Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Seite. Bitte.«
»Auch die Regierung Zaires wird einen Einsatz deutscher Einheiten nicht ohne weiteres auf ihrem Territorium zulassen«, warf Kiguli ein, sichtlich mit der Fassung ringend, weil er herumgeschubst wurde wie ein Botenjunge. »Und ein Übertritt zairischer oder deutscher Truppenverbände auf ugandisches Territorium wird internationale Konsequenzen haben.«
»Wenn Sie das so sehen«, fauchte ihn von Schellenburg an, »dann sorgen Sie umgehend dafür, dass Ihre Regierung den Weg für den Einsatz der GSG 9 frei macht.«
Mit hochrotem Kopf erhob sich Kiguli.
»Ich verbitte mir diese Art der Kommunikation!«, hauchte er. »Wenn sie es vorziehen, die Verhandlungen so weiterzuführen, dann sehe ich für mich und mein Land keine Möglichkeit, daran weiterhin teilzunehmen.«
Kiguli nahm seinen Mantel von der Stuhllehne und wandte sich der Tür zu. Wiese war mit drei Schritten bei ihm.
»Herr Kiguli, Sie haben vollkommen Recht.« Er hielt ihn vorsichtig am Ellenbogen fest. »Ich schlage vor, dass wir in Ruhe darüber sprechen.«
Wiese geleitete ihn zu seinem Stuhl zurück, nahm ihm den Mantel ab, legte ihn sorgfältig über die Lehne.
»Wir sind im Moment alle ein wenig unausgeruht, und da fällt schon mal ein unbedachtes Wort. Bitte nehmen Sie das dem Herrn Generalbundesanwalt – und uns allen als Betroffene – nicht übel. Wir sollten das jetzt nicht überbewerten.«
Kiguli nahm mit verkniffenem Mund wieder Platz und verschränkte die Arme, sodass sein Veto zu der Art des Umgangs mit seinem Land deutlich sichtbar wurde.
Auch der Generalbundesanwalt zog sich wütend in seinen Stuhl zurück, während Huber zu schlichten versuchte: »Meine Herren, wir wollen doch alle das Gleiche erreichen: die Freiheit der Geiseln.«
»Da täuschen Sie sich«, zischte Kiguli zwischen den Zähnen hervor. »Ich strebe die Unversehrtheit der staatlichen Autonomie Ugandas an erster Stelle an. Was wir zur Befreiung der Geiseln tun können, das wird sich zeigen.«
»Selbstverständlich wird es keinen Zugriff ohne Ihr Einverständnis geben, Herr Kiguli«, mischte sich Wiese wieder ein. »Seien Sie dessen versichert. Lassen Sie uns dennoch überlegen, wie wir mit Ihrer Regierung in eine Phase der konstruktiven Zusammenarbeit eintreten können. Zum Wohle beider Staaten und der Menschen, deren Schicksal auf dem Spiel steht.«
»Ich werde mit dem Armeechef sprechen, welche Form eines Einsatzes er sich vorstellen kann,« ließ Kiguli heraus.
»Bis wann können wir mit einer Antwort rechnen?«, fragte Wiese.
»Ich denke, dass Sie übermorgen eine Stellungnahme unseres Militärs und der ugandischen Regierung vorliegen haben.« Er blickte in die Runde, bevor er fortfuhr: »Aber zuvor brauchen wir natürlich ein Lebenszeichen von Ihren entführten Landsleuten.«
Schweigen breitete sich im Raum aus. Übermorgen. Das war ein Witz. Es musste viel früher etwas geschehen. Sie konnten nicht einfach warten, bis die Beamten in Ostafrika eine Stellungnahme für ihre Regierung verfasst hatten.
»Wenn Sie mich dann jetzt entschuldigen würden«, sagte Kiguli. »Ich habe noch andere wichtige Aufgaben zu erledigen.«
Er verabschiedete sich und verließ den Raum. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, begann von Schellenburg schon, Schimpftiraden gegen den Botschafter abzulassen. Als jedoch keiner der anderen auf seinen Ausbruch reagierte, verebbte seine Wut genauso schnell wieder.
»So oder so müssen wir an die Geiseln herankommen«, sagte Wiese. »Solange wir nicht wissen, wo sie sind, ob sie überhaupt noch gefangen sind und ob es ihnen gut geht, können wir keinen sinnvollen Plan entwickeln, wie wir weiter vorgehen.«
»Sind Sie sicher, dass wir mit Kayibanda nicht vielleicht doch noch zu einer akzeptablen Verhandlungsebene finden?«, wollte Huber wissen.
»Bernard Kayibanda scheint fest davon überzeugt zu sein, mit seinen Methoden zu dem Ziel zu gelangen, das er anstrebt: seine Ausreise aus Deutschland. Doch wie soll das gehen? Der zuständige Bundesanwalt wird wohl kaum die Anklage fallen lassen, weil ein paar deutsche Touristen entführt wurden.«
»Es sei denn«, sagte Huber vorsichtig, »der Generalbundesanwalt selber würde eingreifen.«
»Das ist vermutlich Kayibandas Plan«, ergänzte Wiese. »Aber wenn wir uns darauf einlassen, dann verschwinden nächste Woche wieder deutsche Touristen, darauf können Sie Gift nehmen.«
»Und wenn wir den Herrn in Hamburg einfach mal anständig in die Mangel nehmen?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher