Mondberge - Ein Afrika-Thriller
auch erzählt? Das geheimnisvolle Tal in den Erzählungen der Bayira. Niemand hat es je gesehen. Und wenn du mich fragst: Es gibt dieses Tal nicht.« Peter sah Tom durchdringend an. »Glaub’ mir, die Suche danach ist zwecklos.«
»Was macht dich so sicher?«
»Du kennst dieses Gebirge nicht. Die Berge im Südwesten sind den Bayira heilig. Die Geister der Mondberge ziehen sich in tiefe Schluchten zwischen den Hügeln zurück. Man sagt, dort oben sei der Hort der Geister, der Ahnen. Sie zu stören, kann fatale Folgen haben.«
»Die Geister der Mondberge.« Tom betrachtete den Guide skeptisch. »Also glaubst auch du daran, dass die Welt hier von Geistern bewohnt ist ...«
»Tom, ich bin in diesem Land aufgewachsen. Durch meine Adern fließt afrikanisches Blut. Natürlich glaube ich daran. Ich respektiere den Glauben und die Kulte der Menschen dieser Gegend. Nur wer ihre Regeln kennt und achtet, wird am Ende gestärkt aus den Mondbergen zurückkehren. Und nicht tot sein.«
Peter schulterte einen kleinen Beutel, den er bei sich trug, nickte den anderen zu und begann, auf den nächsten Hügel zuzugehen. Tom blickte ihm einen Moment lang nach, dann folgte er ihm. Hans, Andrea und Imarika taten es ihm gleich.
35
Kilembe-Trail, 17. Juni
Oberhalb des Mutinda-Camps, wo die Gorilla-Forscher Georg und Harald mit Kibwana und den Trägern die Nacht verbracht hatten, trafen sie auf eine kleine Gruppe Wanderer, die ihnen entgegenkamen. Das französische Paar, seine drei Träger und der Guide waren am Tag zuvor von der Nachricht überrascht worden, sie hätten ihre Tour zur Besteigung des Weismann Peak sofort abzubrechen. Ihr Guide hatte eine Kurznachricht des RTS auf sein Satellitentelefon bekommen, als sie schon einen guten Teil des anstrengenden Aufstiegs hinter sich gebracht hatten. Aber ihnen war kein Grund genannt worden. Sie bestürmten Georg mit Fragen, woraufhin dieser kurz skizzierte, was vorgefallen war. Über ihnen braute sich ein Unwetter zusammen, das er skeptisch beobachtete.
»Was ist mit euch? Müsst ihr nicht auch runtergehen?«, fragte die Französin verwundert.
»Wir sind auf der Suche nach Freunden«, sagte Harald und erntete sofort den strafenden Blick Georgs. Wie konnte er nur so tölpelhaft sein?
»Ist euch irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, fragte er schnell.
»Es war kalt und verschneit. Eisig und sehr rutschig. Aber sonst war alles in Ordnung«, sagte der Franzose.
»Wie weit wollt ihr heute noch gehen?«, mischte sich Kibwana ein.
»Wir wollen das Kalalama-Camp erreichen«, antwortete der Guide. »Das sollten wir vor Einbruch der Dunkelheit schaffen.« Er blickte Kibwana fragend an, doch der ließ sich kein weiteres Wort entlocken.
Der Guide zuckte mit den Schultern. »Können wir noch irgendwas für euch tun? Sollen wir unten Bescheid geben, dass ihr hier seid?« Die Neugierde dieses Mannes würde ihnen noch einen Strich durch die Rechnung machen, schoss es Georg durch den Kopf.
»Nein, nein, die wissen Bescheid«, sagte er und bemühte sich, locker zu klingen. »Wir sind auf eigene Gefahr hier und brauchen keine Hilfe.«
Dann drängte er zum Aufbruch. Die Franzosen verabschiedeten sich, stiegen weiter ins Tal hinab und waren binnen Kurzem aus ihrem Blickfeld verschwunden.
Georg mahnte die anderen: »Wir müssen vom Hauptweg runter. Je mehr Leute uns begegnen, desto größer ist die Gefahr, dass uns jemand aufhält oder zu viele Fragen stellt und dann dem Trekking Service Bescheid gibt.«
»Das ganze Dorf Kilembe hat gesehen, dass wir in die Berge gegangen sind.« Harald sah ihn verständnislos an. »Die Träger haben sich bei ihren Familien verabschiedet. Die wissen doch alle längst, was wir tun.«
Georg lachte. »Das glaubst aber auch nur du ... Die Einwohner wissen genau, wem sie welche Informationen geben. Und ich kann dir versichern: Wenn ich etwas Verbotenes tue, weil ich mich für die Rettung meines Bruders einsetze, dann können noch so viele Leute Bescheid wissen, der RTS wird nicht das kleinste Detail erfahren.«
»Wenn uns aber etwas passiert? Dann kann uns auch keiner zu Hilfe kommen.«
»Im Gegenteil. Du hast es ja vorhin selber gesagt: Ganz Kilembe weiß, dass wir hier sind. Und wenn die Menschen dort den Eindruck haben, dass wir Hilfe brauchen, dann sind sie schneller hier oben, als die Offiziellen überhaupt nur ein Rescue-Team zusammenstellen können.« Obwohl er schon lange in Uganda war, war Harald dieses Land noch immer fremd, wie es schien.
»Aber
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