte sich in meinen Ohren nicht damenhaft an!« stimmte Jenny zu. »Ich hörte, daß sie die Männer dumm und idiotisch nannte.«
    »Nein, sie nannte sie bei ihren Namen: Gimpel, Idiot und Schwachkopf. Dumm kam zu diesem Einsatz nicht mit.«
    »Kobolde haben alberne Namen!« lachte Jenny.
    Er lächelte. »Ich gehe davon aus, daß sie unsere Namen auch für seltsam halten.« Dann blickte er auf. »Oh, ich befürchte, wir bekommen Schwierigkeiten!«
    Jenny schaute sich um. »Aber das ist nur eine winzige Wolke! Von der haben wir nichts zu befürchten.«
    »Im Gegenteil! Sie sieht doch sehr wie Cumulo Fracto Nimbus aus, die übelste der Wolken. Er bringt allen guten und sogar einigen bösen Leuten Unheil.«
    »Eine Wolke ? Au weia!«
    Aber Che sah äußerst besorgt drein. »Jenny Elfe, ich hoffe, daß du nicht mehr Lehrgeld zahlen mußt, als dir lieb ist. Vielleicht treibt Fracto auch nur vorüber.«
    Doch die Wolke trieb nicht vorbei. Sie nahm immer festere Konturen an und wurde dunkler und mächtiger. Es schien beinahe so, als habe sie ein nebelhaftes Gesicht mit zwei großen Augen und einem noch größeren Mund. Dann öffnete sich der Mund, und die Wolke blies – und ein kalter Wind schüttelte das Floß.
    Wellen bildeten sich, erreichten das Floß und rüttelten es. Die Wolke schwoll dichter und häßlicher an, und Donner rollten darin. Der Wind peitschte das Blattwerk der Bäume, und erste dicke Regentropfen platschten auf das Floß.
    »Vielleicht sollten wir besser ans Ufer staken«, sagte Jenny verängstigt. »Ich möchte nicht vom Floß in einen Fluß geschwemmt werden, in dem die Wassermokassins warten.«
    »Vielleicht ist es das beste«, stimmte Che zu.
    Jenny hob die Stakstange. Aber sie selbst war noch leicht, während die Stange schwer geblieben war. Nun schien diese schwerer als sie selbst zu sein, was das Staken umständlich machte. Aber

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