Mond-Elfe
Dank«, sagte sie. »Ich hätte die Kluft auch umgehen können, aber das hätte Zeit gekostet.«
»Du hast mir geholfen, indem du die Verfolger aufgehalten hast«, sagte Godiva.
Jetzt liefen die Kobolde auf der gegenüberliegenden Seite der Kluft auf und ab. Gimpel, Idiot und Schwachkopf standen am Rand und schnitten Grimassen zu ihnen herüber, während der Rest der Gruppe sich organisierte. »Vielleicht sollten wir uns lieber einander vorstellen«, schlug Nada vor. »Che, ich glaube, du kennst uns alle.«
»Sicher«, antwortete das Zentaurenfohlen. Er sah etwas mitgenommen aus, was nicht verwunderlich war, doch er bewahrte seine Fassung. »Das ist die Jenny Elfe aus der Welt der Zwei Monde. Dies ist die Prinzessin Nada Naga und das ist Electra. Ich vermute, daß du und Godiva bereits miteinander Bekanntschaft gemacht haben.«
Nada schaute Jenny an. »Stammst du nicht aus Xanth?«
»Nein«, erwiderte die Elfe. Sie hielt ihre vierfingrige Hand hoch.
»Sieh, meine Finger und meine Ohren unterscheiden sich von deinen. Aber, sage mir bitte, habt ihr Sammy gesehen?«
»Wen?«
»Ihren Kater«, sagte Che. »Er kann auf magische Weise Dinge finden.«
»Nein, wir haben keine Katze gesehen«, antwortete Naga.
»Hör zu, Che. Electra und ich kamen eigentlich, um dich zu befreien, aber wir haben erkannt, daß Godiva nicht die Absicht verfolgt, dir weh zu tun. Sie will dich zum Begleiter ihrer Tochter machen. Wir haben ein Abkommen geschlossen, um zusammenzuarbeiten und dich von der Horde zu befreien. Nun müssen wir regeln, wohin du jetzt kommst.«
»Aber ihr könnt Che doch nicht von seiner Mutter fernhalten!« protestierte Jenny. Sie war wirklich der Freund des Fohlens. Sie war so groß wie ein Kobold, was bedeutete, daß sie nur halb so groß war wie ein Mensch.
»Wir mußten einen Kompromiß schließen«, sagte Nada. »Die andere Möglichkeit hätte darin bestanden, dich der Horde zu überlassen.«
Che nickte. »Ich verstehe. Ich habe mich nach eurem Kompromiß zu richten.«
»Aber zunächst einmal sollten wir hier besser verschwinden«, sagte Godiva, »bevor die Horde die Kluft umrundet.«
Tatsächlich lief die Horde der Kobolde schon an der Seite der Schlucht entlang in Richtung des nächsten möglichen Übergangs. Das würde eine Weile dauern, aber nicht lange genug, um es vernachlässigen zu können.
»Dann sollten wir besser zur Schlucht aufbrechen«, schlug Nada vor. »Das ist die Richtung, die jede Gruppe einschlagen würde.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das so gut ist«, sagte Godiva. »Schau, einige von den Kobolden gehen denselben Weg. Dort muß es einen Übergang geben, den du übersehen hast.«
Nada sah, daß es stimmte. »Dann nach Norden«, korrigierte sie.
Sie bildeten eine Reihe und brachen durch den Urwald nach Norden auf. Sie waren alle erschöpft, doch es blieb ihnen keine Zeit zum Rasten. Nada glitt in ihrer großen Schlangengestalt voran, weil sie damit am besten für alle einen Weg bahnen konnte.
Plötzlich hörten sie vor sich ein Grollen. Nada wich erschrocken zurück. Es war ein riesiger feuerspeiender Drache, der schnurstracks auf sie hinabstieß!
8
DOLPHS DAUERREISE
Dolph, der inzwischen die Gestalt eines Nachtfalken angenommen hatte, flog durch die Nacht nach Westen zum Anden-Keks-Fluß. Unglücklicherweise hatte Metria ihm nicht gesagt, an welcher Stelle des Flußufers sich seine beiden Verlobten befanden. Daher war er etwas verunsichert.
Nun ja, alles, was er tun konnte, war, an der Quelle anzufangen, dort Fischgestalt anzunehmen und den Fluß hinunterzuschwimmen, bis er sie gefunden hatte. Irgendwo am Ufer mußte es einen Koboldstamm geben. Dann könnte er Drachen- oder Ogergestalt annehmen, die Kobolde zerfetzen und die beiden Mädchen retten. Diese Vorstellung hatte einen gewissen Reiz.
Mit seinen Nachtfalkenaugen konnte er alles klar erkennen, ganz egal, wie dunkel es war. Aber nicht nur, daß er nicht genau wußte, wo sich die Mädchen befanden, er wußte auch nicht, wo der Fluß sich befand – außer, daß er irgendwo westlich von ihm lag. Beinah wünschte er sich, die Dämonendame wäre bei ihm, denn dann könnte sie ihm die Richtung zeigen. Aber sie würde ihn aus Gehässigkeit wahrscheinlich in die Irre führen.
Endlich konnte er den Fluß ausmachen. Wenigstens glaubte er, daß es der Fluß war. Er flog hinunter, glitt dicht über ihn hinweg und sah einen Haufen Ingwerkekse, die wütend nach ihm schnappten – man mußte sich vor Ingwerkeksbissen vorsehen.
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