Mond-Elfe
Umweg machen, bis sie eine Stelle fand, die eng genug für sie war, um in ihrer menschlichen Gestalt hinüberzuspringen. Dann kroch sie weiter, bis sie zur eigentlichen Spaltenschlucht gelangte. Sie hatte keine geeigneten Übergänge entdeckt, denn die Kobolde trieben sich in dieser Region offensichtlich nicht herum.
In aller Eile zog sie sich zurück, wobei sie hoffte, daß sie Electra nicht verpaßt hatte. Ihre Entdeckung machte ihr Mut. Sie könnte Che zu dieser Kluft führen und Godiva könnte ihn hinüberschweben lassen, während die Kobolde auf der anderen Seite festsäßen.
Sie selbst allerdings auch.
Nada dachte darüber nach, während sie zurücksauste. Aber dann fiel ihr ein, daß das kein Problem werden würde, weil es kein Kobold mit dieser rasenden Form aufnehmen konnte. Sie würde damit keine Schwierigkeiten haben. Tatsächlich wäre es nicht einmal erforderlich, denn sie könnte die Gestalt einer kleinen Schlange annehmen, und Che würde sie in die Hand nehmen und mit hinübertragen.
Dann erinnerte sie sich an das Elfenmädchen, das zuvor versucht hatte, Che zu befreien und dabei selber in Gefangenschaft geraten war. Was würde mit ihr passieren?
Vielleicht blieb genügend Zeit übrig, um sie hinüberschweben zu lassen, nachdem Che in Sicherheit war. Nada wünschte sich das, denn sie wollte mehr über diese Elfe in Erfahrung bringen.
Aber wo wäre Electra zu diesem Zeitpunkt? Sie konnte nicht ihre Gestalt verändern und sich fortschleichen. Sie würde auf der anderen Seite der Kluft zurückbleiben müssen, um Che den Weg zu weisen, während Nada in der Gegend umherschlich. Das würde einen weiteren Vorteil mit sich bringen: Sollte sich die Kobolddame als nicht vertrauenswürdig erweisen, dann wäre jemand da, der Che beschützen könnte.
Beruhigt eilte Nada ihrem Treffen mit Electra entgegen.
Schon bald darauf trafen sie sich ein wenig abseits von der Stelle, wo sie sich getrennt hatten. Offensichtlich hatte Electra ihre Erkundung beendet und war zurückgekommen, um Nada zu suchen. Sie glitt heran und nahm die Gestalt eines Mädchens an. »Mein Ende führt zur Spaltenschlucht«, sagte sie. »Keine Übergänge. Hast du einen gefunden?«
»Ja, ein kleines bißchen weiter oben«, sagte Electra atemlos. »Die Schlucht wird sehr eng dort und die Kobolde haben eine Baumstammbrücke errichtet, einen Baum, der über die Schlucht gestürzt ist. Ich bin dann noch ein Stück weitergegangen, aber man müßte noch eine ganze Weile laufen, bis die Kluft sich verläuft. Also, wenn wir diese Brücke unbrauchbar machen könnten…«
»Das hört sich gut an! Laß mich die Sache mal anschauen.«
Sie machten sich auf den Weg, und Nada untersuchte die Brücke. Es sah so aus, als ob man den Baumstamm mit einer Stange aus seiner Verankerung heraushebeln könnte, um ihn in die Kluft stürzen zu lassen. Es würde die Kobolde viel Zeit kosten, sich einen anderen Baumstamm als Übergang zu beschaffen. Das sah sehr gut aus. Sie wären sogar imstande, den Übergang selbst zu benutzen und den Stamm dann hinunterzustoßen, bevor die Kobolde ihn erreichen konnten.
Daraufhin nahmen sie wieder ihren Marsch zum Lager der Horde auf. Die ersten Anzeichen des Morgengrauens veranlaßten sie, die Vorbereitungen für ihr Vorhaben zu treffen.
Sie waren schon ziemlich spät dran. »Die Kobolde müssen genau vor uns sein«, sagte Nada. »Vielleicht pfeift Idiot, und wir können es hören.«
Sie lauschten und hörten nach einer kurzen Weile tatsächlich die Melodie von ›Kuckuck, Kuckuck… ‹ Sie eilten in der Hoffnung dorthin, daß es kein wirklicher Vogel war.
Das war es nicht. Idiot hatte sich hinter dem Stumpf eines Baumes versteckt, und Godiva stand dicht daneben. »Ich befürchtete, ihr wäret – verlorengegangen«, sagte die Kobolddame erleichtert.
»Oder wären dir davongelaufen?« erkundigte sich Nada.
»Es ist wahr, daß ich euch nicht gut kenne und daß unsere Beziehungen zum Volk der Naga nicht besonders gut sind.«
Nada konnte Godiva immer besser leiden. Die Frau schien die Dinge gerade heraus anzupacken. »Wir haben einen Ausläufer der Spaltenschlucht gefunden, von dem wir annehmen, daß er die Kobolde zurückhalten kann, vorausgesetzt, wir zerstören ihre Brücke, nachdem wir sie benutzt haben. Sofern wir soweit kommen, ohne vorher gefangengenommen oder getötet zu werden…«
»Wunderbar! Wir haben nichts gefunden; die Horde scheint dieses Gebiet abgesucht zu haben. Eine Stunde lang haben wir uns hier
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