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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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trotzdem: Je mehr Menschen wir begegnen, desto eher werden wir aufgehalten.«
    »Es gibt einen alten Weg, der auch in die Höhe führt«, antwortete Kibwana. »Er beginnt auf der anderen Seite des Sees gegenüber der Bigata-Hütte. »Ich weiß nicht, in welchem Zustand er ist, ich bin ihn zuletzt vor zehn Jahren gelaufen, aber dort sind wir auf jeden Fall ungestört. Wenn kein dummer Zufall dazwischenkommt.«
    »Irgendwelche gefährlichen Stellen auf dem Weg?«
    »Einige. Aber keine lebensgefährlichen ...« Kibwana grinste.
    »Dann lasst uns keine Zeit verlieren.«
    Sie bogen also eine Weile später von dem ausgetretenen Weg des Kilembe-Trails ab und kämpften sich durch die sumpfige Landschaft an einem kleinen See vorbei. Der Himmel war dunkler geworden. Die Wolken erreichten sie, als sie den See gerade passiert hatten. Starker Regen stürzte unerbittlich auf sie herab und durchnässte selbst ihre Regenkleidung innerhalb weniger Minuten vollständig. Sie waren mitten in der Wolke, der Boden verwandelte sich in einen Sumpf, in den sie immer wieder tief einsanken.
    Wegen des schlechten Wetters war der Aufstieg sehr anstrengend. Schweigend marschierten sie hintereinander her. Kibwana lief voran, suchte nach Anzeichen für den alten Weg, den er schließlich auch fand. Sie erklommen eine Hügelkuppe, nur um danach wieder rutschend und fluchend ins nächste Tal hinabzusteigen.
    Der Regen hatte sich in ein tosendes Unwetter verwandelt, das den Anschein erweckte, als wolle es die Eindringlinge aus dem Ruwenzori vertreiben. Als seien die Berggeister zusammengetreten und schleuderten alle verfügbaren Wasserreserven auf die Wanderer hinab. Starker Wind peitschte ihnen den Regen mit voller Wucht in die Gesichter.
    An der tiefsten Stelle der Schlucht sammelten sich die Wassermassen in einem braun schäumenden Fluss, der zu einem beachtlichen Strom angewachsen war. Die Sicht wurde immer schlechter. Am Ufer des brodelnden Gewässers machten sie halt und suchten nach einer Möglichkeit zur Überquerung. Kibwana sah die baufällige Brücke zuerst. Sie spannte sich zwanzig Meter lang auf dünnen Stelzen über den Fluss und wirkte alles andere als vertrauenswürdig. Durch den immer tiefer werdenden Morast stapften sie bis zum Beginn des Übergangs. Kibwana prüfte die ersten Bretter, die unter seinen Füßen gefährlich nachgaben. Er schüttelte den Kopf.
    »Das geht nicht. Die Bretter sind zu alt.« Er blickte über die im Dämmerlicht schwach glänzenden Bohlen, die etwa fünf Meter über dem Wasser schwebten. »Wir sollten zurückgehen. Ich habe am See einen Felsüberhang gesehen, der bietet uns ein wenig Schutz für die Nacht.«
    »Nie im Leben«, raunzte Georg. Er griff entschieden nach dem alten Seil, das als Geländer fungierte. »Da drüben sind Höhlen. In denen können wir trocken übernachten. Ich laufe jetzt nicht nochmal zurück über diesen beschissenen Berg.«
    Er betrat die erste Bohle. Sie wippte unter seinem Gewicht, aber sie hielt. Ohne sich weiter umzusehen, tastete er sich breitbeinig Schritt für Schritt voran. Die anderen beobachteten ihn besorgt. Als Georg die Mitte der Brücke erreicht hatte, wandte er sich um, winkte ihnen zu und rief, sie sollten endlich nachkommen.
    Harald überwand sich als Nächster. Kibwana versuchte noch, ihn zurückzuhalten, aber Harald schüttelte seine Hand ab und ging los. Die Brücke schwankte bedenklich. Unten drückten die Wassermassen gegen die Holzstelzen, der Wind zerrte an der Konstruktion. Georg hatte das andere Ende der Brücke beinahe erreicht, als sie plötzlich immer stärker zu schwingen begann. Er wollte sich danach umsehen, was hinter ihm geschah, doch das Krachen und Ächzen ließ ihn erst einmal einen Satz nach vorne machen. Das Seil zwischen seinen Fingern erschlaffte plötzlich, die gesamte Brücke erzitterte, es krachte und er verlor den Halt unter den Füßen. In letzter Sekunde rettete er sich auf den Felsen, an dem das eine Seilende der Brücke befestigt war und stürzte zu Boden. Dann wandte er sich um.
    Die Brücke verschwand in den Fluten des brodelnden Wassers. Kibwana und die beiden Träger starrten entsetzt in die Tiefe. Harald war nirgendwo zu sehen. Georg hechtete zum Rand des Abgrundes und sah zuerst nur Wasser und splitterndes Holz. Dann entdeckte er einen Arm. Dann den Kopf, aus dem entsetzte Augen blickten. Eine letzte Holzstelze knickte unter dem Druck des Flusses ein, klatschte auf das Wasser und begrub Harald unter sich. Sein Körper wurde

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