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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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mitgerissen.
    Entsetzt schaute Georg hinter ihm her. Zitternd stützte er sich auf den letzten Pfeiler der Brücke, an dem ein Rest des Seils im Wind baumelte. Dann entdeckte er Harald wieder, der aus dem Wasser auftauchte. Er hielt sich an einem schwimmenden Holzbalken fest, wurde wild hin und her geschleudert. Der Fluss riss ihn unbarmherzig mit sich. Mehr als einmal tauchte er mit dem Kopf im Wasser unter, er schrie, klammerte sich an das Holz, bekam die braune Brühe in den Mund, verschluckte sich, verschwand wieder. Schließlich verkeilte sich der Balken zwischen zwei großen Felsen nahe des Ufers. Harald hielt sich noch immer an ihm fest.
    Georg eilte an dem durchnässten Berghang entlang, kämpfte sich durch das Unterholz, bis er auf Haralds Höhe ankam. Doch Harald war nahe der anderen Flussseite und Georg konnte nichts für ihn tun. Kibwana und die Träger schlugen sich gegenüber durch die Büsche, sie riefen Harald zu, sich weiter festzuhalten und erreichten endlich die Stelle, unterhalb der Harald im Wasser um sein Leben kämpfte. Einer der Träger riss seine Tasche auf, zog ein Seil heraus, das er sich um den Bauch band. Mit Hilfe der anderen ließ er sich eilig den steilen Hang der Schlucht zu Harald herunter. Der Balken, an dem Harald sich festhielt, begann zu ächzen, bald würden ihn die Fluten aus seiner Verkeilung herausdrücken. Kurz bevor er sich löste, griff der Träger nach Haralds Hand und zog ihn aus dem Wasser. Sofort nahm er den vor Todesangst Schlotternden unter den Achseln und bedeutete den Männern oben, sie wieder hochzuziehen. Unendlich langsam hievten sie die beiden herauf. Weg von dem todbringenden Wasser.
    Georg beobachtete die Rettung von der anderen Seite aus und atmete auf, als er seinen Kollegen in Sicherheit sah. Kibwana und er riefen sich durch den strömenden Regen und den eisigen Wind über den Fluss einige Satzfetzen zu. Harald hatte sich das Bein gebrochen. Außerdem hatte er überall Schürfwunden und vermutlich eine Gehirnerschütterung. Er musste so schnell wie möglich in ein Krankenhaus. Kibwana und die Träger würden sich einen Unterschlupf für die Nacht suchen und dann am nächsten Morgen mit Harald den Rückweg antreten. Georg musste sehen, wie er allein klarkam, denn ohne Brücke gab es für ihn keine Möglichkeit, auf die andere Seite des reißenden Flusses zurückzukehren.
    Er entschied sich abzuwarten, die Nacht in einer der Höhlen, die er etwas oberhalb gesehen hatte, zu verbringen und erst dann zu überlegen, was er am nächsten Morgen tun würde. Er holte seine Stirnlampe aus dem Rucksack, wandte sich dem Hang zu und trat in eine Höhle. Hier war es dunkel und muffig. Georg tastete sich im Strahl der Lampe langsam vorwärts, bis seine Hand in etwas Weiches, Matschiges griff. Als er die Lampe auf seine Hand richtete, erstarrte er. An seiner Hand klebte eine stinkende Masse, die er aus den vielen Jahren seiner Arbeit nur zu gut kannte: Gorillakot.

36
    Ruwenzori, 17. Juni
    Tom fuhr aus dem Schlaf hoch. Der Schrei steckte noch immer in seiner Kehle. Drei Nächte lang hatte ihn dieser Traum in Ruhe gelassen, jetzt war er zurückgekehrt. Tom lehnte sich an die kalte Wand, winkelte die Beine an, stützte die Arme auf dem Boden ab. Sie hatten unter einem Überhang übernachtet, Wind und Wetter ausgesetzt, nur mäßig vor den Schauern, die immer wieder über dem Gebirge niedergingen, geschützt.
    »Hast du geschlafen?« Tom zuckte zusammen. Andrea stand neben ihm. Ihre Lippen waren blau gefroren.
    »Nicht viel«, antwortete Tom. »Es ist einfach zu kalt.«
    Andrea setzte sich dicht neben ihn und legte ihren Arm um ihn.
    »Ich auch nicht.«
    Gemeinsam blickten sie in die Landschaft zu ihren Füßen, durch die, wie so oft in den letzten Tagen, leichte Nebelschwaden zogen. »Meinst du, wir haben sie abgehängt?«, fragte sie, ohne die Augen von der üppigen Vegetation abzuwenden.
    »Ich hoffe es ...«, antwortete er matt.
    Peter trat zu ihnen, sprang auf und ab und rieb die Hände aneinander, um sich aufzuwärmen. Hans hielt sich im Hintergrund, ging dann zu einem in der Nähe plätschernden Bach, trank ein wenig Wasser und kehrte zurück.
    »Das Wasser hier oben ist eiskalt«, sagte er, als er sich die Hände an seiner Hose abtrocknete. »Aber das ist ja nichts Neues.« Er stellte sich vor Tom und Andrea, beobachtete sie einen Moment lang und fuhr dann fort: »Lasst uns gehen, sonst erfrieren wir hier noch.« Er drehte sich um und ging in Richtung Süden. Tom sah

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