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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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unvermittelt. »Weißt du irgend etwas darüber?«
    Sie legte ihre zarte Hand auf den Mund. »Oh, nein, Cheiron! Bist du sicher?«
    »Ich bin sicher, daß er entführt wurde, und die Aktion riecht geradezu nach Kobolden. Wir haben natürlich schon Suchtrupps losgeschickt, aber meine Sorge gilt dem Motiv. Es war mir wieder eingefallen, daß da möglicherweise noch ein Rest Feindschaft wegen der Verbindung deiner Eltern verblieben sein könnte und daß diese Entführung ein Ausguck davon ist.«
    »Davon weiß ich nichts, Cheiron«, beteuerte sie. »Aber ich werde es bestimmt herausfinden! Ich fliege sofort zum Dorf von Gloria und erkundige mich dort.«
    »Ich danke dir. Brauchst du eine Wache?«
    Sie überlegte. »Eigentlich nicht. Aber wenn sich diese Angelegenheit zu etwas Ernsterem entwickeln sollte, wäre es vielleicht doch besser.«
    »Dann setz’ dich auf meinen Rücken, und ich werde dich dahinbringen.«
    Sie nickte und flog auf seinen Rücken, wo sie sich leicht wie ein Vogel niederließ. Dann sprang er hoch, spreizte seine großen Schwingen aus und schwang sich mit kräftigen Schlägen in den Himmel.
    Als die Dämmerung anbrach, erreichten sie das Kobolddorf. Gloha flog los, um sich mit dem Häuptling zu beraten. Währenddessen setzte Cheiron sich und wartete. Er war wachsam, auf der Hut vor Verrat. Wenn der Krieg tatsächlich wieder aufgenommen worden war, könnte seine Reise hierher ebensogut ein Teil eines Plans sein, ihn hier herunterzulocken, damit auch er gefangengenommen werden konnte. Er hatte jedoch keine Angst vor Kobolden: Er konnte mit Pfeil und Bogen ebenso gut umgehen wie jeder andere Zentaur, und das bedeutete, daß fünfzig Kobolde sterben würden, bevor er sich zurückziehen mußte.
    Schon bald kehrte Gloha mit dem Koboldhäuptling zurück. Selbst nach den Maßstäben seiner Rasse war der Mann knorrig und häßlich, aber aus der Nähe betrachtet wirkte er nicht bedrohlich. Vielleicht war das so, weil Gloha neben ihm ging. Im Licht der frühen Dämmerung gab sie einen so prächtigen Kobold ab, wie ihn das Dorf hier wohl kaum jemals zu sehen bekam: Zusammengefaltet bildeten ihre Flügel einen Federmantel, der ihren ganzen Rücken bedeckte, so daß ein Fremder wohl mehrmals hinsehen mußte, um zu erkennen, daß sie ein Mischling war und keine reinrassige Kobolddame. Sogar ein Koboldhäuptling war geneigt, sich halbwegs höflich zu benehmen, wenn er sich in Begleitung eines solchen Geschöpfs befand.
    »Wir wissen nichts über diese Entführung, Federnase«, sagte der Häuptling fast höflich. »Gloha war bei deiner Hochzeitszeremonie vor sechs Jahren dabei und gab ebenfalls das Versprechen, deine Nachkommenschaft zu beschützen. Wir geben zwar keinen Klumpen Dreck um dich, Pferdefuß, oder um deine flatterhafte Mutterstute, aber wir wollen nicht, daß der Simurgh über uns kommt. Also lassen wir alles geflügelte, menschengesichtige Pferdegezücht in Ruhe.«
    »Ich schätze deine Aufrichtigkeit, Keulenfuß«, entgegnete Cheiron höflich nach Art des Protokolls der Kobolde. »Aber was ist mit anderen Koboldstämmen?«
    Der Häuptling blickte finster drein. »Ich kann an den Fingern einer Hand abzählen, wie vielen von ihnen du so sehr vertrauen kannst, daß du dein Fohlen getrost bei ihnen allein lassen könntest, Hufnase.« Finster hob er seine Faust.
    »Aber Großvater Kotbold«, protestierte Gloha, »du kannst doch gar nicht zählen!«
    »So ist es nicht!« erwiderte der Häuptling barsch. »Ich kann nichts zählen – und genauso viele Stämme sind es.«
    »Einverstanden«, sagte Cheiron, »aber es gibt doch keine Verschwörung der Kobolde, nicht wahr? Andernfalls würdest du doch davon wissen?«
    »Richtig, Schwanzgehirn. Es ist wahrscheinlich die Koboldschaft der Goldenen Horde. Dieser Stamm ist dir am nächsten, und sie sind die schlimmsten. Sogar wir mögen sie nicht.«
    »Großvater, du magst doch sowieso keinen anderen Stamm«, warf Gloha ein.
    »Richtig. Aber diese Horde mögen wir noch weniger als die anderen. Das sind ganz gemeine Kobs !«
    Cheiron wußte von der Horde. Sie waren zweifellos die übelsten Kobs. Prinzessin Ivy war mit ihnen mehr als einmal aneinanderg e raten. Größtenteils hatte sie diese Kobolde in der Spalte versenkt. Doch sie wuchsen nach wie Unkraut und machten von neuem Ärger. Sie waren die gewalttätigsten Kobolde und galten nicht g e rade als die Schlauesten unter den Koboldstämmen. Che war mit einer besonderen Magie von verschlagenen Kobolden entführt

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