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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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abwenden, als ihm ein Bild ins Auge fiel, das ganz unten an einer der vielen Pinnwände hing. Er musste in die Hocke gehen, um es genauer zu erkennen. Zwei Personen, die Arm in Arm in die Kamera lächelten. Sie hielten Cocktails in den Händen und schienen sich bestens zu verstehen. Wiese erkannte sie sofort: Der eine war von Schellenburg, der andere, bulliger, schwarz, brutal, war Idi Amin persönlich. Was hatte der Generalbundesanwalt mit Idi Amin zu tun? Das Foto, das seine Kollegin gefunden hatte, fiel ihm wieder ein. Von Schellenburg war also nicht einfach nur in Uganda gewesen. Er hatte offenbar auch eine herzliche Beziehung zu dem früheren Diktator des Landes gepflegt. Wiese rief seine Kollegin in Berlin an und erkundigte sich, ob sie irgendetwas von dieser Beziehung gehört hatte. Sie verneinte, wies jedoch darauf hin, dass es in von Schellenburgs Vita eine graue Zone gab. Zwischen 1970 und 1971 war er eine Weile nicht in Deutschland gewesen. Was hatte der Freiherr von Schellenburg mit dem ehemaligen Machthaber Ugandas zu schaffen gehabt? Nachdenklich verließ Wiese das Haus. Dort brauste eben der Jaguar des Generalbundesanwalts in schnellem Tempo davon. Er hätte ihn jetzt zu gerne persönlich gefragt, woher er den Diktator kannte.
    Als er in seinen Wagen steigen wollte, kam ein von Rost gezeichneter roter Polo die Straße entlang, hielt vor dem Haus von Hans Meyer und spuckte einen Mann aus, den Wiese leidlich kannte. Ein Reporter der Boulevardmedien. Die Presse hatte also Wind von der Geschichte bekommen. Jetzt mussten sie aufpassen. Mit einer Kamera in der Hand schlenderte der Mann auf das Haus zu, doch bevor er den vor der Tür stehenden Polizisten ansprechen konnte, war Wiese schon von der Seite auf ihn zugeeilt.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«, fragte er mit fester Stimme.
    Der Journalist wandte sich erstaunt zu Wiese um, erkannte ihn offenbar sofort und begann breit zu grinsen.
    »Ja, das können Sie sicherlich. Ich komme vom Springer-Verlag und mich würde brennend interessieren, weshalb mir auf dem Weg hierher der Generalbundesanwalt entgegenkam und warum ich jetzt auch noch auf Sie treffe.« Er blickte sich neugierig um. »Wessen Haus durchsuchen Sie hier gerade und warum?«
    »Wir werden heute Abend mit den Vertretern der Presse sprechen. Im Moment kann ich aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben zu Ihren Fragen machen.« Wiese atmete innerlich durch. So schnell war ihm dieses Argument noch nie eingefallen. »Und nun muss ich Sie bitten, dieses Grundstück zu verlassen.«
    »Aber auf der Straße darf ich schon noch stehen bleiben?«, erwiderte der Journalist ironisch. »Oder wollen Sie mir das auch verbieten?«
    »Ich werde Sie nicht davon abhalten können, solange Sie dieses Grundstück nicht betreten«, gab Wiese zurück, nickte dem Polizisten an der Tür zu und ging dann zügig zu seinem Auto zurück. Wenn sie jetzt die Presse auf den Fersen hatten, dann mussten sie auch schnell Ergebnisse vorweisen. Er setzte sich in sein Auto und fuhr nach Berlin zurück.

43
    In der Höhle, 18. Juni
    Als Georg am frühen Morgen aus der Höhle spähte, wütete draußen ein Unwetter, wie er es noch nie in diesen Breiten erlebt hatte. Heftiger Wind riss an den Bäumen und Büschen, Regen prasselte ohne Unterbrechung auf die Erde, die Pflanzen und die Felsen herab.
    Vor der Höhle brodelte der Fluss, dessen Wassermassen noch höher gestiegen waren. Ein letzter Rest der eingestürzten Brücke ragte aus den Fluten heraus. Das schäumende Wasser war für Georg endgültig zur natürlichen Grenze zur Zivilisation geworden. Der Forscher brauchte nicht einmal daran zu denken, den Fluss zu überqueren. Er konnte nur warten. Also zog er sich in die Höhle zurück, wo er sich in der Dunkelheit auf den Boden setzte. Jetzt erst erinnerte er sich an seine Entdeckung vom Abend zuvor. Sofort schaltete er die Stirnlampe ein und erkundete den Boden um sich herum. Er fand schnell, wonach er suchte. Der Gorillakot war frisch.
    Er schloss die Augen, zählte bis zehn und sah dann erneut nach unten. Er hatte sich nicht getäuscht. Georg leuchtete den kleinen Raum ab, in dem er sich befand. Er kniete zwischen zwei Gorilla-Nestern. Sie waren hier gewesen. Nur wenige Tage zuvor. Sie hatten hier eine Nacht verbracht. Kurz vor ihm. Woher waren sie gekommen? Und wo waren sie jetzt?
    Georg untersuchte den gesamten Boden und die Wände der Höhle. Der Raum war etwa drei mal vier Meter groß, die Decke wölbte sich in einer Höhe

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